700 gegen neuen AUA-Vertrag

Rund 700 AUA-Mitarbeiter des fliegenden Personals haben am Donnerstag an einer Betriebsversammlung auf dem Flughafen teilgenommen. Sie wehren sich gegen einen Umbau der Kollektivverträge. Das Management will verhandeln.

Vor den versammelten Mitarbeitern ergriff zunächst AUA-Bord-Betriebsratschef Karl Minhard das Wort und griff den Vorstand massiv an: „Das Papier, das sie uns übergeben haben, das einzige, was mir dazu einfällt, ist Respektlosigkeit.“ Minhard forderte laut ORF-Radio strategische Konzepte. Einen massiven Eingriff in die bestehenden Verträge lehnen er und die Mitarbeiter ab.

Das Papier des Vorstands sieht unter anderem ein Ende von Sonderregelungen vor, etwa mehr Arbeitszeit für das gleiche Gehalt, flexiblere Einsätze und Reduzierung von Abfertigungen. Diese und andere Schritte seien notwendig, sagte AUA-Sprecher Michael Braun. „Wir wollen ja die AUA ein für allemal in die schwarzen Zahlen fliegen. Dazu müssen wir aber das Unternehmen grundsätzlich reformieren. Das möchten wir mit allen Mitarbeitern gemeinsam tun.“

„So kann es nicht weitergehen“

Er und auch der Betriebsrat rechnen damit, dass die Verhandlungen bis Ende Februar abgeschlossen sind. Danach sieht es aber derzeit nicht aus. Braun: „Für uns zählt jeder Tag. Wir müssen möglichst schnell Auftrieb unter den Flügeln bekommen. Wir rechnen damit und hoffen darauf, dass wir bis Ende Februar das Paket fertiggeschnürt haben.“ Aus Sicht der AUA ist die geplante Reform die letzte Chance für die Fluglinie, sonst werde sie keine Möglichkeit mehr haben, vom Boden zu kommen. Braun: „Es ist ganz klar, dass es so nicht weitergehen kann.“

AUA-Flugpersonal bei Betriebsversammlung

APA/Robert Jäger

Der Flugbetrieb der AUA war durch die Betriebsversammlungen nicht gestört

Personalabbau befürchtet, Management dementiert

„Wir als Betriebsrat haben vom Personal den Auftrag bekommen, dieses Papier nicht zu verhandeln“, so Minhard nach der Versammlung. Es müsse also etwas Neues her. Befürchtet wird, dass das AUA-Management entgegen alle Beteuerungen 500 Mitarbeiter kündigen könnte. Erneut wurde gefordert, die AUA möge doch einmal beim Management einsparen. Streiks soll es nicht geben. Minhard: „Streiks? Warum sollten wir streiken? Es gibt einen aufrechten Vertrag.“

„Es wird keine Gehaltskürzungen und keinen Mitarbeiterabbau geben“, sagte ein AUA-Sprecher am Nachmittag. Das Konzept des Vorstands beinhalte aber eine grundsätzliche Reform und Modernisierung des Kollektivvertrags. „Wir ersuchen den Betriebsrat und die Gewerkschaft um einen Verhandlungsgtermin“, so der Sprecher. AUA-Chef Jaan Albrecht machte in einem Schreiben an die Mitarbeiter klar, dass nicht mehr Zeit bleibe, „uns im langwierigen und frustrierenden Hin und Her traditioneller Tarifauseinandersetzungen zu verstricken“.

Die Einsparungen bei den Personalkosten seien Teil eines Gesamtprogramms, mit dem heuer 220 Mio. aufgebracht werden sollen - sowohl aus Zusatzerträgen als auch via Sparmaßnahmen. Zugeständnisse würden auch von Lieferanten und Geschäftspartnern erwartet. Auch bei Behörden und Steuern hofft die AUA auf Erleichterungen.

„Grauslichkeiten“ im KV-Entwurf

Hintergrund der Diskussion ist der Umbau der AUA. Einmal mehr wurde zu diesem Zweck ein Sparpaket entworfen. Der neue Chef Jaan Albrecht legte den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zuletzt einen Entwurf für eine Totalreform der Kollektivverträge vor. Bei Gagen, Dienstzeiten, Zuschlägen und teuren Pensionsregeln geht es ans Eingemachte.

Seit mehreren Wochen rechnet die AUA für Österreich alle Strukturen neu. Am teuersten kommen bisher die Altverträge der AUA-Piloten (338 der 578 AUA-Piloten fallen darunter), die beispielsweise noch Abfertigungen über bis zu 39 Monatsgehälter und teure Pensionsleistungen enthalten. Da sehe die AUA Rücklagen-Auflösungspotenzial.

Auch sollen die AUA-Crews zuschlagsfrei viel länger fliegen als bisher. Die Gewerkschaft sieht unzählige „Grauslichkeiten“ in dem umstrittenen KV-Entwurf, darunter eine Krisenklausel, die bei Gefahr in Verzug weitere Kürzungen erlaubte. Die AUA könnte zudem möglicherweise insgesamt 14 Flugzeuge außer Dienst stellen. Nur ein Teil der durchwegs älteren Maschinen soll dem Vernehmen nach ersetzt werden. Von der AUA gab es keine Stellungnahme - mehr dazu in Weniger Flugzeuge bei der AUA?.

Lostag am 29. Februar

„Wir hängen am Gängelband der Lufthansa“, hatte Minhard in den Tagen zuvor geklagt. „Sie haben eineinhalb Jahre zugeschaut, wie Geld verbrannt wurde und die Eigenkapitalquote runtergerasselt ist.“ Nun laute die Drohung: Ihr müsst mehr sparen, sonst gibt es kein Geld. Wie ernst das alles zu nehmen sei, werde man in nächster Zeit sehen, so der Betriebsrat: „Mit der Lufthansa verhandle ich ja nicht, wir haben österreichisches Recht und eine österreichische Sozialpartnerschaft.“

Für AUA-Management und -Betriebsrat ist der 29. Februar ein Schlüsseltag. Zumindest da ist man sich einig. Albrecht will bis dahin im Aufsichtsrat über ein Verhandlungsergebnis berichten. Die Gewerkschaft wiederum wartet ab, ob die AUA zu diesem Stichtag fällige Gelder überwiesen hat. Fehle auch nur ein Cent, würden Urabstimmungen für Streiks vorbereitet, ließ die Gewerkschaft vorweg wissen.

Gerade automatische Vorrückungen will der AUA-Vorstand jetzt beschneiden. Für das Bodenpersonal fühlt sich Betriebsratschef Alf Junghans an andere Muster erinnert: Die Leute seien verängstigt, hätten Angst vor einem zweiten Semperit-Schicksal: „Man macht die Leute billiger, und dann geht es sich doch nicht aus.“ Zur Erinnerung: Der deutsche Reifenhersteller Conti hatte das Transkirchner Semperit-Werk nach zahlreichen Sparrunden am Ende des Tages dennoch fallengelassen - mehr dazu in AUA: Gewerkschaft will „endlich Ruhe“.

Lufthansa will mehr Zentralisierung

Am Wochenende kündigte die Lufthansa jedenfalls an, die Töchter, darunter die AUA, stärker zu zentralisieren: bei Einkauf, Personalverwaltung, Controlling und IT und Wartung. Die Lufthansa will zudem in allen Flugplänen der einzelnen Gesellschaften teure Dopplungen bei Verbindungen ausmisten. Details werden für 6. Februar erwartet.

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