Designerstücke unter dem Hammer
Die zum Kauf angebotenen Objekte bilden ausgehend von den 1920er Jahren einen „Querschnitt bis heute“, wie Harald Bichler bei einem Rundgang festhielt. Gemeinsam mit Markus Pernhaupt und Patrick Kovacs bildet er „Design Tradition“, eine 2008 gegründete Initiative, die sich diesen Werken annimmt. Ein nicht immer leichtes Unterfangen, wie die drei erklären.
Designs aus der Zwischenkriegszeit und danach würden heutzutage oftmals stiefmütterlich behandelt, obwohl Arbeiten von Oswald Haerdtl, Josef Frank und Fritz Reichl einerseits „die logische Fortführung des Jugendstils“ darstellen. Daraus entstand eine „sehr dem Menschen angepasste Wohnform - sehr eklektizistisch“, wie Kovacs ergänzt.
Dorotheum
Vier Jahre Recherchearbeit
Die Idee zur Sammlungstätigkeit entstand „aus einem Mangel heraus“, wie Bichler zu bedenken gibt. „Irgendwann muss man mit der Aufarbeitung anfangen.“ Für die Auktion war schließlich ein gewisses Volumen von Arbeiten notwendig, um „mit dem Podium des Dorotheums das auch angemessen darstellen zu können“, so Pernhaupt. Die Recherchearbeiten dafür nahmen die vergangenen vier Jahre in Anspruch.
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Während man sich beim Spaziergang entlang etlicher Stühle aus dem Cafe Prückel (1954/55, Haerdtl, 1.200-1.600 Euro) oder dem Grabencafe (1912, Josef Hoffmann, 1.000-1.500 Euro) in Wiens historischer Kaffeehauslandschaft wähnt, bieten andere Fundstücke teils ideelle Werte. So ist etwa ein Schreibtisch von Moritz Herrgesell (1928, bis 4.500 Euro) zu erwerben, der einmal der Mutter von Filmschauspielerin Hedy Lamarr gehörte.
Den Bogen zur jüngeren Designgeschichte spannen etwa ein sehr farbenfroher Stuhl von Franz West aus dem Jahr 2002 (bis 5.000 Euro), ein Tisch von Heimo Zobernig (2004, bis 10.000 Euro) und das abstrahiert verdrehte Sitzobjekt „Vodööl“ von Coop Himmelb(l)au (1989, bis 10.000 Euro).
Wiener Würfeluhr als teuerstes Objekt der Auktion
Als teuerste Lose fungieren ein Exemplar von Emil Schauers Wiener Würfeluhr (1906), das bis 2007 noch im Ersten Bezirk stand und auf 12.000 bis 13.000 Euro geschätzt wird, sowie eine Anrichte von Gorge (1920, bis 14.000 Euro). Komplettiert wird der umfassende Auktionsbestand durch Lampen, Design- und Plakatentwürfen sowie den Baumtischen von Carl Auböck.
Mit der Auktion will man Bewusstseinsbildung betreiben, um „den Wert und die Besonderheit“ hinter Objekten dieser Zeit und Tradition nachvollziehbar zu machen, so Bichler. „Österreichisches Design international bekanntzumachen, ist aber sicher das Trampolin für die ganze Idee“, so Pernhaupt.
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Auch Nachlass von Fürst Kinsky zu haben
Wer sich ein prunkvolles Leben wünscht und zusätzlich über das nötige Kleingeld verfügt, hat tags zuvor die Gelegenheit, seine vier trauten Wände aufzuwerten. Ebenfalls im Dorotheum kommen Objekte aus dem Nachlass Fürst Kinskys unter den Hammer. Insgesamt 328 Posten, darunter mehrteilige Kaffeeservices, prächtig gestaltete Luster und barocke Sitzgarnituren werden versteigert. Die Exponate stammen samt und sonders aus dem nahegelegenen Palais Kinsky an der Freyung.
Die Objekte stammen aus dem Nachlass des 2009 in Buenos Aires verstorbenen Fürst Franz Ulrich Kinsky von Wchinitz und Tettau, dessen Sohn Karl als 12. Fürst der Linie mit seiner Familie in England lebt. Das Adelsgeschlecht gehörte im 18. und 19. Jahrhundert zu den einflussreichsten Familien des böhmischen Adels.
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Schirmständer aus Elefantenbeinen
Die Bedeutung ist aber auch ohne umfassende geschichtliche Kenntnisse anhand der zur Versteigerung anstehenden Lose erkennbar: So begegnet man etwa einem Porträt der jungen Kaiserin Elisabeth, das Franz Schrotzberg anlässlich deren Verlobung anfertigte (Schätzpreis bis 20.000 Euro). Historische Ansichten Wiens, etliche Druckgrafiken, Lithographien und weitere Porträts komplettieren diesen Bereich des Nachlasses und vermitteln auch die Jagdleidenschaft des Fürsten.
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Während die Bilder sowie ein Gutteil der Einrichtungsgegenstände sich im drei- und vierstelligen Euro-Bereich bewegen, können die üppig bestückten Speise- und Teeservices deutlich höhere Schätzpreise vorweisen: Eine große, 25-teilige „Vermeil“-Teegarnitur kommt beispielsweise auf bis zu 60.000 Euro, ein 17-teiliges, silbernes Tafelservice auf bis zu 28.000 Euro. Eine detailreich verzierte Konsolenuhr, die neben Zeit- und Datumsanzeige auch die Mondphasen illustriert, wird auf bis zu 50.000 Euro geschätzt.
Freunde skurriler Raumausstattung könnten wiederum Gefallen an zwei Schirmständern finden, die aus Hinterfüßen eines indischen, 1893 von Karl Graf Kinsky Wchinitz und Tettau in Sri Lanka geschossenen Elefanten fabriziert wurden (bis 2.500 Euro), oder aber Abzeichen und Medaillen der Olympischen Sommer- und Winterspiele 1936 erwerben, die neben etlichen weiteren Orden zum Verkauf stehen. Abgerundet wird das vielfältige Angebot durch Uniformen und diverse Textilien.