AUA-Streit: Kritik an Gewerkschaft

Nachdem die Gewerkschaft vida den Kollektivvertrag mit der AUA-Tochter Tyrolean gekündigt hatte, hat sich nun der Luftfahrtverband am Montag in der Causa zu Wort gemeldet. Dieser sprach von einem Stellungskrieg der Gewerkschaften.

Die Demonstration der Tyrolean gegen die Gewerkschaft wegen der Kündigung ihres Kollektivvertrags gilt als einzigartig. Damit wurde im Streit zwischen Gewerkschaft und AUA (Austrian Airlines) eine neue Eskalationsstufe gezündet. Der österreichische Luftfahrtverband unter seinem Präsidenten und Ex-AUA-Vorstand Mario Rehulka sprach von einem „ordentlichen Absturz eines sogenannten Sozialpartners“ und einem „Wettbewerb der Gewerkschaften am Rücken aller Konzernmitarbeiter“.

Verband: Gewerkschaft gefährde Arbeitsplätze

Von den 6.000 Mitarbeitern des AUA-Flugkonzerns sind in Österreich rund 1.200 bei der GPA und nur rund 850 bei der vida Gewerkschaftsmitglieder. Tyrolean Airways hat einen firmenspezifischen Kollektivvertrag mit eigenem GPA-Betriebsrat, verhandlungsberechtigt für fliegendes Personal ist dort jedoch die Gewerkschaft vida.

Die Gewerkschaft, so der Luftfahrtverband, fordere nun Solidarität für gewerkschaftliche Ansprüche, die von den meisten Mitarbeitern abgelehnt würden - und gefährde damit 6.000 AUA-Arbeitsplätze, ja sogar 50.000 Jobs auf den österreichischen Flughäfen, wie die Verbandsgeneralsekretärin Alexandra Slama in einer Aussendung meinte. Darüber hinaus werde auf diese Weise der Wirtschaftsstandort gefährdet, „da die Eigentümergesellschaft Lufthansa unter diesen Zuständen den Kapitalzuschuss nicht vollziehen und sogar das Unternehmen Austrian Airlines in die Insolvenz führen könnte.“

AUA-Boden-Betriebsratschef will „tragbaren Ausweg“

Zu einem Aufruf zu sachlichen Verhandlungen fühlte sich am Montag AUA-Boden-Betriebsratschef Alfred Junghans gezwungen. Er hofft, dass ein „tragbarer Ausweg“ gefunden werden kann. Nach APA-Informationen gilt der Samstag (31. März) als eine Art interner Deadline im Konzern, zu einer Lösung zu kommen, die nicht Betriebsübergang auf „Tyrolean“ heißt.

Junghans rief zur Besonnenheit auf: „Es ist der Zeitpunkt gekommen, wo alle Beteiligten wie die Wirtschaftskammer, die Lufthansa als Eigentümerin, das AUA Management, die zuständigen Gewerkschaften und die Belegschaftsvertreter an einen Tisch zusammen kommen sollten, um gemeinsam tragbare Auswege zu beraten“. „Wirtschaftskammer und AUA-Management haben es selbst in der Hand, die Diskussion wieder in geordnete Bahnen zu lenken“, so Junghans.

Statt Kollektivverträge zu kündigen und ständig mit einseitigen Verschlechterungen zu drohen, sollte die Zukunft des Standorts und das Wohl der Beschäftigten wieder im Vordergrund stehen", fand Junghans. Was die Beschäftigten am Boden betrifft, so führe man mit vida und GPA „seit geraumer Zeit erfolgversprechende Verhandlungen über eine Reform des Kollektivvertrages, mit zukünftigen Formen der Entgeltfindung und nachhaltigen Lösungen für das Bodenpersonal.“

Bures gab sich optimistisch

Ein Kollektivvertrag sei „kein Kampfinstrument“, meinte Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl in Richtung Gewerkschaft. Leitl zeigte Verständnis für die Kündigung des Kollektivvertrags (KV) durch die AUA-Führung, nicht aber für die Retourkutsche durch die Gewerkschaft. Die AUA habe den KV aus einem wirtschaftlichem Zwang heraus gekündigt, weil das Unternehmen in der Form nicht mehr lebensfähig sei, argumentiert Leitl im „Standard“ (Dienstag).

Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) ist trotz des heftigen Streits optimistisch, dass es zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern eine Einigung gibt. Sie ist aber gegen eine Politik der Zurufe. Die AUA gehört seit drei Jahren nicht mehr dem Staat, sondern der deutschen Lufthansa. Befürchtungen, die wieder verlängerten Landerechte der Golf-Airline Emirates wären ein „Todesstoß“ für die AUA, hält die Ministerin für „maßlos übertrieben“, davon rede nicht einmal die AUA selbst.

AUA-Management droht mit billigerem KV

Bis zu den kommenden AUA-Sonderaufsichtsratsberatungen am 5. April will die Lufthansa bei der österreichischen Tochter eine Einigung mit der AUA-Belegschaft über das Personalkosten-Sparpaket auf dem Tisch liegen haben. Andernfalls erfolgt der Betriebsübergang auf die Regionaltochter Tyrolean mit deren billigerem Kollektivvertrag. Die Lufthansa, die die schwer defizitäre AUA gerade mit 140 Mio. Euro rekapitalisieren muss, will nicht mehr weiter zuwarten - mehr dazu in AUA: Grünes Licht für Übergang.

Die Gewerkschaft vida hatte den Tyrolean-Bord-KV vergangene Woche gekündigt. Sie sieht ihren Schritt als Reaktion, um die Pläne des Managements zu durchkreuzen. Der Tyrolean-Betriebsrat protestierte daraufhin scharf gegen die Gewerkschaft, der Tyrolean-KV sei gegen den Willen der Belegschaft von der vida gekündigt worden - mehr dazu in Gewerkschaft kündigt Tyrolean-Kollektivvertrag.

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