Hubsi Kramar sperrt sein Theater zu

Das Wiener 3raum-anatomietheater von Hubsi Kramar steht vor dem Aus und wird im Herbst zugesperrt. „Es ist angenehm zu wissen, dass dieser unglaubliche Selbstausbeutungsprozess ein Ende hat“, so Kramar über das Ende.

Kramar

APA/Pfarrhofer

Abschied ohne Wehmut

Weil der Pachtvertrag mit der Musikuni im Herbst ausläuft und der „Theaternomade“ weiterzieht, gebe es als Abschiedsgeschenk noch zweimal Oscar Wilde, danach Schlussveranstaltungen wie eine Großversteigerung im Theater - und „Mitte Oktober ist Schluss“, so Kramar. Das sei der natürliche Ablauf der Dinge.

„Ich bin 65 und mache seit mehr oder weniger 40 Jahren freies Theater, wo man als Theaterdirektor im Grunde Tschickstummeln aufklaubt und Toiletten reinigt“, so Kramer über das Ende ohne Wehmut. Als er den Vertrag mit der Musikuni abschloss, sei ihm klar gewesen, „dass ich versuche, die sieben Jahre durchzuhalten - und das ist mir auch erstaunlich gut gelungen“.

Kramar freut sich über „Spazierengehen“

Wien habe sich als fruchtbarer Boden entpuppt für seine Arbeit, „wie das in wenigen Städten möglich gewesen wäre“, so Kramar. „Es war eine wunderschöne Zeit und es hat mich sehr gefreut. Auch, dass man mich ein wenig unterstützt hat - für jemanden, der die Hand, gern beißt, die ihn füttert, ist das nicht selbstverständlich.“

Künftig werde er „Theater spielen, inszenieren und schreiben, denn das ist ja mein Leben“, aber eben „mich auch freuen über Spazierengehen“.

Hubert „Hubsi“ Kramar ist Schauspieler, Regisseur, Produzent und Aktionist. Der breiteren Öffentlichkeit wurde er bekannt, als er im Jahr 2000 im Zuge einer Protestaktion gegen die schwarz-blaue Regierung mit NS-Uniform und Schnurrbart als Adolf Hitler kostümiert den Opernball besuchen wollte und dabei festgenommen wurde.

Kramar

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Vergangenen Oktober verkleidete sich Kramar im Rahmen der Veranstaltung „Langen Nacht des Missbrauchs“ der Initiative Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien als Kardinal

Dank und Respekt vom Kulturstadtrat

„Hubsi Kramar hat mit dem 3raum-anatomietheater über viele Jahre für neue Akzente in der Theaterlandschaft gesorgt und vielen Theaterschaffenden eine Plattform gegeben“, zollte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) dem Theatermann anlässlich seines angekündigten Rückzugs als Theaterleiter Respekt. Das 3raum-anatomietheater sei von Anfang als temporäres Projekt angelegt gewesen und könne heute als Paradebeispiel gelungener kultureller Zwischennutzung angesehen werden.

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