Marsmeteorit in Wien „eingeschlagen“

Das Naturhistorische Museum (NHM) hat kürzlich den größten und wichtigsten Neuankauf seit Jahrzehnten getätigt: Erworben wurde ein Marsmeteorit mit dem Namen „Tissint“. Das etwa ein Kilogramm schwere Gestein ist bald für Besucher zu sehen.

Nach dem Erscheinen eines hellen Feuerballs fielen am 18. Juli 2011 in einem Tal im Süden Marokkos mehrere Steine vom Himmel. „Lokale Händler haben mit internationalen Dealern die Geschäfte ausgemacht. Und letztere boten sie dann Museen und Privatsammlern an. Ich habe am Nachmittag des 23. Dezember den Anruf bekommen, dass uns so ein Stück angeboten würde“, sagte NHM-Generaldirektor Christian Köberl gegenüber Radio Wien.

Der Mars-Meteorit mit dem Namen „Tissint“ wurde vom Naturhistorischen Museum (NHM) angekauft

APA/Roland Schlager

NHM-Generaldirektor Christian Köberl (l.) und der Kurator der Meteoritensammlung, Franz Brandstädter

Im Februar 2012 war das NHM dann in der Lage, einen Teil des Marsmeteoriten zu kaufen. Möglich wurde diese Anschaffung durch Mittel aus der Erbschaft von Oskar Ermann, dem wohl größten Gönner des Naturhistorischen Museums. Immerhin hat das Mars-Gestein „knapp eine halbe Million Euro gekostet“, sagte Köberl.

Neuer Meteoritensaal eröffnet im November

Ab Mittwoch ist das Mars-Gestein bereits im in Saal V zu sehen, ehe am 13. November im NHM der neue Meteoritensaal nach einer Generalsanierung wieder eröffnet wird. Alle bisherigen Wandvitrinen werden durch neue Medienstationen ersetzt, die Spezialthemen gewidmet sind.

Köberl kündigte „Tissint“ als „neues Highlight der Sammlung“ an. Zudem will Köberl im neu gestalteten Saal nicht wie in den vergangenen 100 Jahren „braune und graue Steine ohne Erklärung“ präsentieren, sondern mit den Originalobjekten und Neuen Medien zeigen, „was wir von der Untersuchung von Meteoriten gelernt haben“. Als Beispiele nannte er Informationen über die Entstehung des Sonnensystems und der Erde und die physikalisch-chemischen Prozesse, die dabei abgelaufen sind, das Alter der Erde, die Herkunft der Meteoriten, oder die Folgen eines größeren Einschlags.

Der Mars-Meteorit mit dem Namen „Tissint“ wurde vom Naturhistorischen Museum (NHM) angekauft

APA/Roland Schlager

Mit Abstand größte Schausammlung der Welt

Die Meteoritensammlung des Museums ist weltweit die älteste ihrer Art. Bereits kurz nach der Gründung des kaiserlichen Naturalien-Cabinets im Jahr 1748 begannen in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts die Wiener Kustoden bereits Meteoriten zu sammeln. 1748 wurde das kaiserliche Naturalien-Cabinet gegründet, der Vorläufer des heutigen NHM. Bereits kurz danach begannen die Kustoden Meteoriten zu sammeln.

Als „Gründungsmeteorit“ gilt der Eisenmeteorit Hraschina, der 1751 bei Zagreb in Kroatien eingeschlagen war. Aufgrund des wissenschaftlichen Interesses an Meteoriten des Leiters der „k.k. Hof-Naturalien-Cabinete“, Karl Franz Anton von Schreibers (1775-1852), und seinen Nachfolgern wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts die Wiener Sammlung zur weltweit größten und umfangreichsten. Mit ihren Kustoden wurde sie auch zu einem der Zentren der neu entstandenen wissenschaftlichen Meteoritenkunde.

Marsmeteoriten unterscheiden sich übrigens deutlich von den anderen Meteoriten. Sie sind mit 150 bis 300 Mio. Jahren viel jünger als die von Asteroiden stammenden Steine. Ihre chemische Zusammensetzung stimmt sehr genau mit jener der Marsoberfläche überein, über die man von zahlreichen Raumsonden Bescheid weiß. Zudem wurde das Gestein beim Einschlag am Mars aufgeschmolzen und hat dabei winzige Spuren von Gas eingeschlossen. Dessen Zusammensetzung ähnelt ebenfalls jener der Marsatmosphäre.

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