Joe Zawinul wäre 80 Jahre geworden

Der Wiener Joe Zawinul hat Musikgeschichte geschrieben und mit den namhaftesten Vertretern des Jazz zusammengearbeitet. Am Samstag wäre Zawinul, der am 11. September 2007 einer Krebserkrankung erlag, 80 Jahre alt geworden.

Josef Erich Zawinul wurde 1932 in Wien geboren und sollte, trotz etlicher Aufenthalte in den USA, seiner Heimat stets verbunden bleiben. Neben einer klassischen Klavierausbildung verdiente sich Zawinul in jungen Jahren als Akkordeonist für verschiedene Gruppen, bevor im Nachkriegsösterreich seine Liebe zum Jazz und die Hammond-Orgel entflammte.

Mit Klavierstipendium in die USA

Ende der 1950er Jahre brachte ein Klavierstipendium den Musiker in die USA und damit den Geburtsort des Jazz. Schon bald waren aber die Innenräume von verrauchten Jazzclubs eher die Spielwiese Zawinuls als die schulischen Räumlichkeiten der Berklee School of Music in Boston und er wurde bei Dinah Washington oder in Cannonball Adderleys Band zum gefragten Musiker. „Mercy, Mercy, Mercy“ und „The Country Preacher“ festigten zudem seinen Ruf in der Szene, was auch einen weiteren großen Namen aufs Tapet bringen sollte.

Joe Zawinul

APA/Günter R. Artinger

Arbeit mit Miles Davis erst im zweiten Anlauf

Was für andere aber einem Ritterschlag gleich kommen dürfte, hat ein stets selbstbestimmter Zawinul damals noch abgelehnt: Eine Anfrage vom ewigen Superstar des Jazz, Miles Davis, als dieser zum Keyboarder im New Yorker „Birdland“ meinte, dass sie doch gemeinsame Sache machen sollten. Für Zawinul war es aber nicht die richtige Zeit - noch nicht. Beide hatten zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht geahnt, dass sie den Jazz revolutionieren würden.

Auf dem wegweisenden, nach einer Zawinul-Komposition betitelten Album „In A Silent Way“ und auf „Bitches Brew“ warfen Davis und Zawinul mit einer Riege von Jazzstars die alten Hörgewohnheiten über den Haufen. Der Electric Jazz war geboren, und Zawinul war an vorderster Front mit dabei. 1970 gründete er die Band Weather Report und machte diese zu einer der bedeutendsten Jazz-Rock-Formationen - mit Saxophonist Wayne Shorter, Schlagzeuger Peter Erskine und Bassist Jaco Pastorius an seiner Seite.

Posthum weiteren Grammy bekommen

Mit Alben wie „I Sing The Body Electric“, „Heavy Weather“ oder „Black Market“ setzte Zawinul im Einsatz von Keyboards neue Maßstäbe, in einer Zeit, als Synthesizer noch große Kisten mit Namen wie „Sputnik“ waren. Sein Konzept „Spiele elektrisch, klinge akustisch“ wurde oftmals kopiert. Stolz war Zawinul darauf, dass sein Welthit „Birdland“ in drei Dekaden in drei Versionen (von Weather Report, Manhattan Transfer und Quincy Jones) mit je einem Grammy ausgezeichnet wurde.

Nachdem Weather Report zerfallen war, gründete er 1987 das „Zawinul Syndicate“, eine Formation mit wechselnden Spitzen-Weltmusikern. Und auch nach seinem Tod riss der Strom an Auszeichnungen für Zawinul nicht ab: 2008 ging ein Grammy für das „beste Instrumentale Arrangement“ an Vince Mendoza für seine Big Band-Bearbeitung von „In A Silent Way“, die auf Zawinuls letztem Album „Brown Street“ (2006) zu finden ist. 2010 folgte posthum der Grammy für das Bestes Zeitgenössisches Jazz-Album („75“).

Starkes soziales Engagement

Seine Beziehungen zu Österreich hat die Jazzlegende immer hochgehalten. Er wurde unter anderem mit dem Hans Koller Preis (2000), den Auslandsösterreicherpreis (1997) und dem „Amadeus Award“ ausgezeichnet. Seinen Traum vom Wiener „Birdland“ konnte sich Zawinul zwar erfüllen, allerdings hielt die Vision nicht lange. Nach mehreren Versuchen, den Club am Leben zu erhalten, kam Ende 2008 das Aus.

Zawinul im damaligen Birdland

APA/Gindl

Birdland musste 2008 zusperren

In Erinnerung bleibt Zawinul neben seiner Musik aber auch durch sein persönliches Engagement: Der sich immer wieder für Verständnis und Toleranz aussprechende Musiker, der auch „Goodwill-Botschafter“ der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit war, gestaltete 1998 sein wohl sensibelstes Projekt, ein Gedenkkonzert anlässlich des 60. Jahrestages der Errichtung des KZs Mauthausen. Außerdem engagierte er sich u.a. für Kinder aus New Orleans, die durch die dortige Sturmkatastrophe im Jahr 2005 in ihrer Existenz bedroht waren.

2009 wurde in seinem Heimatbezirk Wien-Landstraße schließlich ein Joe-Zawinul-Park eröffnet, den neben allerlei Grünflächen und Kinderspielplätzen auch ein Gedenkstein ziert.

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