Matthias Naske ist neuer Konzerthaus-Chef

Der aus Wien stammende Leiter der Philharmonie von Luxemburg, Matthias Naske, ist zum Intendanten des Wiener Konzerthauses ab 1. Juli 2013 bestellt worden. Ihm steht nun ein „gleitender Übergang“ bevor.

„Es ist sehr schön nach Wien zurückzukommen“, erklärte der künftige Konzerthaus-Chef. „Ich freue mich unendlich, für das Konzerthaus arbeiten zu können, das ich beherzt in eine gute Zukunft führen will.“

Die Bestellung sei bei einer Sitzung des Direktoriums der Wiener Konzerthausgesellschaft am Mittwoch der Vorwoche einstimmig beschlossen worden, anschließend habe Naske seine rechtzeitige Vertragsauflösung in Luxemburg fixieren können, bestätigte Konzerthaus-Präsidentin Teresa Jordis eine entsprechende Meldung der Tageszeitung „Der Standard“.

Matthias Naske, aus Wien stammender Leiter der Philharmonie von Luxemburg, ist zum Intendanten des Wiener Konzerthauses ab 1. Juli 2013 bestellt worden.

APA/SÉBASTIEN GRÉBILLE / PHILHARMONIE LUXEMBOURG

Naske kommt von Luxemburg nach Wien

Naske bis Ende 2017 bestellt

Der seit 2007 amtierende derzeitige Konzerthaus-Chef Bernhard Kerres hatte Ende August überraschend bekannt gegeben, mit Ende der 100. Saison 2012/13 aufzuhören. „Es war eine gemeinsame Entscheidung“, sagte Jordis. Gemeinsam sollen auch Kerres und Naske „in einem gleitenden Übergang“ ab 1. Jänner 2013 die Planungen für 2013/14 vorantreiben. Naske ist für viereinhalb Jahre, bis Ende 2017, bestellt.

Neuer, Chef und alte Schulden

Auf den neuen Chef kommen auch große finanzielle Herausforderungen zu. Eine umfassende Lösung für die aus der Renovierung resultierenden millionenschweren Schulden des Hauses fand Kerres nicht. „Die Schulden haben wir, daran hat sich nichts geändert“, so der Noch-Intendant: „Natürlich hätte ich gerne – wie jeder Kulturmanager – signifikant mehr Geld gehabt“ - mehr dazu in Konzerthaus: Kerres geht 2013.

Man dürfe sich nichts vormachen: „Die Konzerthausgesellschaft ist ein privater Verein mit einer langen Tradition und trägt als solcher auch die Belastung durch den Umbau.“ Naske ist dennoch positiv gestimmt, dass man für „eines der schönsten Häuser“ eine Lösung finden wird. „Ich bin ein Kämpfer für die Sache. Wir werden uns gemeinsam dafür einsetzen, der Konzerthausgesellschaft ein Fundament zu geben, das als Spiegel der kulturellen Wirklichkeit fungiert.“

Seit 2003 in Luxemburg tätig

Naske wurde 1963 in Wien geboren. Er studierte zunächst Rechtswissenschaften an der Universität Wien und arbeitete im Generalsekretariat der Jeunesses Musicales Österreich. Im Jahr 1988 übernahm er die Leitung des künstlerischen Betriebsbüros des Gustav Mahler Jugendorchesters unter Claudio Abbado. Zeitgleich fungierte er als Generalsekretär der Fritz Kreisler Gesellschaft Wien und leitete das Projekt „Webern Ensemble“ im Rahmen von Wien Modern. 1991 bis 1996 übernahm er unter der künstlerischen Leitung von Sandor Vegh das Generalsekretariat der Camerata Academica Salzburg.

1996 wechselte er ebenfalls als Generalsekretär bis 2003 zurück zur Jeunesses Musicales Österreich, ehe ihn im Jänner 2003 der Ruf nach Luxemburg ereilte, wo er Generaldirektor der sich zu dieser Zeit noch im Bau befindlichen neuen Philharmonie wurde. Im neuen Konzerthaus Salle de Concerts Grande-Duchesse Josephine-Charlotte gestaltete er ein abwechslungsreiches Programm von Lorin Maazel und Riccardo Muti bis zum New Yorker Remix-Master DJ Spooky. Dort konnte er Erfahrungen im Aufbau eines Konzerthauses sowie mit der Übernahme eines Orchesters sammeln. 2010 wurde sein Vertrag um fünf Jahre verlängert.

Konzerthaus ein „privilegierter Lebensraum“

Naske galt bereits 2007, als Christoph Lieben-Seutter das Konzerthaus in Richtung Hamburger Elbphilharmonie verließ, als einer der Favoriten für die Intendanz im Wiener Konzerthaus. Mit 1. Juli 2013 wird Naske die Leitung des Hauses für vorerst viereinhalb Jahre übernehmen, bereits ab Jänner kommenden Jahres soll ein „gleitender Übergang“ vollzogen werden, so Konzerthaus-Präsidentin Teresa Jordis im APA-Gespräch.

„Das Wiener Konzerthaus und auch viele der anderen der kulturellen Institutionen Wiens waren für mich seit früher Jugend privilegierte Lebensräume, die wesentlich dazu beitragen eine Stadt lebens- und liebenswert zu machen“, erklärte Naske in einer ersten Stellungnahme. Inhaltlich will Naske das Konzerthaus als „Lebens- und Erlebensraum“ positionieren. „Das größte Privileg ist das Öffnen und Teilen.“ So funktioniere das Konzerthaus genau dann gut, „wenn soziale Unterschiede überbrückt werden“.

Auch der Zusammenarbeit mit anderen Wiener Kulturinstitutionen, allen voran dem benachbarten Musikverein, blickt Naske sehr freudig entgegen. „Es ist gut, wenn die Intendanten beider Häuser sich aufeinander verlassen können und sich gut kennen. Das bedeutet ja nicht, dass wir uns nicht überraschen werden. Aber ich freue mich genauso auf die Zusammenarbeit mit den Wiener Festwochen und deren neuem Intendanten (Markus Hinterhäuser, Anm.).“

Wiener Symphoniker streuen Rosen

Rosen streuten dem künftigen Konzerthaus-Chef auch die Wiener Symphoniker: „Mit Matthias Naske übernimmt einer der profiliertesten Kulturmanager Europas das Wiener Konzerthaus. Als Intendant der Philharmonie Luxemburg hat er in den vergangenen Jahren eine mit dem Konzerthaus vergleichbare Institution mit breit gefächertem Programm aufgebaut und hervorragend positioniert“, heißt es in einer Aussendung. Naske werde dem Konzerthaus „neue Impulse verleihen“.

„Mit Matthias Naske kommt einer der profiliertesten aus Österreich stammenden Musikmanager zurück nach Wien“, begrüßte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny die Bestellung Naskes. „Er steht für Kontinuität und programmatischen Wagemut - das ist genau jene Mischung, die das Konzerthaus braucht“, so Mailath.

Link: