Arzt: Jugend konsumiert weniger „harte“ Drogen

Der Konsum „harter“ Drogen bei Jugendlichen ist laut dem Wiener Arzt und Drogenbeauftragten Alexander David weniger geworden. Die Zahl der Anzeigen wegen Drogendelikten stieg bei Jugendlichen aber - laut David wegen verstärkter Kontrollen der „kleinen Cannabis-Kiffer“.

„Es ist richtig, dass die Zahl der Anzeigen bei Jugendlichen in den vergangenen Jahren von rund 400 auf rund 700 pro Jahr angestiegen ist. Es zeigte sich dieser Anstieg aber nur bei den Vergehenstatbeständen. Das heißt, die Polizei war besonders in den Bundesländern sehr tüchtig bei den Anzeigen der kleinen Cannabis-Kiffer. Der Konsum harter Drogen ist bei Jugendlichen deutlich zurückgegangen“, sagte David. Wenn die Polizei mehr „hinschaue“, müsse sie auch mehr finden, sagte David, der als Pionier der Substitutionstherapie gilt.

Dressel kritisiert Innenministerium scharf

„Natürlich können sich alle über alles Gedanken machen. Es macht aber wenig Sinn, wenn immer wieder von Stellen, die für die Behandlung von Suchtkranken weder zuständig sind, noch über die notwendigen fachlichen Informationen verfügen, halbe Wahrheiten kommuniziert werden“, kritisierte der Wiener Drogenkoordinator Michael Dressel sowohl das Innenministerium als auch den Chef des Bundeskriminalamts, Franz Lang.

Laut Dressel erspart die Möglichkeit zur Verschreibung retardierter Morphine in der Substitutionstherapie Österreich wahrscheinlich die Einrichtung von Heroinkonsumräumen wie in anderen Staaten. Dort werde dann das „dreckige Straßenheroin“ benutzt.

34.000 Drogenabhängige

In Österreich sind laut Gesundheitsministerium zwischen 30.000 und 34.000 Menschen opiatabhängig bzw. haben problematischen und gefährlichen Drogenkonsum.

Dressel weiter: „Wer beispielsweise sagt, dass in Österreich mehr Morphine angewendet werden als anderswo, der muss auch dazusagen, dass Österreich seit Jahren ohne Heroinersatzprogramme und ohne Konsumräume auskommt. Außerdem steht der Einsatz von Morphinen in anderen Ländern kurz bevor. Die Aussage, dass es ausgerechnet in jenen Ländern, die keine Morphine verwenden, bessere Behandlungsergebnisse gibt, kann nur auf mangelnder Fachkenntnis beruhen. Das ist schlicht und einfach falsch. Genauso falsch ist, dass die drogentherapeutischen ‚Erfolgsquoten‘ in Vorarlberg höher sind als in Wien. So etwas zu behaupten ist unseriös.“

Verschreibung von Beruhigungsmitteln verschärft

Auf Erfolge bei der Zurückdrängung des Mischkonsums von Opiaten und Benzodiazepinen (Schlaf- und Beruhigungsmitteln, Anm.) verwies Norbert Jachimowicz, Leiter des Referats für Substitutionsfragen der Österreichischen Ärztekammer. Aufgrund der seit 15. Dezember vergangenen Jahres geltenden verschärften Verschreibungsmodalitäten sei der Umsatz mit diesen Medikamenten auf 45 Prozent des ursprünglichen Werts gefallen.

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