Kipferlverbot in Syrien ein Fake

Kipferl soll in Syrien durch eine Fatwa verboten worden sein. Diese Nachricht geht seit Tagen um die Welt. Der Grund: Das Kipferl soll in Wien erfunden worden sein, um die Niederlage der Türken zu feiern. Die Meldung dürfte aber ein Fake sein.

Es ist eine DIN-A4-Seite auf Arabisch, unterzeichnet von einem Scheich namens Abu Muhammad, darauf die Fatwa, also ein islamisches Rechtsgutachten, die das Kipferlessen in der syrischen Stadt Aleppo verbietet. Absolut unglaubwürdig, findet Tarafa Baghajati, selbst aus Syrien und Obmann der „Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen.“

„Eine Fatwa muss von einem bekannten Gelehrten mit Namen und Adresse bekanntgegeben werden. Diese kolportierte Fatwa stammt von einem Abu Muhammad. Das ist nicht einmal ein Name, sondern die Bezeichnung, dass er der Vater von Mohammed ist. Davon gibt es Millionen in der arabischen Welt“, sagt Baghajati.

„Zynischer Umgang mit Notleidenden“

Außerdem muss sich eine Fatwa immer auf den Koran berufen. Die Kipferl-Legende gilt also nicht. Diese besagt, dass die Kipferl in Wien erfunden worden seien, zur Zeit der Türkenbelagerung und inspiriert vom türkischen Halbmond. Die Prinzessin Marie Antoinette soll das Gebäck dann mit ihrer Heirat nach Frankreich gebracht haben, wo es heute als Croissant bekannt ist. „Syrien war ja lange unter kolonialer Herrschaft der Franzosen. In den Städten ist das Croissant daher großteils bekannt.“

Zwar gibt es in Syrien vermehrt Scharia-Kommittees. Das Kipferl- bzw. Croissantverbot ist aber ziemlich sicher nur ein Gag. In Aleppo haben die Menschen jedenfalls im Moment größere Sorgen. "Das Problem ist es, Brot zu kaufen. Ein Kilo Brot kostet fast ein ganzes Monatsgehalt. Die Diskussion mit dem Thema ist ein unglaublich zynischer Umgang mit den Notleidenden in Syrien“, sagt Baghajati.

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