15 Jahre Haft für Mord an Ehefrau

Ein 35-Jähriger ist am Dienstag wegen Mordes zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Das Straflandesgericht sah es als erwiesen an, dass er am 24. November 2012 seine 37-jährige Ehefrau mit sechs Messerstichen getötet hatte. Das Urteil ist rechtskräftig.

Der Tat waren jahrelange Streitigkeiten vorausgegangen, die sich vor allem um die gemeinsame Tochter drehten. Hauptursache des lange schwelenden Familienkonflikts waren Vorwürfe der Schwiegermutter, die behauptet hatte, der 35-Jährige würde sich an seiner Tochter sexuell vergehen.

Diese Anschuldigungen, die später sogar auf den Vater des Verurteilten ausgeweitet wurden, zerrütteten die Ehe des Paares. Für 30. November 2012 war ursprünglich die erste Verhandlung im Scheidungsverfahren angesetzt, doch sechs Tage zuvor eskalierte eine weitere Auseinandersetzung, die für die 37-Jährige tödlich endete.

Tagebuch des Opfers verlesen

Im Prozess zeigte die Verlesung des Tagebuchs der Getöteten, dass sie ihren Ehemann bereits seit langem verdächtigte, er könnte die gemeinsame Tochter sexuell missbraucht haben. Über vier Jahre hinweg dokumentierte die Frau unzählige Verdachtsmomente, die sie zunehmend verzweifeln ließen.

Bereits im Alter von nicht einmal zwei Jahren habe die heute Siebenjährige von sexuellen Annäherungen des Vaters berichtet. Das soll in den Folgejahren zu eindeutigen Reaktionen des Kindes geführt haben, das auf die Frage, ob der „Papi böse“ war, stets mit „Ja“ geantwortet habe.

Die Bankerin notierte, dass sie immer wieder versucht habe, ihren Ehemann zur Rede zu stellen und ihn mehrmals gebeten habe, nicht zu viel Zeit alleine mit seiner Tochter zu verbringen. Der Angeklagte soll auch einige Male gedroht haben, sie und auch ihre Mutter umzubringen. Die örtliche Trennung von ihrem Mann sei aus purer Angst erfolgt.

Angeklagter beschuldigte Schwiegermutter

Auch die Tagebuchaufzeichnungen des Angeklagten wurden verlesen. Darin zeichnete der Beschuldigte ein gänzlich anderes Bild der Situation. Er habe sich dem Kind nie unsittlich genähert. Als eigentliche Schuldtragende an der familiären Misere bezeichnete der 35-Jährige seine Schwiegermutter, die wiederum in ihrer Einvernahme angab, sie habe bereits zehn Monate nach der Geburt des Mädchens beobachtet, dass sich ihr Schwiegersohn dem Baby auf eine „nicht normale Art“ genähert habe.

Wendepunkt sei dabei ein gemeinsamer Urlaub der beiden Familien in Bad Kleinkirchheim im Sommer 2009 gewesen. Damals habe sich die heute 67-Jährige den Eltern des Angeklagten offenbart und ihre Befürchtungen erstmals ausgesprochen. Diese hätten jedoch mit Unverständnis reagiert und behauptet, sie verbreite nur Lügen.

Wie kompliziert sich der Fall dem Schwurgericht darstellte, bewies auch die Aussage des 64-jährigen Vaters des 35-Jährigen. Dieser zeigte sich tief betroffen, dass die Anschuldigungen der „Gegenseite“ bereits so weit gingen, dass auch er sein Enkelkind missbraucht haben soll. Er sei nun schon „seit Monaten den bösesten Verleumdungen ausgesetzt“.

Missbrauchsvorwürfe gegen Angeklagten

„Es sind plötzlich die Rollbalken runtergegangen. Dann habe ich zugestochen“, sagte der 35-jährige gebürtige Oberösterreicher. Kurz vor der Messerattacke soll es in der Wohnung in der Adalbert-Stifter-Straße wieder einmal zu einem Streit um die gemeinsame Tochter gekommen sein. „Meine Frau hat gesagt, sie werde dafür sorgen, dass ich meine Tochter nie wieder sehe und dass ich lange ins Gefängnis komme“, behauptete der Mann vor Gericht.

Er spielte damit auf die jahrelangen Vorwürfe seiner Frau und seiner Schwiegermutter an. Laut seinem Verteidiger widerlegten mehrere Gutachten die Vorwürfe seiner Frau und Schwiegermutter. Der Ex-Manager plädierte auf Totschlag, denn er habe seine Frau nicht töten wollen. Er liebe sie immer noch.

Angeklagter mit Akten in der Hand

APA/Hochmuth

Zur Verhandlung kam der Angeklagte mit Mappen voller Gerichtsakten. Gut vorbereitet schilderte er nüchtern, was aus seiner Sicht passiert war.

„Völlig schockiert, was da passiert ist“

Das Paar hatte sich auf der Wirtschaftsuni kennen und lieben gelernt und 1999 geheiratet. Im Sommer 2006 kam dann eine Tochter zur Welt kam. Als die erfolgreiche Bankerin ein Jobangebot in Bukarest annahm, wohin ihr der Mann mit Kind hinterherreiste, begann es in der Beziehung zu kriseln.

Der 35-Jährige soll befürchtet haben, er werde im Fall einer Trennung die Siebenjährige kaum mehr sehen. Zu der Bluttat sei es im Affekt gekommen. Wie der Angeklagte behauptet, stach er einmal zu, woraufhin eine Rangelei entbrannte. Die 37-Jährige habe sich das Messer gegriffen und sei auf ihn losgegangen. Im Zuge des Kampfes habe er dann die Hand seiner Frau zu fassen bekommen und ihr das Messer noch einige Male in den Hals gerammt.

Er sei „völlig schockiert“ gewesen, „was da passiert ist“. Nur spärlich bekleidet habe er seine Tochter „geschnappt“ und sei mit ihr zu seinen Eltern nach Oberösterreich gefahren. Über die Leiche warf er eine Decke. Dann stellte er sich der Polizei. Der Geschworenensenat unter dem Vorsitz von Richter Friedrich Forsthuber stimmte am Dienstag mit 6:2 Stimmen für Mord.