Prozess um Goldschatz auf Privatareal

Zu acht Monaten bedingter Haft wegen Hehlerei - und nicht wegen Unterschlagung eines Millionenschatzes - ist im Straflandesgericht ein 37-jähriger Bauarbeiter verurteilt worden. Zwei Bauarbeiter hatten in Liesing mehrere Kilogramm Gold gefunden.

Er habe aus 100 Meter Entfernung gesehen, wie sein Kollege mit dem Bagger „auf etwas stieß“, erzählte der Angeklagte vor Gericht. Sein 43-jähriger Kollege habe ihn dann am Näherkommen gehindert, ihm aber am Abend erzählt, dass er Gold gefunden habe.

Die beiden Männer waren im vergangenen April mit Abbrucharbeiten auf einer Liegenschaft in Wien-Liesing beschäftigt, die früher den Eigentümern des Wiener Modehauses Tlapa gehörte. Sie sollten im Auftrag einer Immobilienfirma, die das rund 3.000 Quadratmeter große Grundstück erworben hat, zwei Villen und einen Swimmingpool abreißen sowie Bäume fällen.

Goldmünzen

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Goldschatz an drei Stellen vergraben

Ein Zeuge sagte aus, dass sein längst verstorbener Großvater Karl Vitaly, der seit 1947 Teilhaber des Modehauses war, vor Jahrzehnten an drei Stellen auf dem Grundstück Gold vergraben hatte. Nach seinem Tod machte sich die gesamte Familie auf Schatzsuche. Es soll zwar eine Karte existieren, diese sei aber nicht mehr auffindbar.

Teilweise grub die Familie den Angaben zufolge überall auf dem Gelände bis in einen Meter Tiefe. Es wurden aber nur zwei der angeblich drei Verstecke gefunden. Darin enthalten waren jeweils knapp 20 Kilogramm Gold. Die Familie geht davon aus, dass auch im April ein ähnlich großer Fund gemacht wurde.

Nur Hehlerei statt Unterschlagung

Die Anklage gegen den 37-jährigen Bauarbeiter lautete ursprünglich auf Unterschlagung. Er soll den Schatz nach dem Fund nicht den rechtmäßigen Besitzern übergeben haben. Doch der Mann konnte vor Gericht glaubhaft machen, dass er keine Ahnung hatte, wie wertvoll der Schatz sei. Sein Kollege habe ihm für sein Schweigen lediglich 35 Münzen gegeben, die er in zwei Bankfilialen zu Geld - rund 30.000 Euro - gemacht habe. Das Gericht verurteilte den Mann schlussendlich wegen Hehlerei nicht rechtskräftig zu acht Monaten bedingt.

Der Kollege des Mannes dürfte sich mit dem größten Teil des aus Dukaten und Münzen bestehenden Fundes aus dem Staub gemacht haben. Er könnte mit einem Mann ident sein, der laut Interpol Anfang Mai an der bulgarisch-türkischen Grenze aufgefallen war, weil er 4,2 Kilogramm Gold in Form von 150 Münzen aus Österreich, Kanada und Südafrika bei sich hatte. Länderübergreifende Ermittlungen sind im Gange.

Anspruch auf Goldschatz ungeklärt

Offen blieb in dem Verfahren, wer Anspruch auf den gefundenen und dann wieder verschwundenen Goldschatz hat. Dem Verfahren hatten sich der Enkel von Karl Vitaly, dessen Stiefmutter und jene Gesellschaft angeschlossen, die die Liegenschaft gekauft hat. Sie alle sehen sich als rechtmäßige Eigentümer des Goldes. Das Gericht kam zur Ansicht, dass diese Frage strafrechtlich nicht zu klären ist. Die Privatbeteiligten wurden auf den Zivilrechtsweg verwiesen.