Neue AMS-Beratung für Akademiker

Zuerst hat das Wiener Arbeitsmarktservice die sogenannten „Sinnlos-Kurse“ abgeschafft. Nun folgte bereits der nächste Reformschritt: Ein neues Beratungszentrum für arbeitslose Akademiker wurde eröffnet.

Das Angebot richtet sich sowohl an Studienabsolventen als auch an Menschen mit vergleichbaren Qualifikationen wie etwa langjähriger Führungserfahrung. Voraussetzung seien jedenfalls sehr gute Deutschkenntnisse hieß es bei der Eröffnung am Freitag. Die neue Akademikerberatung befindet sich in der Wagramer Straße 4 in Wien-Donaustadt.

Bereits seit Dezember 2013 können sich Akademiker entweder für eine wirtschaftliche Fortbildung auf Uni-Niveau - kooperiert wird hier mit der Universität Graz - eine siebenwöchige Coaching- und Orientierungsbegleitung oder eine externe Fachqualifizierung entscheiden. Beim AMS selbst stehen Kurse in Controlling, Business Assistance, Vertriebsmanagement und Projektmanagement zur Auswahl.

1,6 Mio. Euro lässt sich das AMS die spezielle Akademikerbetreuung kosten, das Programm läuft bis Februar 2015. Dann wird - je nach Erfolg - über eine Verlängerung entschieden. Auch wenn der Fokus ein sehr wirtschaftlicher ist, wolle man sich auch an Juristen oder Geisteswissenschafter wenden, meinte Wychodil: „Die brauchen diese Unterstützung ganz besonders, um in der Arbeitswelt zu bestehen.“

Im Schnitt 18 Monate auf Jobsuche

Rund 7.700 Akademiker sind derzeit in Wien auf Arbeitssuche. Das ist nur ein kleiner Teil der derzeit 106.000 Arbeitslosen. Vor allem Geisteswissenschaftler haben laut einer Studie der Uni Wien schlechte Jobaussichten.

Von den Wienern mit Pflichtschulabschluss ist fast jeder dritte arbeitslos, im Gegensatz dazu nur einer von 30 Akademikern. Anders ausgedrückt: Der Pflichtschulabsolvent verbringt 13 von 45 Berufsjahren auf Jobsuche, der Akademiker im Durchschnitt 18 Monate.

Investitionen für ältere Arbeitslose

Für Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) sind arbeitslose Akademiker aber nicht die einzige Baustelle: „Wir wollen uns besonders auf Menschen ab 50, die länger als sechs Monate arbeitslos sind, konzentrieren.“ Eine Investition von 100 Mio. Euro in diesen Bereich müsse nur noch vom Nationalrat abgesegnet werden.

Eine Abschaffung der umstrittenen AMS-Aktivierungskurse - wie in Wien angekündigt - auch in den Bundesländern durchzusetzen, werde aufgrund der unterschiedlichen Infrastrukturbedingungen noch etwas dauern. „Modulare Angebote sind in der Großstadt wesentlich leichter. Wir bemühen uns um Änderungen, die werden aber langfristiger und komplexer sein“, so der Sozialminister.

In Wien werden die Aktivierungskurse durch Kursbausteine ersetzt, die individuell wählbar sind. Das soll etwa verhindern, dass Menschen für sie sinnlose Kurse besuchen müssen - mehr dazu in AMS schafft Aktivierungskurse ab.

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