„Shalom, oida“: Kino auf Jüdisch

Ein verloren geglaubter Film, eine Anleitung zum Glücklichsein und eine Prise Zivilcourage: Das ist das 22. Jüdische Filmfestival „Shalom, oida“, das heute beginnt. Bis 23. Oktober stehen Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme auf dem Programm.

Ein Israeli und ein Palästinenser haben eine gemeinsame Geschäftsidee. Sie wollen fortan Strom in palästinensische Gebiete liefern. Daraus entwickelt sich dank Social Media rasch eine Friedensbewegung. „Under the same sun“ beweist, allen Vorbehalten zum Trotz, Mut zur Utopie. Es ist der Eröffnungsfilm des 22. Jüdischen Filmfestivals. Den Beweis, dass eine Zusammenarbeit tatsächlich möglich ist, tritt das Duo an, das für den Film verantwortlich ist: Der palästinensische Regisseur Sameh Zoabi und der Israeli Amir Harel. Dieser wird auch bei der Eröffnung anwesend sein.

Zwei Männer in einer hügeligen Landschaft mit Stacheldrahtzaun dazwischen

Under The Same Sun

Shaul und Nizar gründen in „Under the same sun“ gemeinsam ein Unternehmen

42 Filme präsentieren der Festivaldirektor Frédéric-Gérard Kaczeck und die neue Programmdirektorin Sarah Stroß. Darunter sind viele internationale Festivalerfolge wie zum Beispiel der Oscar prämierte Dokumentarfilm „The Lady in Number 6“. In diesem erzählt die 109-jährige KZ-Überlebende und Pianistin Alice Herz-Sommer ihre Lebensphilosophie. Die Filme sollen ein Bewusstsein schaffen, dass Rassismus, Diskriminierung, Antisemitismus und auch Islamophobie der Vergangenheit angehören müssen, wie die Leitung des Festivals betont.

Durch Taten zu Vorbildern

Schwerpunkt des Filmfestivals ist dieses Jahr „Zivilcourage“. „Durch Oskar Schindlers 40. Todestag am 9. Oktober (er rettete während des Zweiten Weltkriegs etwa 1.200 bei ihm angestellte jüdische Zwangsarbeiter vor dem Vernichtungslager, Anm.), die antisemitischen Attacken in Frankreich, Belgien und Österreich im letzten Jahr sowie den Nahost-Konflikt hat sich das Thema sozusagen aufgedrängt. Parallel dazu waren in der Filmauswahl fast ungewollt, aber tollerweise Filme dabei, die das Thema repräsentieren“, erzählt Stroß.

Im zweiten Programmschwerpunkt „Starke Frauen, starke Männer“ begegnen die Besucherinnen und Besucher Menschen aus Vergangenheit und Gegenwart, die durch ihre Lebensgeschichte, Überzeugungen oder Taten zu Vorbildern geworden sind. So erzählt „Schnee von gestern“, wie die Shoa bis in die dritte Generation nachwirkt. Aber eben auch der Klassiker „Schindlers Liste“ von Steven Spielberg wird im Rahmen der Schwerpunktreihen gespielt.

Liam Neeson sieht Ring an

Schindler’s List

Liam Neeson als Oskar Schindler

Premiere von verschollenem Anti-Nazi-Film

Besonders aufmerksamkeitserregend ist die Premiere von „Hitler’s Reign of Terror“. Es ist der erste amerikanische Anti-Nazi-Film. 1934 kam er in den USA ins Kino, wurde jedoch nur kurze Zeit später wieder abgesetzt. Grund war der erfolgreich ausgeübte Druck der Deutschen Botschaft. Seitdem galt er als verschollen. Nur durch Zufall tauchte er letztes Jahr in der belgischen Cinemathek in einer Filmrolle wieder auf. Im Rahmen des Jüdischen Filmfestivals wird er nun erstmals in Europa gezeigt.

religion.ORF.at berichtet über ausgewählte Programmpunkte. Eine Übersicht finden Sie hier.

Zahlreiche Filme feiern Österreich-Premiere. So auch „Yaloms Anleitung zum Glücklichsein“. Irvin D. Yalom gilt als einer der einflussreichsten Psychotherapeuten der USA. In Wien kennt man ihn spätestens seit 2009. Da wählte die Aktion „Eine Stadt. Ein Buch“ sein Werk „Und Nietzsche weinte“ aus.

Conchita Wurst eventuell bei Premiere

Um jüdischen Humor dreht sich die neue Spätvorstellungsreihe „Night Laugh“. In dieser Programmschiene sind Filme wie der israelische Erfolgsfilm „The Wonders von Avi Nesher oder der kanadische Doku-Geheimtipp „The Manor“ von Shawney Cohen zu sehen.

Als Gäste beim Festival werden unter anderem der Oscar prämierte Regisseur Marcel Ophüls, der israelische Filmproduzent Dror Moreh oder Eytan Fox erwartet. Er engagiert sich in Israel für Homosexuelle und ist mit seinem Film „Cupcakes“ zu Gast. Conchita Wurst soll zur Österreich-Premiere noch eingeladen werden, verrät Stroß. Die Eröffnungsrede hält die Schauspielerin Elisabeth Orth. Gezeigt werden die Filme im Votivkino, De France, Künstlerhauskino, Urania Kino und Gartenbaukino.

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