Bimfahrer attackiert: Einweisung in Anstalt

Ein psychisch Kranker wurde vom Straflandesgericht in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Weil er Angst hatte, „aufgefressen“ zu werden, habe er im Juni einem Straßenbahnfahrer auf den Kopf geschlagen.

Das 34 Jahre alte Opfer hatte bei der Attacke lebensgefährliche Kopfverletzungen davongetragen. „Bei nicht sachgerechter sofortiger Behandlung wäre mit dem Eintritt des Todes zu rechnen gewesen“, stellte Gerichtsmediziner Nikolaus Klupp in der Verhandlung fest - mehr dazu in „Öffi“-Fahrer attackiert: Verdächtiger gefasst.

Drei Schläge auf Kopf und Nacken

Zu dem Gewaltausbruch war es am 5. Juni an der Endstation der Linie 46 gekommen, nachdem der Tramwayfahrer die Straßenbahngarnitur in die Warteschleife gelenkt hatte. Als er bemerkte, dass nicht alle Fahrgäste ausgestiegen waren, sondern am hintersten Sitzplatz noch ein Mann saß, ging der 34-Jährige kurz nachschauen. Der Fahrer stellte fest, dass der Mann nicht - wie von ihm vermutet - eingeschlafen war, worauf er sich wieder umdrehte, um dem Fahrgast die Tür zu öffnen.

Dieser erhob sich allerdings, folgte dem 34-Jährigen und schlug diesem mit beiden Händen ein Winkeleisen auf den Kopf. Zwei weitere Schläge, die den Nacken und die Schulter trafen, setzte er hinterher. Der erste Hieb drückte dem Straßenbahnfahrer den Schädel ein. Nicht weniger als elf singuläre Knochenbruchfragmente wurden im Spital festgestellt. Dem Schwerverletzten musste ein Titannetz eingesetzt werden, da sich die Schädeldecke ansonsten nicht mehr schließen hätte lassen.

Der 34-Jährige dürfte sein Leben einer Kollegin verdanken, die sich als Fahrschülerin zu Ausbildungszwecken neben ihm in der Straßenbahn befunden hatte. Als die 41 Jahre alte Frau die Schläge mitbekam, betätigte sie den Alarmknopf. Der Täter ergriff die Flucht, versteckte unweit vom Tatort das Winkeleisen, konnte aber am Abend desselben Tages in einem Altersheim von der Polizei aufgegriffen werden, wo er - mit einem Messer bewaffnet - aufgefallen war.

Täter psychisch schwer krank

Wie sich herausstellte, handelte es sich bei dem 39-jährigen Angeklagten um einen psychisch schwerkranken Mann. Er leidet laut einem psychiatrischen Gutachten an einer ausgeprägten paranoiden Schizophrenie, war zum Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähig und damit nicht schuldfähig. Staatsanwalt Marc Julian Mayerhöfer hatte ihn daher nicht wegen versuchten Mordes angeklagt, sondern das Schwurgericht aufgefordert, den Mann in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher einzuweisen - mehr dazu in Bimfahrer-Attacke: Verdächtiger in Psychiatrie.

Der 39-Jährige machte in seiner gerichtlichen Einvernahme wirre Angaben. Er habe auf den Straßenbahnfahrer eingeschlagen, weil er dachte, „dass er mich zerfleischt“. Er habe befürchtet, „dass er mich in die Remise einezaht und auffrisst. Ich wollt’ ihn am Kopf treffen, dass er mich nicht frisst“. Er sei „überrascht“, dass der Fahrer „fast gestorben wäre“, sagte der 39-Jährige. Es tue ihm leid, „den Falschen“ erwischt zu haben: „Durch meine Krankheit bin ich auszuckt.“

Ähnlicher Fall: Mann wurde eingewiesen

In den vergangenen Monaten ist es mehrfach zu Übergriffen auf Mitarbeiter der Wiener Linien gekommen. Erst Anfang Oktober war ein ebenfalls unzurechnungsfähiger 52-Jähriger in den Maßnahmenvollzug eingewiesen worden, nachdem er am 26. Jänner 2014 in Wien-Floridsdorf einen Tramwayfahrer niedergestochen und lebensgefährlich verletzt hatte - mehr dazu in Bimfahrer niedergestochen: Täter eingewiesen.