„Strukturelle Veränderungen“ in der Albertina

Zwei „große strukturelle Veränderungen“ hat die Albertina für das kommende Jahr angekündigt. Eine betrifft offenbar die Fotografie, der ein größerer Platz eingeräumt werden soll. Außerdem setzt das Kunstmuseum 2015 einen Schwerpunkt auf die Zeichnung.

Die beiden strukturellen Weiterentwicklungen sollen mit Februar und Mai schlagend werden, Details werden erst bekannt gegeben. Sie werden aber keinen zusätzlichen Budgetbedarf beinhalten, in Zeiten der „Redimensionierung“ von Projekten wie Weltmuseum oder Literaturmuseum nicht unwichtig - mehr dazu in „Redimensioniertes“ Literaturmuseum und Weltmuseum: Umbaupläne abgelehnt.

„Wir haben nicht vor, Geld auszugeben, das wir nicht haben und auch nicht bekommen werden“, so Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder. „Es ist eine Strukturfrage, keine Budgetfrage.“ Notwendige Erstinvestitionen seien von dritter Seite finanziert worden.

Schröder: „Ich bin kein Weihnachtsmann“

Mit der weiterhin eingefrorenen Basisabgeltung werde die Albertina „schon noch einige Jahre“ auskommen, so Schröder weiter. „Ich bin kein Politiker und kein Weihnachtsmann. Ich habe keine Geschenke zu vergeben. Ich bin der Kunst und dem Besucher verantwortlich.“ Daher werde er mit dem Budget haushalten, das er zur Verfügung habe. Finanzielle Stabilität sei unabdingbar. „Und eines fernen Tages will ich meiner Nachfolge ein stabiles Museum übergeben.“

Henry Provensal: Traumprojekt (Grabmal für einen Dichter), 1901

Musée d´Orsay, dist. RMN-Grand Palais / Patrice Schmidt

Henry Provensal: Traumprojekt (Grabmal für einen Dichter), 1901

Leihgaben aus dem Louvre

Im Ausstellungsprogramm setzt die Albertina, für die Schröder heuer rund 600.000 Besucher erwartet, 2015 „einen absoluten Zeichnungsschwerpunkt“. Den Auftakt macht von 30. Jänner bis 3. Mai „Degas, Cezanne, Seurat. Das Archiv der Träume aus dem Musée d’Orsay“. Dabei wird eine 200 Werke umfassende Auswahl aus der riesigen, rund 80.000 Stück umfassenden Zeichnungs-Sammlung des Musée d’Orsay präsentiert. „Weil diese Bestände im Louvre aufbewahrt werden, wussten die Wenigsten davon“, so Schröder, der sich erfreut zeigt, dass sich die neue Museumsleitung bewusst die Albertina für die erste internationale Präsentation dieser Preziosen ausgesucht hat.

Zeichnungen der Gegenwart

Als Kontrapunkt dazu gibt es im Anschluss daran von 22. Mai bis 20. September unter dem Elke Krystufek-Zitat „I hate painting“ die Schau „Drawing Now“: „Wir wollen künftig in unregelmäßigem Abstand immer wieder eine Bestandsaufnahme machen, was Zeichnung heute heißt - nicht nur in Österreich, sondern weltweit“, so Schröder. Dabei werde man mit jeweils einem anderen internationalen Partner kooperieren.

Sandra Vasquez de la Horra: El Tiempo, Graphit mit Wachs

Photo Cordia Schlegelmilch courtesy Kewenig Gallery Berlin

Sandra Vasquez de la Horra, El Tiempo, Graphit mit Wachs

Von 14. Februar bis 17. Mai werden unter dem Titel „Drawing Double Reversal“ 80 Zeichnungen der US-Künstlerin Elaine Sturtevant, der Begründerin der Appropriation Art, präsentiert. Schröder: „Sie hinterfragt die Bedeutung von Autorschaft und Singularität und ist eine der großen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts.“

„Von der Schönheit der Natur. Die Kammermaler Erzherzog Johanns“ heißt von 27. Februar bis 31. Mai eine Schau, die 150 Werke aus einer höchst qualitätsvollen Sammlung von annähernd 1500 Blättern zeigt, die von Erzherzog Johann (1782-1859) bei Künstlern wie Jakob Gauermann, Matthäus Loder oder Thomas Ender in Auftrag gegeben wurde - für Schröder „Höhepunkte der österreichischen Aquarellmalerei des 19. Jahrhunderts“. Die Grafen Meran, Nachkommen des Erzherzogs, haben ihre Bestände erstmals für eine öffentliche Ausstellung zur Verfügung gestellt.

Nackt in der Badewanne von Adolf Hitler

Lee Miller (1907-1977), der von 8. Mai bis 16. August eine große fotografische wie zeithistorische Ausstellung gewidmet ist, „kennen die meisten von uns vor allem unbekleidet“, verweist Schröder auf die Tatsache, dass die US-Fotografin das wahrscheinlich berühmteste Modell von Man Ray war. Dass sie auch Autorin etlicher dem Surrealisten-Star zugeschriebener Fotos war, habe sich erst im Laufe der Zeit herausgestellt.

Ein Schwerpunkt der Schau liegt auf der Reportagefotografie aus den ersten Tagen nach Ende des Zweiten Weltkriegs, als Miller die eben befreiten Konzentrationslager in Dachau und Buchenwald ebenso fotografierte wie das zerbombte Wien. Ein Foto zeigt sie nackt in der Badewanne von Adolf Hitler - „ein bewusster konzeptioneller Akt, eine radikale Umdrehung der Machtverhältnisse“.

Lee Miller in Hitler´s bath, 1945

Lee Miller Archives, England. All rights reserved

Lee Miller in Hitler´s bath, 1945

Druckgrafiken von Edvard Munch

Im Sommer wird Edvard Munch eine große Druckgrafik-Ausstellung gewidmet. Schröder: „Wir zeigen seine 100 schönsten und ungewöhnlichsten Druckgrafiken. Es wird eine Pracht-Schau“. Nach Präsentation der an die Albertina gegangenen Schenkung der Sammlung Ploner (10. Juni bis 23. August) widmet man sich von 4. September bis 10. Jänner 2016 mit rund zehn Gemälden und an die 130 Zeichnungen der ungewöhnlichen Künstlerfreundschaft zwischen Lyonel Feininger und Alfred Kubin.

Den Herbst dominieren ab 25. September in Zusammenarbeit mit der Akademie der Bildenden Künste „Welten der Romantik“. „Wir stellen erstmals die norddeutsche, protestantische Romantik der Wiener katholischen Romantik des Lukasbundes gegenüber“, erklärt Schröder. Dabei werden Werke von Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge, Karl Friedrich Schinkel, Julius Schnorr von Carolsfeld, Francisco de Goya, William Turner und vielen anderen gezeigt werden.

Link: