Van der Bellen will Wissenschaft entwirren

In Wien sind verschiedenste Stadträte und Magistratsabteilungen für Unis und Forschung zuständig, kritisiert der grüne Uni-Beauftragte Alexander Van der Bellen. Er vermutet gewisse Parallelstrukturen vor allem bei der Finanzierung.

Neben der MA 7 von Wissenschaftsstadtrat Andreas Mailath-Pokorny sei Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch - „vermutlich aus historischen Gründen“ - für die Konservatorium Wien Privatuniversität zuständig, die Fachhochschulen (FH) ressortieren zu Finanzstadträtin Renate Brauner (alle SPÖ) und der MA 23, sagte Van der Bellen am Montag.

WWTF muss autonom bleiben

Deshalb seien auch die Ausgaben der Stadt für Forschung höher als gemeinhin angenommen. Zu den veranschlagten knapp 100 Millionen Euro kämen nämlich etwa die Gelder für das Konservatorium und die Stiftungsmittel des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) - insgesamt erreiche man so etwas mehr als 140 Millionen Euro.

„Wenn aber schon bei der Finanzierung keiner so genau weiß, wie viel man jetzt ausgibt, fragt man sich, ob da nicht Parallelstrukturen bestehen“, sagte Van der Bellen. Jedenfalls unangetastet bleiben müsse jedoch die Autonomie des WWTF, der ohne politischen Einfluss aufgrund der Analysen internationaler Gutachter arbeite.

Nach wie vor beschäftigt Van der Bellen die mangelnde Sichtbarkeit der Hochschulen und Forschung in der Stadt. „Seit Jahr und Tag“ bemühe er sich, die Wiener Linien dazu zu bringen, die Stätten der Wissenschaft in Wien entsprechend sichtbar zu machen, sagte der Uni-Beauftragte. Immerhin sei es nun gelungen, diese zu überreden, mittels eines Logos auf ihrer App auf Uni-Stätten hinzuweisen.

Rot-Weiß-Rot-Card nach deutschem Vorbild

Fördertechnisch plädiert Van der Bellen für eine Umstellung der Jahresförderungen auf vertragliche mehrjährige Unterstützungen - „mindestens für drei Jahre, besser wären fünf“. Am Ende solle evaluiert werden, ob eine weitere Förderung sinnvoll sei.

Als „ceterum censeo“ sprach sich Van der Bellen erneut für eine Reform der Rot-Weiß-Rot-Card aus - diese müsse nach deutschem Vorbild in Richtung einer „Schwarz-Rot-Gold-Karte“ gehen. Die entsprechenden Regelungen für ausländische Wissenschafter seien dort wesentlich liberaler - etwa bei der zur Verfügung stehenden Zeit für die Jobsuche - mehr dazu in Unis: Van der Bellen kritisiert „irrsinige Strategie“.

Derzeit herrsche ein „absurdes System“: Man verlange von ausländischen Studierenden praktisch keine Studiengebühren, was den Staat enorm viel Geld koste und zu einem hohen Anteil an Auslandsstudenten führe. Das begrüße er auch sehr. Aber: „Wenn sie fertig sind, sagen wir: ‚Wiederschauen, hat uns sehr gefreut.‘ Das kann ja wohl nicht der Sinn sein.“

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