Mehr Attacken gegen Wiener Linien

106 Mal sind Mitarbeiter der Wiener Linien 2014 tätlich angegriffen worden, das ist um ein Drittel mehr als im Jahr davor. Neue Sicherheitsmaßnahmen und zusätzliche Videoüberwachung sollen die Zahl der Attacken wieder eindämmen.

Mit 49 Fällen betrafen rund die Hälfte der gewalttätigen Vorkommnisse des vergangenen Jahres „Schwarzkappler“. 2013 lag diese Zahl noch bei 28. Außerdem waren 21 Straßenbahnfahrer (2013: 12) und 18 Buslenker (2013: 14) Opfer von Angriffen. Acht bzw. vier Vorfälle richteten sich gegen Stationswarte und U-Bahn-Fahrer. Mehr Übergriffe als im Vorjahr gab es 2010 bzw. 2012 mit 105 bzw. 108. Heuer kam es laut Wiener Linien bis dato zu 19 Übergriffen.

Wiener Linien: „Statistische Ausreißer“

Geschäftsführer Eduard Winter sprach im Hinblick auf den Anstieg im Vorjahr von „statistischen Ausreißern“. Tatsächlich hätten sich die Attacken gegen das Öffi-Personal sogar leicht rückläufig entwickelt, versicherte er. Und das, obwohl die Zahl der Fahrgäste sowie der durchgeführten Fahrscheinkontrollen deutlich angestiegen seien.

Vor allem im Vorjahr sorgte eine Serie brutaler Attacken gegen Öffi-Lenker für Schlagzeilen und einen Aufstand des Wiener-Linien-Betriebsrats, der aus Protest an einem Tag sogar den Frühverkehr bestreikte. Die Geschäftsführung kündigte daraufhin an, Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit zu setzen. Gemeinsam mit der Personalvertretung einigte man sich auf ein Fünf-Punkte-Programm mehr dazu in Fünfpunkteprogramm für mehr „Öffi“-Sicherheit.

Straßenbahn-Garnitur der Linie 1 in der Station Matzleinsdorfer Platz

Wiener Linien/Christoph H. Breneis

Winter sagte, dass die Umsetzung zügig voranschreite. So wurde bereits rund die Hälfte der alten Straßenbahnen vom Typ E2 mit geschlossenen Fahrerkabinen ausgestattet, die Nachrüstung der Videoüberwachung in diesem Bereich wird ebenfalls schrittweise aufgestockt. Außerdem kämen in den Abend- und Nachtstunden vorrangig Bims und Busse mit moderner Überwachungstechnik zum Einsatz. Noch im Laufe des Jahres sollen die einzelnen Punkte großteils abgeschlossen, spätestens 2017 dann das ganze Paket umgesetzt sein. Die Kosten belaufen sich auf etwa zwei Millionen Euro.

Deeskalationstraining für Außendienstmitarbeiter

Zusätzlich betonte man, dass diverse Präventionsmaßnahmen schon seit Jahren eingesetzt würden. So durchläuft etwa jeder Mitarbeiter, der im Außendienst unterwegs ist, seit 2006 ein verpflichtendes Deeskalationstraining. „Hier lernt man, kritische Situationen schon möglichst vorher zu erkennen und abzuwenden“, erklärte Michael Kiss, Leiter des Referats Arbeitspsychologie der Wiener Linien.

Sollte tatsächlich etwas passieren, steht den Betroffenen ein Kriseninterventionsteam zur Verfügung. Insgesamt 25 Leute kümmern sich um die psychologische Betreuung, wobei das freiwillige Angebot rund 60 Prozent der Betroffenen annehmen, berichtete Kiss.

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