Ingrid Wendl feiert 75. Geburtstag

Die frühere österreichische Eiskunstläuferin Ingrid Wendl-Turkovic feiert am Sonntag ihren 75. Geburtstag. Sie war die jüngste österreichische Olympia-Medaillengewinnerin. Später war sie als ORF-Moderatorin und Politikerin aktiv.

Ihre größten Erfolge als Sportlerin feierte Wendl in den 1950er-Jahren, als sie sich 1956 und 1958 den EM-Titel, 1958 WM-Silber sowie 1956 in Cortina d’Ampezzo Olympia-Bronze sicherte. Dieser dritte Rang machte sie mit 15 Jahren und 260 Tagen zur jüngsten österreichischen Medaillengewinnerin im Zeichen der Fünf Ringe. Nach diesen Erfolgen wurde Wendl Revue-Läuferin.

Seniorenclub und Nationalrat

Doch auch nach ihrer sportlichen Karriere blieb die am 17. Mai 1940 geborene Wendl stets im öffentlichen Leben. Anfang der Siebziger wechselte sie in den ORF, war Programmansagerin und später auch Kommentatorin von Eiskunstlauf-Großereignissen. Es folgten Engagements im Rate-Team der Sendung „Was bin ich“ sowie beim „Seniorenclub“. Vor den Nationalratswahlen 2002 wurde sie auf einem sicheren ÖVP-Listenplatz nominiert, gehörte dem Hohen Haus bis 2006 an und ist auch heute noch politisch tätig. Zudem moderiert sie weiterhin häufig Veranstaltungen und ist auch Schirmherrin des österreichischen Hilfswerks.

Ingrid Wendl

APA/Pfarrhofer

Ingrid Wendl im Jahr 2008

Wendl ist also nach wie vor höchst aktiv, auch in der Politik. „Durch die lange Tätigkeit hat sich das Verständnis für die politische Arbeit verfestigt.“ Sie outete sich zudem als Anhängerin des FC Bayern München sowie als großer Fan von ÖFB-Teamchef Marcel Koller. „Ich hoffe sehr, dass es unsere Mannschaft zur EM in Frankreich schafft.“

„Zu viele Intrigen und Mist“

Am Eiskunstlauf ist die mit dem Fagottisten Milan Turkovic verheiratete Wendl nach wie vor interessiert, allerdings nicht auf Funktionärsebene. „Da habe ich zu viele Intrigen, Bösartigkeiten und Mist erlebt“, kommen klare Worte aus ihrem Mund. Konkurrierende Vereine sowie die Wohlstandsgesellschaft sind für Wendl auch die Hauptgründe, warum das früher so erfolgreiche Österreich im Eiskunstlauf seit Wolfgang Schwarz und Emmerich Danzer Ende der 1960er-Jahre bzw. Claudia Kristofics-Binder in den 1980ern und damit seit schon sehr langer Zeit keine entscheidende Rolle mehr spielt.

„Die derzeit erfolgreichsten Läufer kommen aus dem asiatischen Raum, weil man sich dort noch wirklich quält. Das zehn Jahre lang zu tun, sieht unser Lebensrhythmus aber nicht mehr vor“, glaubt Wendl, einen der Gründe dafür zu kennen. „Bei den Kindern vielleicht schon, aber das Umfeld will oft zu schnell zu viel.“

Keine Trophäen ausgestellt

Trotz ihrer vielen Erfolge hat die in Wien und Perchtoldsdorf lebende Wendl zu Hause keine Trophäen ausgestellt. „Als ich klein war, hat jeder seine Pokale schon im Vorraum präsentiert und alle mussten sie bewundern. Das war grässlich. Deshalb mache ich das nicht, ich weiß ja eh, dass ich sie gewonnen habe.“ Ausnahmen werden nur bei Kindern gemacht.

Außerdem habe sie ein derart umfangreiches und schönes Spektrum an Leben, dass Pokale nebensächlich seien. „Eiskunstlauf und die Musik sind meine Basis. Ich bin aber auch extrem dankbar, dass ich so lange beim ORF so viel lernen durfte und auch die Arbeit in der Politik füllt mich aus.“