Tuberkulose: Stadt bleibt bei Geheimhaltung

Drei Personen sind an Wiener Schulen von Tuberkulose betroffen. Daten zu Standorten werde man aber weiterhin nicht veröffentlichen, so der Gesundheitsdienst (MA 15). Denn mit dem Thema sei viel Angst und Ausgrenzung verbunden.

Alle von den drei unabhängig voneinander aufgetretenen Tuberkulosefällen an Wiener Schulen Betroffene sind individuell informiert worden. Das betonte der Gesundheitsdienst der Stadt Wien (MA 15) am Freitag - mehr dazu in Drei Tuberkulose-Fälle an Schulen.

„Der Gesundheitsdienst der Stadt Wien hatte nach der Meldung der Erkrankungsfälle unverzüglich Kontakt mit den Schulen aufgenommen und die Eltern der betroffenen SchülerInnen und die betroffenen Lehrkräfte über die Notwendigkeit einer Umgebungsuntersuchung informiert“, hieß es. Ziel sei es, die Kontakte sowie das Umfeld der erkrankten Personen abzuklären. Seien Gemeinschaftseinrichtungen betroffen, werden gemeinsam mit den Schulen Untersuchungszeiträume festgelegt und vor Ort Informationsgespräche angeboten.

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Kritik an Geheimhaltung

Rund 200 Personen werden unter anderem mittels Röntgenbus untersucht, die Ergebnisse sollen in den nächsten Wochen vorliegen. Seit Bekanntwerden der Fälle war Kritik an der Geheimhaltung der Daten laut geworden. Dennoch werde man an dieser Vorgehensweise festhalten. Denn mit dem Thema sei viel Angst und Ausgrenzung verbunden, „sodass wir als Behörde uns verpflichtet sehen, sensibel mit Erhebung und Information umzugehen“, betonte Sabine Gangel, Leiterin des Fachbereichs Infektionsvorsorge der MA 15.

All jene, die sich angesteckt haben könnten, seien informiert worden. „Da andere Personen nicht von einer Ansteckung betroffen sein können, führt die Veröffentlichung der Schule nur zu einer Bloßstellung der Schülerinnen und Schüler sowie der LehrerInnen“, heißt es weiter. Grundlage dafür bilde das Tuberkulosegesetz.

Zuvor hieß es, dass man die Daten aufgrund des Datenschutzgesetzes nicht freigeben dürfe. Das Ö1-Morgenjournal konfrontierte Datenschutzexperten mit der Frage. Der Verfassungsrechtsprofessor Daniel Ennöckl hält die Auffassung der Stadt Wien für falsch. Auch Hans Zeger, Mitglied des Datenschutzrates und Obmann der Gesellschaft für Datenschutz, kann der Geheimhaltung nichts abgewinnen - mehr dazu in oe1.ORF.at.

„Unnötiger Druck“ durch Spekulationen

In diversen Medien war bereits über Standorte spekuliert worden, dagegen spricht sich auch Karl Dwulit, Vorsitzender des Wiener Landesverbandes der Elternvereine aus: Mit Veröffentlichung der Schule seien Schüler, Lehrer und Eltern verunsichert und ein unnötiger Druck verursacht worden, der seriöse Information verhindere, meinte er. Derzeit steht die MA 15 im Rahmen der Servicehotline (01/4000 87530) und Sprechstunden bei Fragen zur Verfügung.

141 Personen im Vorjahr an TBC erkrankt

Tuberkulose (TBC) - die Krankheit wurde früher als Schwindsucht oder Morbus Koch bezeichnet - wird meist durch Tröpfcheninfektion übertragen und befällt die Lunge. Solange das Immunsystem die Bakterien noch in Schach hält, handelt es sich um eine geschlossene Tuberkulose. Ist das Immunsystem schwach, zum Beispiel bei älteren Menschen, macht sich die Infektion bemerkbar. Dann wird von einer offenen, infektiösen Tuberkulose gesprochen.

Auf eine TBC-Erkrankung können Fieber, Husten, Nachtschweiß, Gewichtsverlust, Atemnot und in fortgeschrittenem Stadium blutiger Husten hinweisen. Diagnostiziert wird die Erkrankung generell über weiße Flecken bei einem Lungenröntgen, die relativ bald sichtbar sind. Ansteckend ist TBC, sobald die Bakterien den Weg in die Bronchien gefunden haben und über die Atemwege abgesondert werden.

Behandelt wird die Lungenkrankheit meist mit einer Kombination aus drei oder vier Antibiotika, sogenannten Antituberkulotika, die meist über mehrere Monate hinweg eingenommen werden müssen. Im Vorjahr erkrankten in Wien 141 Personen an ansteckender Tuberkulose.

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