Parlament lässt NS-Vergangenheit erforschen

Es eine Lücke in der Geschichtsschreibung: Die Nutzung des Parlamentsgebäudes in Wien zwischen 1933 und 1945, also während der NS-Zeit und im Austrofaschismus. Ab Herbst untersucht nun die Uni Wien diese Zeit mit einem Forschungsprojekt.

Mit dem Forschungsprojekt soll eine wesentliche Lücke der Historie des Hohen Hauses geschlossen werden, erklärte Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) am Freitag in einer Pressekonferenz. Das Parlament sei ein zentraler Ort der Demokratie, es gebe die Verpflichtung, die „dunkle Zeit“ der antidemokratischen Inbesitznahme zu erforschen und erleuchten, so Bures. Durchgeführt wird das Projekt von der Historkerin Verena Pawlowsky vom Institut für Zeitgeschichte an der Universität Wien, ihr Kollege Bertrand Perz fungiert als Projektleiter. Das Budget dafür beträgt 187.000 Euro.

Während NS-Zeit als „Gauhaus“ genutzt

Das Parlamentsgebäude wurde während des Ständestaates von 1933 bis 1938 als „Haus der Bundesgesetzgebung“ und nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich als „Gauhaus“ der NSDAP genutzt. Nun soll etwa geklärt werden, wie konkret die antidemokratischen politischen Systeme mit diesem Symbol des Parlamentarismus umgingen und welche Veränderungen am Haus zwischen 1933 und 1945 vorgenommen wurden. Auch die Wiederinbesitznahme durch die Organe der Zweiten Republik wird untersucht.

Ergebnis bis 2018

Bereits im Vorjahr hat eine noch von Bures’ Amtsvorgängerin Barbara Prammer (SPÖ) in Auftrag gegebene Pilotstudie gezeigt, dass eine sehr gute Quellenlage für die Aufarbeitung vorliegt. Gleichzeitig seien die Forschungslücken überraschenderweise noch recht groß, sagte Perz. Pawlowsky sprach von einer spannenden und lohnenden Aufgabe. Am Ende der Arbeit soll im Frühjahr 2018 eine umfassende Monografie versehen mit Fotos, Dokumenten und Plänen vorliegen und veröffentlicht werden.

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