Roxettes Hitfeuerwerk in der Stadthalle

Keine Wünsche offen gelassen hat das schwedische Popduo Roxette bei seinem Wien-Gastspiel am Mittwochabend in der Stadthalle. Zur nostalgischen und ausgelassenen Partylaune mischten sich aber auch leise Töne voller Wehmut.

Nicht nur bei „Spending My Time“ erklang der Refrain aus tausenden Kehlen und zeigte sich das Wiener Publikum in jeder Hinsicht sattelfest, was seine Lieblingssongs betraf. Es wurde gesprungen, gesungen, gejubelt. Man mag Stücken wie „Dressed For Success“ zwar eine gewisse Glätte vorwerfen, aber an Effektivität waren und sind diese Ohrwürmer kaum zu überbieten. Die genau richtige Dosis hemdsärmeliger Rock, reichlich pathetische Keyboardsounds und Melodien, die euphorischer nicht sein könnten. Roxette haben die gute Laune quasi gepachtet.

Fans feierten Marie Fredriksson

Zur nostalgischen Partylaune mischte sich aber auch viel Wehmut, bestritt Sängerin Marie Fredriksson das Konzert doch sichtlich geschwächt. Immer wieder die Fäuste ballend, wurde sie von den Fans gefeiert. Die zierliche Fredriksson wurde an der Hand auf die Bühne geführt und nahm in der Mitte auf einem Sessel Platz. Mit immer noch burschikoser Ausstrahlung, sang sie sich bemüht durch schnelle Gassenhauer à la „Sleeping In My Car“ oder versuchte sich, nur von der Backgroundsängerin am Klavier begleitet, an einer reduzierten Version von „Watercolours In The Rain“, die in das gleichermaßen melancholische „Paint“ übergehen sollte.

2002 war bei der heute 57-jährigen Marie Fredriksson ein Hirntumor festgestellt worden. Jahre später folgte die Botschaft, dass sie die Krankheit besiegt habe.

Besonders hier wurde es deutlich: Die Sängerin wirkte zerbrechlich, mühte sich durch die hohen Lagen, so sie den Versuch überhaupt wagte. In vielen Momenten wurde sie gesanglich, wenngleich unaufdringlich, von ihrer Kollegin unterstützt. Und Gessle arbeitete mehr oder weniger für zwei, animierte die Menge, sprintete mit langen Schritten und der Gitarre im Anschlag immer wieder quer über die simpel gestaltete Bühne oder parlierte mit seinem Bassisten.

Roxette in der Stadthalle

APA/Herbert Pfarrhofer

Keine Wünsche blieben offen

Um seichtes Geplänkel ging es aber nicht. Die Fans der Gruppe waren ohnedies aus anderen Gründen hier. Am Ende gab es dann kein Halten mehr: Das durch den Filmklassiker „Pretty Woman“ bekannte „It Must Have Been Love“, der seinem Titel gerecht werdende „Joyride“ sowie als Zugaben natürlich „Listen To Your Heart“ und „The Look“ - es wurden keine Wünsche offen gelassen.

Nach mehr als eineinhalb Stunden verneigten sich die Protagonisten vor ihren Anhängern. Schließlich standen nur noch Gessle und Fredriksson da, Arm in Arm, und nahmen die Liebesbekundungen entgegen. Da stellte sich die Frage, warum die Gruppe ihr eigentlich erst im kommenden Jahr anstehendes 30-jähriges Bandjubiläum bereits jetzt so ausgiebig feiert, nicht mehr. Hier wurde vor allem einer die Ehre erwiesen, die mit ihren Songs und ihrer Stimme für viele fest in der Popgeschichte verankert ist.

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