Drogen in Beisl: Wirtin und Gäste angeklagt

Eine Wirtin, ihre Kellnerin sowie drei Stammgäste sind am Mittwoch vor Gericht gestanden. Sie sollen seit gut zehn Jahren in einem Beisl in Favoriten Cannabis und Kokain an die Gäste verkauft haben.

Die fünf Angeklagten bekannten sich teilweise schuldig. Ihnen wird neben dem Suchtdelikt auch die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.

Die 51-jährige Kellnerin des Imbiss’ war im Zuge ihrer Krebserkrankung mit Haschisch in Berührung gekommen, nachdem ihr Onkologe ihr zum Konsum während einer Chemotherapie geraten habe. Nachdem das einige aus ihrem Bekanntenkreis wussten, überließ sie ihnen die Droge, wobei das Lokal als Umschlagplatz herhielt. Laut Anklage soll sie das Rauschmittel immer in ihrer Kellnerbrieftasche bereit gehalten haben.

Kellnerin: „Ich hab nicht nachgedacht“

„Ich hab immer ein bisschen gehabt“, sagte die 51-Jährige bei ihrer Aussage vor dem Schöffensenat. „Ich hab nicht nachgedacht.“ Zeugen gaben an, dass das Cannabis auch im Lokal geraucht wurde. „Das stimmt nicht“, erklärte die Angeklagte. Sie habe es nur in kleinen Mengen weitergegeben.

Die 57-Jährige Wirtin soll fallweise auch telefonische Bestellungen der Abnehmer entgegengenommen haben, was die Beschuldigte vor Gericht bestritt. Sie will von den Machenschaften nichts mitbekommen haben. Laut Anklage soll sie auch darüber Auskunft erteilt haben, wann die Kellnerin ihren Dienst versieht und ob die drei Stammgäste, die ebenfalls Cannabisharz sowie Kokain in dem Imbiss verkauft haben sollen, anwesend sein werden.

„Es gibt Dutzende Lokale in Wien, wo Drogen konsumiert werden, da wird niemand auf die Idee kommen, den Wirten in die Pflicht zu nehmen“, sagte ihr Anwalt Werner Tomanek. Seine Mandantin habe „davon gelebt, Bier und Spritzer zu verkaufen", was die Gäste sonst in ihrem Lokal gemacht haben, könne ihr nicht zur Last gelegt werden“.

Zwei der Angeklagten noch in U-Haft

Weil sich die fünf Angeklagten - zwei sitzen noch in U-Haft - bereits sehr lange kannten und sie arbeitsteilig agierten, geht die Staatsanwaltschaft von der Bildung einer kriminellen Vereinigung aus, was alle fünf vehement bestritten.

Um die Drogen sicher zu bunkern, soll nämlich einer der Männer, der 48-jährige Lebensgefährte der Kellnerin, das Suchtgift in einem von einem Bekannten angemieteten Keller gelagert haben. Falls einer der Beschuldigten keine Zeit hatte, soll immer der jeweils andere eingesprungen sein und die Abnehmer darauf hingewiesen haben. „Mein Mandant hat ein Problem, das Gift“, sagte der Anwalt eines 50-Jährigen, Philipp Wolm. Um sich seine Drogensucht zu finanzieren, habe er das Kokain weiterverkauft. „Er war Stammgast und hat das Gift weitergegeben, mehr nicht“, sagte Wolm.

Verhandlung geht am Donnerstag weiter

Ob das Quintett tatsächlich bewusst Codewörter für die Abnehmer verwendet habt, war teilweise fraglich. An die Anfrage eines Anrufers - die Telefone der Verdächtigen wurden monatelang überwacht - „Habt’s die Schokolade zammgessn“ kann sich die beschuldigte Kellnerin nicht mehr erinnern.

Sie gab aber zu, dass mit der „Beute“ einer Sparvereinsauszahlung das Cannabis gemeint war. Aber bei der von der Polizei abgehörten Lieferung von Blunzen, Leberwurst und Presswurst dürfte es sich tatsächlich um die Ware eines Fleischhauers gehandelt haben, der das Gut dem Lokal als Kommission überließ. „Da hat sich die Polizei sehr weit rausgelehnt“, bemerkte die Richterin.

Die Verhandlung wurde nach einem zweiten Verhandlungstag am Donnerstag aufgrund weiterer Zeugeneinvernahmen auf den 3. September vertagt.