100 Flüchtlinge erreichten Westbahnhof

Knapp 100 Flüchtlinge haben nach Angaben der Polizei am Mittwoch den Westbahnhof erreicht. Zuvor hatten 71 Personen die Nacht in der Notschlafstelle verbracht. Die Zahl der Feldbetten in diesem Quartier auf 200 Stück erhöht.

Die meisten der Neuankömmlinge seien gleich weiter nach Deutschland gefahren, berichtete Martin Gantner von der Caritas. Gemeinsam mit Rotem Kreuz und zahlreichen freiwilligen Helfern betreuten sie Familien und junge Männer. Sie kümmerten sich auch um jene rund 200 Menschen, die die Nacht am Westbahnhof und teilweise auch am Salzburger Hauptbahnhof verbracht haben.

Bettenlager am Wiener Westbahnhof

APA/Georg Hochmuth

Bettenlager am Wiener Westbahnhof

Betrieben wird die Notschlafstelle vom „Sanitätsteam Wien“ (Wiener Rotes Kreuz, Arbeiter Samariter-Bund, Johanniter, Malteser sowie Berufsrettung Wien). Die ÖBB stellten zwei Stockwerke in einem leerem Bürogebäude neben dem Bahnhof zur Verfügung. Im Notquartier werden „diejenigen, die ohne Anschlusszug übernachten müssen, verpflegt und betreut“, erklärte Georg Geczek vom Roten Kreuz. „Ab dem Abend sind sechs Mitarbeiter für die Betreuung hier, zwei Notfallsanitäter kümmern sich um akute medizinische Fälle“, ergänzte Thomas Kiesling vom Samariterbund.

Polizei hielt sich zurück

Wie schon an den vergangenen Tagen hielt sich die Polizei auch am Mittwoch weitestgehend zurück, nur vereinzelt waren Beamte zu sehen. „Die Polizei wird auch weiterhin an den Bahnhöfen in Österreich stichprobenartig kontrollieren“, sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).

Bettenlager am Wiener Westbahnhof

APA/Georg Hochmuth

Wie es weitergeht, sei „schwer abzuschätzen“, sagte der Wiener Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner. „Die Situation am Bahnhof in Budapest ist eine humanitäre Katastrophe.“ Wenn sie Österreich erreichen, seien die Flüchtlinge „sehr erschöpft, geschwächt, verzweifelt aber gleichzeitig großer Hoffnung“, schilderte der Generalsekretär. Zahlreiche Privatpersonen engagieren sich seit Montag am Westbahnhof, „aktuell haben wir einen Sachspendenstopp, das Lager ist voll“. Geld ist jetzt am besten, damit den Flüchtlingen Tickets gekauft werden kann.

Lage hat sich vorerst entspannt

„Im Vergleich zum Wochenbeginn hat sich die Lage auf den österreichischen Bahnhöfen deutlich entspannt“, sagte ÖBB-Sprecher Michael Braun. Allerdings rechne man damit, dass „die Zahl der Menschen, die am Bahnhof stranden, schnell wieder sehr groß werden kann“. Mit den ungarischen Partnern wurden „intensive Gespräche geführt“. Den ÖBB sei zugesichert worden, dass keine überfüllten Waggons mehr nach Österreich kommen. „Wir verlassen uns nicht wirklich darauf, wir kontrollieren weiter selber am Grenzbahnhof“, sagte Braun.

Schönborn kündigt 1.000 Plätze an

Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn kündigte indes mehr Kapazität bei Flüchtlingsquartieren an. Er wolle in den nächsten Wochen Platz für „sicher gut 1.000 Flüchtlinge“ schaffen - mehr dazu in Asyl: Schönborn verspricht 1.000 Plätze.

Nicht nur auf dem Westbahnhof ist die Hilfsbereitschaft vieler Wiener gegenüber Flüchtlingen derzeit sehr groß. Auf der Hilfsplattform der Stadt, Fluechtlinge.wien, sind im August Tausende Angebote eingegangen - mehr dazu in Tausende wollen Flüchtlingen helfen.