Keszler: Life Ball als „Schulterschluss“

Der Life Ball pausiert 2016, Organisator Gery Keszler sieht die Veranstaltung aber auch in Zukunft als „Schulterschluss“, bei dem alle HIV/Aids-Hilfsorganisationen zusammenkommen. In Lesotho traf Keszler in dieser Woche Prinz Harry.

Keszler war am Donnerstag im Zuge der Eröffnung des neuen Zentrums der Organisation Sentebale in Lesotho zu Gast und traf auf Gründer Prinz Harry von Wales. Das „Mamohato Children’s Centre“ soll vor allem für zehn- bis 19-jährige Kinder und Jugendliche, die mit der Infektion leben, als Anlaufstelle gelten. Der Life Ball unterstützt bereits Sentebales „Herd Boys Programme“, wo junge Menschen Bildung erhalten und zum Thema HIV/Aids aufgeklärt werden.

Prinz Harry und Gery Keszler

APA/Life Ball

Gery Keszler mit Prinz Harry

Kontakte mit Clinton und Theron

Im nächsten Jahr macht der Life Ball Pause. Er wolle den Ball „in jeder Hinsicht neu erfinden und auf die nächste Stufe heben“ kündigte Keszler die nächste Auflage für 2017 an - mehr dazu in Life Ball findet 2016 nicht statt (wien.ORF.at; 2.11.2015).

Seit Jahren zog Keszler große Aids-Hilfsorganisationen wie UNAIDS, die „American Foundation for AIDS Research“ (amfAR), die „Clinton Health Access Initiative“ (CHAI) oder die „Elton John Aids Foundation“ (EJAF) an Land, brachte deren Organisatoren und damit auch große Prominenz nach Wien, wie Bill Clinton oder Elton John. „Ich möchte den Life Ball dahin bringen, dass er als Plattform für weltweite HIV/Aids-Hilfsprojekte und deren Vertreter gilt.“

Vor drei Jahren knüpfte der Life Ball Kontakt mit den Organisatoren des „Charlize Theron Africa Outreach Project“ (CTAOP) der südafrikanischen Oscar-Preisträgerin. 2012 gab es erste Gespräche, bis der frühere US-Präsident Clinton die Schauspielerin ansprach und von dem Event im Wiener Rathaus erzählte. „Da war für uns eine Lanze gebrochen worden“, sagte Keszler. Charlize Theron kam 2015 erstmals zum Life Ball - mehr dazu in Die besten Bilder vom Life Ball (wien.ORF.at; 16.5.2015).

Gery Keszler mit Charlize Theron mit den Schülerinnen der Ngwenyathi School in East London in Südafrika

APA/LEIGH PAGE FOR CTAOP

Im August besuchte Keszler Charlize Theron und Schülerinnen der Ngwenyathi School in East London in Südafrika

Menschen wissen oft nichts von Infektion

„Da spürst du die Verwurzelung, sie ist total fokussiert auf ihre Projekte“, erzählte Keszler von der Begegnung mit dem Hollywoodstar, der beim Besuch seiner Hilfsprojekte „völlig ungeschminkt und entspannt“ unterwegs war, wie er berichtete. Er habe da eine junge Frau kennengelernt, die „total unkompliziert aber mit voller Hingabe“ ihre Hilfe tätigt.

Die Südafrikanerin setzt in ihren Projekten vor allem auf die Aufklärung junger Landsleute. Rund 35 Millionen Menschen leben weltweit mit dem HI-Virus, 19 Millionen Menschen wissen nicht einmal, dass sie infiziert sind. „Dass so viele Menschen nichts von ihrer Infektion wissen, hat viel mit Diskriminierung, mit dem Stigma HIV-Infektion zu tun“, meinte Keszler. „Und das zieht sich durch die verschiedensten Länder und Religionen durch.“

Der Life Ball-Organisator war im Sommer in Südafrika und hat sich die CTAOP-Projekte angesehen, die auch durch Life Ball-Gelder unterstützt werden. Was Keszler bei seinen Reisen auffällt: „Solange es das Stigma gibt - das ‚soziale Aids‘, wie ich es nenne -, wird es in Zusammenhang mit Aids/HIV immer das Thema Diskriminierung geben.“ Und davon ist Südafrika besonders betroffen.

Aufklärung in Südafrika kein Thema

In vielen Teilen von Südafrika hat etwa eine ältere Frau einen so hohen Stellenwert wie die eigene Mutter. „Sie werden auch als Mama angesprochen“, erzählte Keszler. „Dass sich dort - etwa in der Zulu-Region - ein Mädchen mit einem Kondom vor HIV schützt, indem sie in einen Supermarkt geht und eines kauft, wo eine reifere Frau an der Supermarktkasse sitzt, das ist schlichtweg unmöglich. Das ist so, als würdest du dort deine eigene Mutter um ein Kondom fragen“, so Keszler.

„Aufklärung ist dort nicht existent, so wie vor 100 Jahren. Wenn dort ein Mädchen ein Kondom mit sich führt, wird jeder sagen, das ist ein leichtes Mädchen, eine Schlampe.“

Bei Thema Musik und Mode sei Südafrikas Jugend in einer westlichen Welt angekommen, meinte Keszler. "Aber sobald du über Sexualität redest, ist es ganz verschroben, ganz verkrampft. Dabei würden gerade junge Mädchen gerne aus diesen Traditionen ausbrechen, um sich als Frau in der Gesellschaft frei bewegen zu können. „Sie wollen ein selbstbestimmtes Leben leben, unabhängig sein, eine Ausbildung machen und nicht mit 14 schwanger werden“, berichtete der Life Ball-Organisator.

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