Extremismus-Hotline: Über 900 Anrufe

Über 900 Anrufe verzeichnete die Extremismus-Hotline des Familienministeriums seit ihrer Einrichtung vor einem Jahr. Unmittelbar nach den Terroranschlägen in Paris stieg die Zahl der Anrufe in der Beratungsstelle stark an.

939 Mal klingelte das Telefon in der „Beratungsstelle Extremismus“ im ersten Jahr ihres Bestehens. In der Woche nach den Terroranschlägen in Paris im November gingen 42 Anrufe ein - also mehr als doppelt so viele wie im Jahresdurchschnitt. „Jedes Mal, wenn das Thema medial präsent ist, haben wir mehr AnruferInnen und gibt es auch mehr Angst in der Bevölkerung“, erklärte Verena Fabris, Leiterin der „Beratungsstelle Extremismus“ im Interview mit der „Zeit im Bild“ am Sonntag.

Zuwachs der Anrufe zu Rechtsextremismus

Vor einem Jahr, am 1. Dezember 2014, wurde die Beratungsstelle im Bundesministerium für Familie und Jugend eingerichtet, als Anlaufstelle für Menschen, die bei Angehörigen, Freunden oder zum Beispiel Schülern Radikalisierungstendenzen beobachten.

Beim Großteil der Anrufe gehe es um religiös begründeten Extremismus, so Fabris gegenüber wien.ORF.at, allerdings gebe es vermehrt auch Anrufe zu Rechtsextremismus, was Fabris damit erklärt, dass dieser durch die Flüchtlingssituation verstärkt Thema sei. Knapp ein Viertel der Anrufe stammte bisher von Familienmitgliedern oder Freunden, ein weiteres Viertel von Lehrern, Sozialarbeitern oder beispielsweise AMS-Betreuern. Die Betroffenen waren Mädchen und Burschen gleichermaßen.

Beratungsstelle Extremismus

Die Hotline ist unter der Telefonnummer 0800 20 20 44 (Montag bis Freitag von 10.00 bis 15.00) und über die E-Mail-Adresse office@beratungsstelle
extremismus.at erreichbar.

Aufstockung von Mitteln geprüft

In einem Fall meldete sich zum Beispiel eine besorgte Mutter, deren Tochter sich ein Ticket in die Türkei gekauft hatte. Hatte sie vor, nach Syrien zu reisen und sich der Terrormiliz IS anschließen? „Manchmal gibt es ein Beratungsgespräch, und dann wissen die Eltern wieder, wie sie umgehen können oder sollen, oder auch MultiplikatorInnen wie LehrerInnen - und manchmal braucht es mehrere Gespräche“, so Fabris. Je nach Fall sei es unterschiedlich, wen man hinzuziehe - im Fall des Mädchens konnte ein Jugendsozialarbeiter sie von ihren Plänen abbringen.

Ein-Jahres-Bilanz der Extremismus-Hotline

Seit einem Jahr gibt es in Österreich die „Beratungsstelle Extremismus“. Über 900 Anrufe sind in dieser Zeit eingegangen.

Derzeit prüft das Ministerium für Familien und Jugend eine Aufstockung der Mittel für das kommende Jahr. Das Angebot ist kostenlos und anonym, beraten wird neben Deutsch auch in Englisch, Arabisch, Türkisch und Persisch.

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