Bank-Austria-Chef Cernko geht

Die österreichische UniCredit-Tochter Bank Austria verliert ihren Chef: Willibald Cernko (59) tritt von der Spitze der Bank ab. Sein Nachfolger wird mit 1. März Robert Zadrazil (45). Das gab die Bank Montagfrüh bekannt.

Cernko war seit 2009 Vorstandsvorsitzender der Großbank. Erst im vergangenen Oktober war sein Vertrag wieder verlängert worden. In der Mitteilung von Montag ist von einer „geordneten Übergabe“ die Rede. Zadrazil gehört dem Vorstand der Bank ebenfalls schon mehrere Jahre an. Der 45-Jährige studiert derzeit Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Bank Austria-Vorstandschef Willibald Cernko

APA/Jäger

Cernko gibt den Chefsessel am 1. März an Zadrazil ab

Drastischer Sparkurs

Die Bank Austria steht im UniCredit-Konzern gerade im Mittelpunkt eines drastischen Sparkurses. Zwar muss die Bank ihr defizitäres Privatkundengeschäft nicht verkaufen, doch von den neu aufgelegten Sparvorgaben der italienischen UniCredit ist die Bank Austria konzernweit am stärksten betroffen.

70 der rund 190 Filialen für Privatkunden müssen geschlossen werden, teilte die Bank Austria Mitte Dezember mit. Wie viele Angestellte es treffen wird, ist nicht bekannt. Mehr als 300 Mio. Euro muss die Bank in den nächsten drei Jahren einsparen - mehr dazu in Kahlschlag im Filialnetz.

Wechsel an Spitze der Bank Austria

Der neue Mann an der Spitze wird Robert Zadrazil. Er soll den gerade erst beschlossenen Umbau der Bank durchführen.

Wichtigster Ertragbringer geht verloren

Weil die Bank Austria heuer ihre von Wien aus gemanagten Ostbankbeteiligungen an die Konzernmutter in Mailand abgeben muss, verliert sie ihren wichtigsten Ertragsbringer. Das kostet sie auch den Status als größte Bank Österreichs. Ins Mark getroffen hatte Manager und Mitarbeiter allerdings, dass die UniCredit voriges Jahr das ganze österreichische Privatkundengeschäft (Filialsparte) zur Disposition stellte: Entweder Verkauf oder dramatischer Rückbau - das stand zur Wahl.

Robert Zadrazil auf einem Archivbild. Zadrazil wird neuer Bank Austria-Chef.

APA/Bank Austria

Zadrazil wird neuer Bank-Austria-Chef

Ein Verkauf der österreichischen Sparte konnte abgewehrt werden, für die neue Schließungswelle in der verlustbringenden Filialsparte und die Umsetzung weiterer Kostenschnitte (Stichwort Dienstrecht) sollten die Verhandlungen jetzt im Detail starten. Cernko hatte offen eine Filialspartensanierung aus eigener Kraft favorisiert. Für den Fall, dass die Bank ihr breites heimisches Privatkundengeschäft mit ein paar tausend Beschäftigten im Land hätte aufgeben müssen, hatten Eingeweihte jedenfalls mit Cernkos Rücktritt gerechnet.

Dass nun dennoch der Rücktritt per Ende Februar und gleich der Nachfolger bekanntgegeben wurde, kam für viele unerwartet. Wenngleich Cernko selbst nach den Entscheidungen zu den Einsparungen in einem ORF-Radiointerview vor wenigen Wochen eingeräumt hatte, sich „selbstverständlich ... immer die Frage zu stellen: Ist das das, was man persönlich mit vollem Herzblut unterstützen könnte?“

Seit 2009 an Spitze der Bank Austria

Cernko war per 1. Oktober 2009 auf seinen Vorgänger Erich Hampel an die Spitze der Bank Austria gefolgt. Hampel hatte damals sein Amt vorzeitig abgegeben. Cernko kehrte von der damaligen deutschen Bank-Austria-Schwester HypoVereinsbank (HVB), wo er Privatkundenvorstand war, nach Wien zurück. Er war davor viele Jahre in der Bank Austria beziehungsweise in deren Vorgängerinstituten tätig und in der Bank Austria in Wien schon einmal vier Jahre im Vorstand für Privatkunden zuständig.

Zadrazil ist seit 2001 für die Bank Austria tätig. Seit 2006 war er als Chief Operating Officer im Vorstand, seit August 2007 zusätzlich in der UniCredit-Group für Global Banking Services in Zentral- und Osteuropa verantwortlich. Im Mai 2009 übernahm Zadrazil die Position des Vorstandsvorsitzenden der Schoellerbank AG. Seit 2011 leitet er die Division Private Banking in der Bank Austria. Zadrazil ist gebürtiger Wiener und Vater von zwei Kindern. In der Bank war am Montag denn auch von einem „Generationenwechsel“ die Rede.

Sobald alle Organbeschlüsse durch sind und auch die Aufsicht die Rochade abgenickt hat, übernimmt Zadrazil mit 1. März den Chefposten von Cernko. Zadrazil verantwortet dann die Umstrukturierung der Bank Austria - samt harten Sparvorgaben. Aufsichtsratschef Hampel sagte, mit Zadrazil habe man „den richtigen Mann gefunden“, den Umbau der Bank auf Basis der vorliegenden Konzepte und Entscheidungen erfolgreich voranzutreiben.

Personalspekulationen über Mailänder Bankspitze

Bei der UniCredit beziehungsweise unter ihren Aktionären soll es überhaupt rumoren. Von Personalspekulationen blieb auch die Mailänder Bankspitze nicht verschont. Erst vor gut einer Woche spekulierten die „Financial Times“ und die Mailänder Zeitung „Corriere della Sera“, dass angeblich der Sessel von UniCredit-Chef Federico Ghizzoni wackelt. Vom Aufsichtsrat wurde das ebenso in Abrede gestellt wie angebliche Investorenzweifel an dem im November vorgestellten Entwicklungsplans Ghizzonis, der 18.000 Jobs kosten wird.

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