Einigung über mehr Ärzte bis Sommer

Gebietskrankenkasse und Ärzte haben sich am Dienstag darauf verständigt, bis zum Sommer zu einer Einigung über zusätzliche Ärzte für Wien zu kommen. Die Ärztekammer hatte 300 zusätzliche Planstellen gefordert.

Stadt Wien, Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) und Ärztekammer werden über zusätzliche Kassenplanstellen in Wien sprechen. Bis zum Sommer soll es eine Einigung geben. Das ist das Ergebnis eines knapp dreistündigen Gesprächs über zusätzliche Ordinationen am Dienstagnachmittag. Daran beteiligt waren die Kurie der niedergelassenen Ärzte der Wiener Ärztekammer und die WGKK. Ob und in welchem Ausmaß das ärztliche Angebot ausgeweitet wird, bleibt aber auch nach dem Gespräch offen.

Die Wiener Ärztekammer ist jedenfalls zufrieden, dass die gewünschten zusätzlichen Planstellen zumindest Thema waren: „Wir freuen uns, dass wir unsere Forderungen auf den Tisch legen konnten.“ Auch WGKK-Direktor Andreas Obermaier bestätigte im Gespräch mit der APA, dass man sich in der - wie er betonte - „Routinesitzung“ über die Aufnahme weiterer Gespräche verständigt habe. Die Verhandlungen wolle man jedenfalls ergebnisoffen führen, hieß es.

Grippewelle verschärft Situation

Laut Ärztekammer hält die Zahl der Kassenordinationen mit dem enormen Bevölkerungswachstum Wiens nicht mehr Schritt. Vor allem im niedergelassenen Bereich herrsche seit langem Handlungsbedarf: „Derzeit kommen auf einen niedergelassenen Allgemeinmediziner bereits 2.447 Wienerinnen und Wiener - so viel wie nie zuvor“, veranschaulichte Kammer-Vizepräsident Johannes Steinhart. Auch die Grippewelle habe die seit Jahren bekannten Versorgungsdefizite im Wiener Gesundheitssystem wieder an die Oberfläche gespült, hieß es.

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300 Kassenstellen mehr würde ein Plus von 20 Prozent bedeuten

Die Kammer wirft der WGKK außerdem eine „verantwortungslose Hinhaltetaktik gegenüber Wiens Patienten“ vor und appelliert, diese aufzugeben.

„Kein Thema“ für WGKK

Kammer-Vize Steinhart, der außerdem Obmann der Kurie der niedergelassenen Ärzte ist, wollte keine Ausreden mehr gelten lassen und forderte Taten: „Die 300 Kassenplanstellen müssen sofort beschlossen werden. Wir haben den Punkt ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt und verlangen zur Stunde eine klare Entscheidung seitens der Krankenkasse.“ Steinhart sprach vor den Gesprächen sogar von einem „Lostag für Wiens Patienten“.

Bei der Wiener Gebietskrankenkasse sah man die Gespräche entspannter. So sei das Treffen mit der Ärztekammer eine Routinesitzung, die ohnehin stattgefunden hätte. Zudem seien in Wien 300 zusätzliche Kassenstellen „sicher nicht notwendig“, sagte WGKK-Direktor Andreas Obermaier.

Verpflichtende Wochenenddienste?

„Wir haben in Wien eine sehr gute Versorgung mit Kassenarztstellen.“ Demnach würde Wien im Bereich der Fachärzte weit über dem österreichweiten Bundesschnitt liegen, auch im Bereich der Kinderärzte sei die Versorgung laut Obermaier sehr gut. „Daher können aus unserer Sicht 300 zusätzliche Kassenstellen kein Thema sein.“

Bei den verpflichtenden Wochenenddiensten für niedergelassene Ärzte bzw. einem entsprechenden Dienstrad - wie von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) angeregt - hat sich die Gebietskrankenkasse ebenfalls skeptisch gezeigt. Man müsse sich anschauen, ob es nicht sinnvollere und günstigere Lösungen gebe. Diskussionsbereit sei man aber jedenfalls. Deshalb könne bei den Gesprächen ein „größerer Prozess in Gang kommen“, meinte Obermaier vor dem Gespräch.

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