Zulehner: „Familien aus Idomeni aufnehmen“

Der Pastoraltheologe Paul Zulehner hat der Bundesregierung vorgeschlagen, Flüchtlingsfamilien aus Idomeni aufzunehmen. Zu Ostern treten in Wien 40 Muslime zum Christentum über, unter ihnen sind vor allem Flüchtlinge.

Familien aus Idomeni mit vier oder fünf Kindern sollten bevorzugt aufgenommen werden, so der Vorschlag von Zulehner im „Wien heute“-Interview am Karfreitag: „Man kann sie ja in unsere Quote implementieren. Ich glaube, dass unsere Bevölkerung nicht so herzlos ist und das nicht verstehen würde. Da würde die Regierung sehr viel Applaus bekommen.“

In der Flüchtlingskrise sieht Zulehner vier notwendige Maßnahmen: „Die wichtigste Intervention heißt die Ursachen zu beseitigen. Die nächste ist Europäisieren des Problems, dann muss in Flüchtlingslagern vor Ort wesentlich mehr geholfen werden. Viertens - und das ist man der Bevölkerung schuldig - muss es einen legalen, kontrollierten Zuzug geben. Es kann nicht in Beliebigkeit ausarten und wir wissen nicht, wer da kommt.“ Grenzkontrollen seien „völlig klar, das macht jeder normale, vernünftige Staat“.

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„Wien heute“-Interview

Pastoraltheologe Paul Zulehner regt im Gespräch mit ORF Wien-Chefredakteur Paul Tesarek die Aufnahme von Flüchtlingsfamilien aus Idomeni an.

Bildungsarbeit und Feste gegen Vorurteile

Der Pastoraltheologe zeigte sich überzeugt, dass die katholische Kirche genug macht, um Vorbehalte abzubauen: „Ich glaube schon, wir machen Bildungsarbeit, wir machen Feste mit Muslimen zusammen. Begegnungen sind gegen die Vorurteile ganz wichtig.“

„Unmittelbare Kriegsflüchtlinge sind vorrangig zu behandeln und die Nächstenliebe verpflichtet mich als Christ zu sagen, wenn sie jetzt bei uns sind, habe ich ihnen als Christ zur Seite zu stehen, damit sie überleben können. Ob das auf längere Zeit, ob das politisch geregelt ist, das liegt in der Verantwortung der Politiker“, meinte Zulehner.

40 Muslime treten zum Christentum über

Zu Ostern treten in Wien rund 40 Muslime zum Christentum über. Der Großteil der Taufbewerber mit muslimischem Hintergrund kommt laut Erzdiözese Wien aus dem Iran und Afghanistan gefolgt von Syrien. Es sind oft Männer zwischen 14 und 35 Jahren.

Mit einem Beschluss machte die österreichsiche Bischofskonferenz 2014 eine einjährige Taufvorbereitung zur Bedingung für Menschen mit Fluchthintergrund. „Nur wenn wir überzeugt sind, dass sie sich am Gemeindeleben beteiligen und sich wirklich auch von der Lebenshaltung ganz eindeutig verändert haben, dann wird die Taufe erlaubt“, meinte Friederike Dostal, Leiterin des Referats für Erwachsenentaufe der Erzdiözese Wien, gegenüber „Wien heute“.

Christ sein ist kein Grund um schneller Asyl zu bekommen. Allein die Situation im Herkunftsland, etwa Verfolgung oder Krieg, sei ausschlaggebend. 2017 werden sich wohl noch mehr Menschen taufen lassen. Denn aufgrund der einjährigen Vorbereitung hat sich der Flüchtlingsstrom des letzten Jahres noch nicht so bemerkbar gemacht.

Muslime werden Christen

Jetzt zu Ostern treten in Wien 40 Muslime zum Christentum über. Es sind vor allem junge Männer aus dem Iran, aus Afghanistan und Syrien.

Behutsame Eingemeindung

Die katholische Kirche geht bei der Eingemeindung ehemaliger Muslime sehr behutsam vor. „Es ist leider eine Tatsache, dass nicht alle Muslime einverstanden sind, wenn jemand seine Religion wechselt. Eigentlich ist das in vielen Ländern, in denen die Scharia gilt, mit Todestrafe bedroht und wenn es keine offizielle Bestrafung gibt, dann machen das die Großfamilien“, so Dostal.

„Obwohl ich Muslim war, haben mir die Christen geholfen“, sagte Maruf, der vor drei Jahren in der Votivkirche getauft wurde. Viele Muslime lassen sich tatsächlich hauptsächlich aus diesem Grund taufen, bestätigte Friederike Dostal: „Der zweite Grund ist, dass sie oft schon lange Zeit Christen werden wollten oder sich zumindest für das Christentum interessiert haben. Es war aber in ihren Herkunftsländern schwierig bis unmöglich.“

Maruf geht jeden Sonntag in die Kirche und betet dass man ihn nicht abschiebt, denn Asyl hat er noch keines bekommen. Christ ist er aus tiefer Überzeugung geworden, nicht weil er sich dadurch Asyl erhofft. „Ich denke, dass jede Religion friedlich ist. Aber die Muslime sind oft schrecklich, weil sie nicht so offen sind. Als ich hierherkam wurde mir geholfen und ich bekam eine Unterkunft. Ich wurde nicht wieder weggeschickt“, meinte er gegenüber „Wien heute“.

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