Eine der letzten „Gerechten“: Edeltrud Posiles tot
Die Israelitische Kultusgemeinde gab den Tod der Wienerin am Montag per Aussendung bekannt. Edeltrud Posiles starb im Maimonides-Zentrum, der Seniorenresidenz der Kultusgemeinde, wo sie ihre letzten Lebensjahre verbrachte. Anfang Juni feierte sie dort noch ihren 100. Geburtstag.
ORF
Edeltrud Posiles 2006 in einem ORF-Interview
Versteck in Wiener Wohnung
Posiles, geborene Becher, versteckte gemeinsam mit ihrer Schwester Charlotte ihren damaligen Verlobten Walter Posiles und dessen zwei Brüder Hans und Ludwig in einer Wohnung in der Neustiftgasse in Wien. 1942 waren die drei davor in Prag lebenden jüdischen Brüder für einen Transport in ein Konzentrationslager eingeteilt worden, es gelang ihnen jedoch rechtzeitig die Flucht.
Die Schwestern organisierten unter anderem Lebensmittel für die Brüder, einmal wurde Walter ernsthaft krank und musste behandelt werden. Hilfe hatten sie von einem Freund und einem als „arisch“ geltenden Halbbruder der Posiles-Brüder.
107 österreichische „Gerechte“
1979 wurde Edeltrud Posiles von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet, ihre Schwester Charlotte war zu dem Zeitpunkt schon verstorben. Auch Oskar Schindler war Träger dieses Titels. Weltweit erhielten bisher rund 26.000 Personen diese hohe Auszeichnung, 107 aus Österreich.
Walter und Ludwig Posiles überlebten die NS-Zeit, Hans kam jedoch kurz vor Kriegsende bei einem Bombenangriff ums Leben. Edeltrud und Walter heirateten bald nach dem Krieg, in den 1960er Jahren wurde die Ehe wieder geschieden. Edeltrud studierte unter anderem Bildhauerei in Wien. Ihre letzten Berufsjahre verbrachte sie als Bibliothekarin bei den städtischen Wiener Büchereien.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version hatte es geheißen, mit Edeltrud Posiles sei die letzte noch lebende österreichische „Gerechte unter den Völkern“ gestorben. Dabei handelte es sich jedoch um eine Fehlinformation. Wir bitten um Entschuldigung.