Sohn auf Steinboden geschleudert: Haftstrafe

Ein 28-jähriger Mann ist heute in Wien - nicht rechtskräftig - zu zwei Jahren Haft wegen schwerer Körperverletzung verurteilt worden. In einem Flüchtlingsheim in Liesing soll er seinen sechsjährigen Sohn auf den Boden geschleudert haben.

Die angeklagte absichtliche schwere Körperverletzung konnte dem Mann „im Zweifel“ nicht nachgewiesen werden, sagte Richter Philipp Schnabel. Der Angeklagte gab keine Erklärung ab, die Staatsanwaltschaft meldete Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an.

Asylquartier Liesing

ORF

Der Vorfall passierte bei der Essensausgabe in dem Liesinger Flüchtlingsheim

Bub laut Vater „runtergefallen“

Zu dem Vorfall kam es laut Anklage am 28. März bei der Essensausgabe, der Bub erlitt dabei unter anderem einen Schädelbasisbruch. An die Kinder des Heims wurde Schokolade ausgeteilt. Als der Sechsjährige an die Reihe kam, war die Süßigkeit ausgegangen, worauf der Bub bitterlich zu weinen begann.

Der Angeklagte erzählte vor Gericht, dass er seinen Sohn beruhigen wollte und er ihn dazu hochhob. Dabei entglitt ihm der Bub, das Kind sei auf den Steinboden gefallen. „Er hat so herumgestrampelt, dass er mir runtergefallen ist“, sagte der Beschuldigte. Dass er ihn auch, wie von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, mit Füßen getreten haben soll, stellte er in Abrede. „Es war ein sehr belastender Tag mit den Kindern. Wir hatten eine sehr schwere Zeit in diesem Flüchtlingsheim“, sagte der Mann.

Heimbetreuerin widerspricht Angeklagtem

„Ich bin seit zehn Jahren mit diesem Mann verheiratet, er hat noch nie die Hand gegen die Kinder erhoben“, sagte seine Frau. Eine Betreuerin schilderte den Vorfall ganz anders. Sie habe die Situation nicht als Trösten, sondern als Angriff gedeutet. „Er ist komplett ausgeflippt“, sagte die 25-Jährige. Er habe den Sechsjährigen weit über seinen Kopf hochgehoben und dann fallen gelassen und mit den Füßen in Richtung Kind getreten. Ob er den Buben getroffen hat, konnte die Betreuerin bei der Verhandlung nicht mehr mit Sicherheit sagen.

Als sie gemeinsam mit der Mutter das bewusstlose Kind mit kaltem Wasser beträufelten, habe sie allerdings beobachtet, wie der Mann mit erhobenem Zeigefinger Drohgesten in Richtung des wieder zu Bewusstsein gelangten Sechsjährigen gemacht habe. Das Kind, das aus dem Ohr blutete, flüsterte zwei Mal „Papa, gut“, erzählte die Betreuerin. Der Afghane lebte mit seiner Frau und vier Kindern in dem Heim, ein fünftes Kind befindet sich in Obhut des Bruders des Angeklagten. Demnächst erwartet seine 29-jährige Frau das sechste Kind.