Polizei sucht 146 vermisste Minderjährige

Vor zehn Jahren ist Natascha Kampusch die Flucht vor ihrem Entführer gelungen. Auch heute verschwinden immer wieder Kinder. Derzeit ermittelt die Wiener Polizei in 178 Fällen. Davon sind 146 Vermisste noch minderjährig.

Über 2.000 Fälle von vermissten Personen bearbeitete die Polizei heuer bereits - meist mit harmlosem Ausgang. Oft erstatten beispielsweise Spitäler Anzeige, wenn Patienten vorübergehend nicht auffindbar sind.

Ausreißer und „Wiederholungstäter“

Besonders viele der derzeit offenen Fahndungen betreffen Minderjährige. „Weil die mitunter sehr häufig ausreißen, ganz einfach abhauen, aus jugendlichem Leichtsinn. In diesen Fällen gibt es auch oft Wiederholungstäter. Das heißt, dass ein und dieselbe jugendliche Person, 14, 15 Jahre alt, in einem Monat häufiger gesucht wird“, so Polizeisprecher Thomas Keiblinger gegenüber „Wien heute“.

Gerade bei Kindern werden alle Mittel ausgeschöpft - von groß angelegten Suchaktionen bis Handypeilungen. Die meisten Vermissten tauchen schon nach wenigen Stunden oder Tagen wieder auf. Einige sind aber schon seit Jahren verschwunden - ihre Akten bleiben offen.

Vermisste Kinder

ORF

Die Plattform „Österreich findet euch“ sucht nach vermissten Personen

Verein sucht via Social Media

Große Aufregung gab es etwa im Herbst 2015: Einheimische glaubten, den seit 1998 vermissten Wiener Martin B. in Italien erkannt zu haben. Doch die Spur erwies sich als kalt. Der damals 23-Jährige, der bei der Fete Blanche in Kärnten verschwand, bleibt vermisst.

Um Fälle wie diese bemüht sich Christian Mader mit seinem Verein „Österreich findet euch“. Jahrelang war Mader selbst Leiter der Wiener Fahndungsabteilung für vermisste Personen. Die Arbeit ließ ihn nie ganz los. Auf seiner Plattform können Menschen Profile von verschwundenen Freunden oder Familienmitgliedern erstellen.

„Ich denke, Social Media und Internet spielt heute eine besonders wichtige Rolle, weil wir explizit mit diesen Instrumentarien die Menschen erreichen. Und gerade bei Vermisstenfällen ist es wichtig, dass die Öffentlichkeit davon erfährt - und es vor allem nicht vergessen wird. Fahndungsmaßnahmen sind einfach dann erfolgreich, wenn man viel Informationen möglichst rasch bekommt“, so Mader.

„Fahndungen aufrechterhalten“

Auch mit Natascha Kampusch beschäftigte sich Mader. Als sie verschwand, landet ihre Vermisstenanzeige als erstes auf seinem Schreibtisch. „Es ist wirklich ungewöhnlich, wenn jemand so lange weg ist, dann auftaucht, gesund ist und noch lebt. Aber es ist ein Zeichen dafür, dass Fahndungen einfach aufrecht zu erhalten sind, solange man jemanden sucht. Und es besteht immer die Chance, dass man die Person, die gesucht wird noch findet.“ Natascha Kampusch befreite sich allerdings selbst - mehr dazu in Kampusch: „Freiheit ist immer in einem selbst“.

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