Filmarchiv zeigt „Porn Sensations“

Mit ausgewählten Filmen zeigt das Filmarchiv Austria seit Freitag die Entwicklung des Pornos - von 1920 bis heute. Dabei sollen die Grenzen zwischen Kunst und Pornografie ausgelotet und der Sexfilm aus der Schmuddelecke geholt werden.

„Ich sehe die Reihe als eine Art Experiment“, sagt Julia Fabrick, Kuratorin der pikanten Restrospektive „Porn Sensations“. Sie ist schon gespannt auf die Reaktionen des Publikums und schließt nicht aus, dass der eine oder andere den Kinosaal vorzeitig verlassen könnte. Doch im Grunde hofft sie auf Aufgeschlossenheit und Neugier für das Spiel mit den Grenzen zwischen Kunst und Pornografie. Manche der gezeigten Filme sind allerdings nicht jugendfrei - der Eintritt ist erst ab 18 Jahren erlaubt.

Pornografie und Feminismus kein Gegensatz

Die Reihe „Porn Sensation“ ist als Einladung gedacht. Sie führt auf Entdeckungsreise in die Anfänge der Pornografie durch das so genannte „Golden Age of Porn“ in den 1970ern bis ins explizite Gegenwartskino. Dabei will Fabrick den Blickwinkel erweitern und die Monotonie und Heteronormativität der Mainstream-Pornoindustrie aufbrechen. „Es geht darum Gegenakzente aufzuzeigen und künstlerische Aspekte hervorzuheben“, sagt sie.

Veranstaltungshinweis:

Filmreihe „Porn Sensations“ des Filmarchivs Austria, von 16. September bis 19. Oktober im Metro Kinokulturhaus, Johannesgasse 4, 1010 Wien.

Außerdem möchte sie Vorurteile abbauen und Klischees herausfordern. So können Pornofilme durchaus feministisch und stimulierend zugleich sein, ist Fabrick überzeugt. Das preisgekrönte Filmprojekt „Dirty Diaries“ etwa - iniziiert von der schwedischen Regisseurin Mia Engberg - zeigt pornografische Kurzfilme, die allesamt von Frauen gestaltet wurden. Für Fabrick sind diese Filme authentischer, persönlicher und propagieren einen vorsichtigeren Umgang mit Intimität. „Ich als Frau spüre da, dass es um die weibliche Lust geht“, sagt sie.

Zensur verzögerte Filmpremiere

Auch das umstrittene Filmdebut der französischen Regisseurin Catherine Breillat zeigt Sexualität von einer weiblichen Perspektive. „Une vraie jeune fille“ - der deutsche Titel lautet „Ein Mädchen“ - erzählt von einem jungen Mädchen, das in den Schulferien erstmals seine Sexualität erkundet. Als der Film 1976 erschien, fiel er prompt der Zensur zum Opfer und erfuhr erst 1999 seine Premiere. Trotz der expliziten Darstellungen würde Fabrick den Film aber nicht in die Kategorie Porno einreihen. „Es geht dabei nicht nur um das Erzeugen von Lust“, sagt sie.

Den Einstieg in die Filmreihe machten die anonym produzierten „Stag Films“ der 1920er Jahre, denn Pornofilme sind so alt wie das Kino selbst. „Polissons et Galipettes“ oder „The Good Old Naughty Days“ ist eine Zusammenstellung französischer Stummfilme, die zur Zeit ihrer Entstehung nur im Verborgenen in Bordellen oder so genannten „Herrenhäusern“ gezeigt werden konnten.

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