ÖBB übernehmen Nachtzüge der Deutschen Bahn
Unter den sechs Nachtverbindungen, die künftig die ÖBB betreiben, sind etwa die Strecke von München nach Rom, über Villach und Salzburg, und die Strecke von Hamburg nach Innsbruck, über München. Zusammen mit den neun bisherigen ÖBB-Nachtverbindungen werden die blauen Nightjets dann auf insgesamt 15 Strecken rollen und sollen vermehrt deutsche Fahrgäste befördern, kündigte ÖBB-Chef Andreas Matthä an.

APA/ÖBB/Wegscheider
Die Nightjets sollen künftig ein einheitliches Design haben
Dafür werden 40 Mio. Euro in Beschaffung und Umbau der Fahrzeuge investiert. 15 Liegewagen und 42 Schlafwagen werden von der DB aufgekauft und umgebaut. Gemeinsam mit den 59 bestehenden Liege- und zehn Schlafwagen werden künftig also 74 Liege- und 52 Schlafwagen als ÖBB-Nightjets quer durch Mitteleuropa fahren.
Wettbewerb für Liegewagentapeten
Künftig sollen alle Nachtzüge der ÖBB in einheitlichem Design gestaltet sein: außen dunkelblau mit einem angedeuteten Sternenhimmel, innen qualitativ hochwertig ausgestattet in verschiedenen Varianten. Angeboten werden Schlafwagen mit Ein-, Zwei- oder Dreibettabteil, Liegewagen mit Vier- oder Sechsbettabteil sowie Sitzplätzen. Umgerüstet auf das einheitliche Erscheinungsbild werde schrittweise, hieß es vor Journalisten in Wien.
Das Catering übernimmt Newrest. Die DB unterstützt die ÖBB beim Vertrieb, gebucht werden kann auch im Internet unter Nightjet.com. Bei einem Fototapetenwettbewerb über die ÖBB-Website können User Fotos für den Plafond der Liegewagenabteile einschicken.
Zum Teil Mitnahme von Autos und Motorrädern
„Wir bieten österreichische Gastfreundschaft“, bewirbt Matthä die Nightjets für deutsche Fahrgäste. „Der Urlaub soll schon mit dem Einsteigen in den Zug beginnen.“ Doch auch Geschäftsreisende gehören zur Zielgruppe. Den Vorteil gegenüber dem Flugzeug sehen die Bundesbahnen in den Ein- und Ausstiegsstellen, also den zentral gelegenen Bahnhöfen - im Falle Venedigs steigt man sogar direkt am Canal Grande aus dem Zug.

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Die ÖBB übernehmen knapp die Hälfte des DB-Nachtzuggeschäfts
Punkten wollen die ÖBB mit ihrem Servicekonzept, der teilweise zusätzlich angebotenen Auto- und Motorradbeförderung sowie mit günstigen Preisen. Über die Sparschiene sind Tickets in den ebenfalls mitgeführten Sitzwagen etwa für München - Venedig ab 39 Euro zu haben. Eine sechsköpfige Familie (vier Kinder) kann von Düsseldorf im Familienabteil im Liegewagen um 199 Euro inklusive Frühstück nach Innsbruck anreisen. Ein Alleinreisender von Berlin nach Zürich berappt im Einzelabteil im Schlafwagen ab 139 Euro inklusive Frühstück. „Der Nachtzug erspart eine Hotelübernachtung, Stress auf der Autobahn oder einen Flug“, ergänzt Matthä.
Ziel: 1,8 Millionen zusätzliche Fahrgäste bis 2020
Die ÖBB-Ziele sind ambitioniert: Bis zum Jahr 2020 wollen die Bundesbahnen mit dem erweiterten Angebot 1,8 Millionen zusätzliche Fahrgäste befördern, also jährlich um 0,6 Millionen mehr. Derzeit sind jährlich eine Million Fahrgäste in den ÖBB-Nachtreisezügen unterwegs. Das Nachtgeschäft macht 17 Prozent des Fernverkehrsumsatzes aus und ist profitabel.
Die Deutsche Bahn hatte bereits Ende 2015 bekanntgegeben, alle bisherigen Linien des klassischen Nachtzugverkehrs in diesem Dezember „in einem Schritt“ einzustellen. Als Grund wurden jahrelange Verluste in diesem Geschäft genannt. So seien 2015 bei rund 90 Millionen Euro Umsatz 31 Millionen Euro Minus herausgekommen.
Die ÖBB-Nightjet-Verbindungen ab 11. Dezember
Neue Verbindungen:
- Hamburg - Berlin - Freiburg - Basel - Zürich
- Hamburg - München - Innsbruck
- Düsseldorf - München - Innsbruck
- München - Villach - Venedig
- München - Salzburg - Villach - Florenz - Rom
- München - Salzburg - Villach - Verona - Mailand
Schon bestehende Verbindungen:
- Hamburg - Wien
- Düsseldorf - Wien
- Zürich - Wien
- Zürich - Graz
- Wien - Bregenz
- Wien - Venedig
- Wien - Rom
- Wien - Mailand
- Wien - Livorno