Extremismus: 27 Empfehlungen von Experten

Vor zwei Jahren hat die Stadt Wien das „Netzwerk für Deradikalisierung und Prävention“ ins Leben gerufen. Dieses soll beim Kampf gegen Extremismus - nicht nur islamistischen - helfen. Experten legten dazu 27 Empfehlungen vor.

Erarbeitet wurden die Empfehlungen von einem Expertengremium, das im Rahmen des Netzwerks von der Stadt eingesetzt wurde. Die 27 Ratschläge sind in sieben Themenkreise gegliedert - darunter „Politik und Strategie“, „Religiöser Extremismus und Radikalisierung“ oder „Bildung und Resilienz“, wie Kenan Güngör, Leiter des Expertengremiums, erklärte.

Genannt wurden am Donnerstag einige konkrete Punkte. Im Schulbereich müsse man sich etwa Gedanken um die Weiterentwicklung des Religionsunterrichts machen, mehr in Schulpsychologen und Schulsozialarbeit investieren und die Elternarbeit verstärken, so Patricia Hladschik vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte. Denn Väter und Mütter migrantischer Kinder seien ein wesentlicher Bestandteil in der Präventionsarbeit, aber oft schwer zu erreichen.

Bisher mehr als 6.000 Menschen erreicht

Kinder- und Jugendanwalt Ercan Nik Nafs, der dem Netzwerk vorsteht, betonte die Wichtigkeit der Weiterbildung für jene Menschen, die mit Jugendlichen zu tun haben, die von der Mitte der Gesellschaft abdriften - also etwa Lehrer oder Sozialarbeiter. So konnten bisher mehr als 6.000 Teilnehmer zu Themen wie Salafismus, Mobbing, Gewaltprävention oder Vorurteile erreicht werden. Bei straffälligen Rückkehrern gibt es laut Nik Nafs ebenfalls Handlungsbedarf: „Wir brauchen Aussteigerprogramme in den Gefängnissen.“

Frauenberger: Nehmen Anregungen ernst

Das Thema Extremismus hatte in den vergangenen Monaten immer wieder für Debatten gesorgt. Nicht nur Probleme in sogenannten islamischen Kindergärten, sondern zuletzt auch eine Studie über von der Jugendarbeit betreute Teenager führten zu Diskussionen. Diese kam zum Schluss, dass vor allem junge Muslime in Bezug auf Radikalisierung überdurchschnittlich gefährdet sind - mehr dazu in Junge Muslime in Radikalisierungsgefahr.

Gerade diese Ergebnisse hätten erneut gezeigt: „Wir brauchen wirksame Instrumente, um Jugendliche vor den Fängen der Extremisten wirksam schützen zu können“, räumte Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) ein. Frauenberger versicherte, dass man die Anregungen ernst nehme und einiges davon auch schon in Umsetzung bzw. in Planung sei. Dabei gehe es beispielsweise um mehr politische Bildung in den Schulen, um Schwerpunktsetzungen zur Geschlechtergleichstellung in allen Deutschkursen oder um die Sensibilisierung für gleichgeschlechtliche Lebensweisen im Unterricht.

Kindergarten-Leitfaden in Planung

Konkret auf die islamischen Kindergärten angesprochen, versicherte Frauenberger: „Wir arbeiten intensiv an diesem Thema.“ Sie verwies u.a. auf Anpassungen der Förderkriterien und auf einen in Arbeit befindlichen Leitfaden für den Bildungsplan, den alle Kindergärten erfüllen müssen: „Dabei geht es auch um die Frage, wie viel Platz Religion überhaupt im Kindergarten haben darf.“

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