Lokale spenden Essen für Obdachlose

Ein Wirt in Brigittenau hat wegen der Kälte am Montag begonnen, Gratisessen an Obdachlose auszuschenken. Die Aktion hat sich bis zu seinen Kollegen durchgesprochen, weshalb es bereits erste Nachahmer gibt.

Vor einer Woche ist eine obdachlose Frau in Favoriten verbrannt, weil sie sich mit einem Feuer wärmen wollte. „Das hat mich so schockiert, da wusste ich, dass ich helfen muss“, sagt Gasthausbetreiber Manuel Schmidt gegenüber „Wien heute“. Der Wiener Wirt ergriff deshalb die Initiative. Er schenkt in seinem Brigittenauer Gasthaus „Dresdnerhof“ Obdachlosen eine warme Mahlzeit und einen Platz zum Aufwärmen - mehr dazu in Obdachlose verbrannt: Identität geklärt.

Im Dresdnerhof gibt es für Bedürftige zum Nulltarif ein warmes Essen

ORF

Im Dresdnerhof gibt es für Bedürftige zum Nulltarif ein warmes Essen

„Zeichen, dass nicht alles funktioniert“

Mindestsicherungsbezieher Dominik gerät vor allem am Monatsende regelmäßig in finanzielle Probleme. Der Mindeststandard für alleinstehende Bezieher der „Stütze“ beträgt in Wien 837,76 Euro. Davon wird Dominik nicht immer satt. Bei Wirt Schmidt lässt er sich sein Gulasch schmecken. Dominik hat durch Mundpropaganda erfahren, dass er hier eine warme Mahlzeit bekommt: „Ich war heute um halb eins in der Gruft und da hat mir ein Insasse von der Gruft gesagt, dass es in der Dresdner Straße was zum Essen gibt.“

Schmidt freute sich über die rund 50 bedürftigen Besucher: „Ich bin wirklich so begeistert von den Leuten.“ Auch wenn der Andrang ein Zeichen dafür sei, dass in der Obdachlosenbetreuung im Winter noch nicht alles so funktioniere wie erwünscht. „Wenn wer kommt, ist das nicht so ein gutes Zeichen, weil dann sieht man, die Leute brauchen das wirklich“, so Schmidt.

Nachahmer in Salzburg und Wien

Der Bedarf an einer warmen Mahlzeit unter Menschen in Notsituationen scheint in Wien tatsächlich groß zu sein. Der Canisi-Suppen-Bus hat seit Beginn des Jahres bereits 2.200 Suppen für Bedürftige ausgeschenkt. 92.000 Teller sind es 2016 gewesen. Auch beim Kältetelefon gibt es seit 1. Jänner schon 1.420 Anrufe. 2016 waren es im Vergleich 1.327 Anrufe - mehr dazu in Zusätzliche Notschlafquartiere und Wärmestuben.

Die Kälte macht den Menschen in diesem Winter zu schaffen

ORF

Die Kälte macht den Menschen in diesem Winter zu schaffen

Die Idee des Wirten, Tür und Tor für Bedürftige zu öffnen, haben bereits einige andere Betreiber von Gaststätten aufgenommen. „Am Dienstag in der Nacht hat ein Restaurant in Salzburg mit einer ähnlichen Aktion begonnen. Ich glaub, dort gibt es eine Suppe. Und am Freitag sind zwei weitere Betriebe in Wien dazugekommen“, freut sich Schmidt über die Nachahmer. Seinen Dresdnerhof wird er so lange für Bedürftige geöffnet lassen wie nötig.

Links: