Anti-Terror-Razzia: Zwei Wiener Prediger in Haft

Seit der Razzia gegen mutmaßliche Dschihadisten vor knapp einer Woche sitzen in Graz insgesamt drei Prediger aus Wien in Haft. Neben dem bereits verurteilten Mirsad O. sind jetzt auch zwei weitere Prediger in Haft.

Seit zehn Jahren sollen die zwei Prediger maßgeblich dazu beigetragen haben, die Ideen des Islamismus und Salafismus in Österreich, Bosnien und auch nach Deutschland zu verbreiten. Vorgeworfen wird ihnen die Mitgliedschaft in einer Terrororganisation, Gründung einer staatsfeindlichen Verbindung und Rekrutierung von Kämpfern für den kriegerischen Dschihad in Syrien und dem Irak.

Schriften in Moscheeverein sichergestellt

Die Vorwürfe werden gegen insgesamt 14 vergangene Woche festgenommene Verdächtige geprüft, bestätigt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Hansjörg Bacher. Zwei Prediger aus Wien, 41 und 39 Jahre alt, sind darunter, sagt er. Dem Vernehmen nach waren in einem Grazer Moscheeverein Schriften und Datenträger der beiden Prediger sichergestellt worden. Darin würden sie die religiöse und politische Grundlage für staatsfeindliche Gesinnung und Aktionen liefern, lautet der Verdacht.

Doch den Behörden dürften die Prediger schon viel früher aufgefallen sein. In seinem 2014 erschienenen Buch „Al Quaidas deutsche Kämpfer“ schreibt der Dschihadismus-Experte Guido Steinberg: Der in Wien lebende Österreicher mit afghanischen Wurzeln sei unter den ersten gewesen, der den salafistischen Dschihadismus öffentlich vertraten und hätte beim Transfer nach Deutschland eine wichtige Rolle gespielt.

Kontakt zu bosnischen Islamisten

Die serbische Zeitung Blic berichtet über die Verhaftung des anderen Predigers. Der ehemalige Kickboxer, der ursprünglich aus der mehrheitlich muslimischen Region Sandzak in Serbien stammt, gelte als radikal und gefährlich und habe starke Verbindungen in die bosnische Islamistenhochburg Gornja Maoca.

In Österreich gab es schon 2008 und dann 2011 Medienberichte über den Prediger. Damals hatte ein bosnischer Islamist mehr als hundert Schüsse auf die US-Botschaft in Sarajevo gefeuert und einen Wachmann verletzt. Es gab Aussagen, wonach der Mann ursprünglich über den damaligen Moscheeverein des Predigers in Wien mit dem radikalen Islamismus in Kontakt gekommen sei. Der Mann hatte das bestritten.

Vorträge in perfektem Deutsch

Beide Verdächtigen, so Steinberg, sind in enger Verbindung zu einem bosnischen Imam gestanden, der 2004 eine Wiener Moschee übernommen habe. Von den beiden Predigern finden sich aktuell im Internet und auf YouTube auch zahlreiche Vorträge und Predigten in perfektem Deutsch mit Wiener Akzent.

Der Anwalt des ehemaligen Kickboxers war zuletzt mit ihm in Kontakt und sagt, er sei in der Untersuchungshaft in Graz nicht geständig. Er habe in den letzten Jahren keine radikalen Lehren verbreitet und trete für die Trennung von Religion und Staat ein. Den zweiten Prediger betreffend gibt es vorerst keine Stellungnahme, auch für ihn die Unschuldsvermutung.

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