Die Toten Hosen im Wohnzimmer

Mit einem Wohnzimmerkonzert haben die Toten Hosen in einer Wohngemeinschaft in Wien-Alsergrund gastiert. Einer der Bewohner hatte dafür den Zuschlag im Rahmen der aktuellen Tournee erhalten. Auch die Polizei war zu Gast.

Julian, einer der Bewohner der Räumlichkeiten im Sterbehaus Beethovens, hatte sich mit Freunden für ein „Wohnzimmerkonzert“ der Toten Hosen in Rahmen ihrer „Magical Mystery Tour“ beworben und den Zuschlag erhalten. Die Reihen waren dicht gedrängt, Schweiß, Rauch und Bierdunst lagen in der Luft.

Vor dem Auftritt mischte sich die Band unter die Fans. „Man gibt sich die Hand, trinkt einen Kaffee zusammen, redet mit den Leuten“, meinte Gitarrist Andreas von Holst, der die Wohnzimmerkonzerte der Band als „spannend“ bezeichnete: „Es ist immer was Neues und jedes Mal ein gewisses Risiko dabei, was passiert.“ Dass das Konzert letztlich zwei Stunden lang dauerte, bewies auch, dass die Toten Hosen mit spürbarer Freude auftraten.

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Anrainer beschwerte sich bei Polizei

„Habt ihr wetterfeste Schuhe an?“, fragte Sänger Campino, ehe viele Gassenhauer vom Stapel gelassen wurden. Von „Strom“, „Weil du nur einmal lebst“ und „Auswärtsspiel“ über „Wünsch dir was“ und „Bonnie und Clyde“ bis zu „Liebesspieler“ und „Tage wie diese“ reichte das Programm. Campino ließ sich über die Köpfe tragen, intonierte Coverversionen und hängte sich aus dem Fenster, um auch für die immer zahlreicher herbeieilenden Fans auf der Straße zu singen.

Ein Anrainer machte die Ankündigung, die Polizei zu verständigen, wahr. Zwei Beamtinnen hielten Nachschau, abgebrochen wurde das Konzert aber nicht. „Ich hatte gerade die Vision eines Engels in Polizeiuniform“, sagte Campino.

Auftritt bei Rock in Vienna im Juni

Zum Abschluss servierte man „Zehn kleine Jägermeister“ und fetzte durch eine irre Version von „Azzuro“. Und auch der Mega-Erfolg „Tage wie diese“ durfte nicht fehlen. „So was Geiles hab i no nie erlebt“, sagte eine Besucherin, womit sie die Stimmung in der Wohnung für die Anwesenden auf den Punkt brachte.

„Ein Wohnzimmerkonzert der Toten Hosen ist das Nonplusultra“, sagte Julian. Die Bewerbung für das Konzert hatte praktische Gründe: „Im Freundeskreis war das die einzige konzerttaugliche WG.“ Der Ansturm war groß, eine Gästeliste sollte Chaos vermeiden, die Türen würden zur Lärmreduzierung abgedichtet. Ob man die Besucher auch zur Renovierung der Räume nach dem Konzert eingeladen habe? „Eingeladen schon, wer dann kommt, das ist eine andere Story“, meinte Julian.

Die Toten Hosen haben ihre Spielfreude bewahrt, Fans dürfen sich auf das am 5. Mai erscheinende Album „Laune der Natur“ und auf das Open Air am 5. Juni im Rahmen von Rock in Vienna freuen - mehr dazu in Rock in Vienna wird poppig (wien.ORF.at; 20.12.2016).

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