Zelle angezündet: 15 Monate Haft

Weil er im Dezember 2016 eine Zelle in einer Polizeiinspektion angezündet hatte, ist ein 38-Jähriger am Dienstag zu 15 Monaten Haft verurteilt worden. Sieben Polizisten und der Angeklagte hatten Rauchgasvergiftungen erlitten.

Die Polizei war am 31. Dezember 2016 zu einem Konflikt des Mannes mit seiner Freundin gerufen worden. Der 38-Jährige landete im Arrest, da er äußerst aggressiv war und sich nicht beruhigen ließ. Er wurde in die Polizeiinspektion Juchgasse in Wien-Landstraße gebracht, wo er sich weiter renitent verhielt.

„Er war höchst aggressiv. Er hat uns alle aufs Wüsteste beschimpft und in unsere Richtung gespuckt. Ich mach das Geschäft seit 34 Jahren, aber in der Art passiert so was selten“, schilderte ein 52-jähriger Beamter im Zeugenstand. Quasi zur Abkühlung wurde der Mann schließlich in eine Zelle gebracht. Dort zündete er kurze Zeit später die Matratze an.

Schild Polizeiinspektion Landstraße

ORF

Die Polizeiinspektion Landstraße war nach dem Brand einige Tage gesperrt

Chefinspektor als Lebensretter

Als die Polizisten den Brandgeruch wahrnahmen und die Zellentür aufrissen, schlug ihnen dichter Rauch entgegen. „Es hat komplett schwarz raus g’raucht“, erinnerte sich der Zeuge. Der Chefinspektor der Polizeiinspektion rettete dem Häftling das Leben, indem er ein Tuch befeuchtete, dieses gegen Mund und Nase drückte, in den Haftraum stürmte und den 38-Jährigen, der sich in Embryonalstellung in eine Ecke verkrochen hatte, in den Vorraum zog. „Außer dem Chef wär’ da keiner mehr rein“, gab der 52-Jährige als Zeuge zu Protokoll.

Insgesamt sieben Polizeibeamte und der Täter selbst erlitten bei dem Vorfall Rauchgasvergiftungen. Die Zelle wurde komplett zerstört. Die Polizeiinspektion musste über den Jahreswechsel zwecks Sanierungsmaßnahmen für drei Tage gesperrt werden.

Angeklagter: „War völlig verzweifelt“

„Es tut mir leid“, entschuldigte sich der Angeklagte bei jenen zwei Polizisten, die zur Verhandlung erschienen waren. „Jetzt sitzen’s da rum wie ein Ministrant. Denken’s mal nach, was Sie tun. Für Ihr verpfuschtes Leben kann keiner was“, entfuhr es dem 52-jährigen Beamten.

Elf Vorstrafen wies der 38-Jährige bis zur Verhandlung am Dienstag auf. Seit Jahren ist er alkohol- und drogensüchtig. Dem psychiatrischen Sachverständigen, der ihn im Zuge des Ermittlungsverfahrens begutachtet hatte, erklärte er, er wäre damals „völlig verzweifelt“ gewesen und hätte in selbstmörderischer Absicht Feuer gelegt. Diese Verantwortung hielt er vor Gericht nicht mehr aufrecht. Nun behauptete der 38-Jährige, er hätte ein Feuerzeug in bzw. auf der Matratze gefunden: „Ich hab’ blöd damit herumgespielt. Dann hat die Matratze Feuer gefangen.“

Richter Johannes Varga glaubte diese Darstellung nicht und verurteilte den Mann wegen Begehung einer Straftat im Zustand der vollen Berauschung. Der Angeklagte hatte angegeben, er hätte vor dem Streit mit der Freundin, die sich kurz danach von ihm trennte und die mittlerweile an Leberzirrhose gestorben sein soll, zwei Flaschen Wodka und Drogenersatz-Präparate konsumiert. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.