Kinder eingesperrt: Heim geschlossen

In Wien-Simmering ist ein Kinderheim geschlossen worden, nachdem bekanntgeworden war, dass Kinder öfters in einem Raum eingesperrt wurden. Der Fall ist laut Wiener Jugendamt durch eine Betreuerin ans Licht gekommen.

Eine Sozialpädagogin des St. Rafael Kinderheims hatte das Jugendamt per E-Mail informiert, wie Herta Staffa, Sprecherin des Jugendamts, im Ö1-Morgenjournal sagte, „wo es geheißen hat, dass Kinder in sogenannten Auszeiträumen eingesperrt werden und dass sie das nicht in Ordnung findet“.

Die Vorwürfe wurden dann bei einer Prüfung von Dienstprotokollen und Gesprächen des Jugendamts mit den Mitarbeiterinnen sowie Gesprächen der Kinderanwaltschaft mit den Kindern in den drei sozialpädagogischen Wohngemeinschaften des Heims bestätigt. „Das geht bei uns gar nicht. Man kann in Ausnahmesituationen einen anderen Raum nützen, aber immer nur dann, wenn man bei einem Kind bleibt und nicht wenn man ein Kind dort lässt und zusperrt und weggeht. Das ist ein pädagogisches No-Go“, sagte Staffa.

„Einsperren keine Lösung“

Anlässe für das Wegsperren in einer Art Medienraum waren laut Staffa „Konflikte, Streitereien - halt ein Verhalten, mit dem sich die Pädagoginnen schwergetan haben. Als pädagogisches Konzept ist dann diese Auszeitlösung herangezogen worden. Aber für uns ist das keine zeitgemäße Pädagogik.“

Der Auszeitraum war mit einer Glastüre versehen. „Man konnte hineinschauen, aber trotzdem ist Einsperren keine Lösung, sondern man muss sich mit Kindern in Krisensituationen auseinandersetzen“, so Staffa im Ö1-Morgenjournal.

18 Kinder in andere Wohngemeinschaften übersiedelt

Weil es über das Wegsperren einen Konflikt zwischen Mitarbeiterinnen und der Leiterin der Einrichtung gab und auch wegen anderer unlösbarer Konflikte haben sich laut Staffa das Jugendamt und der Betreiber, der Orden der Benediktinerinnen der Anbetung, auf eine Auflösung des Heimes geeinigt. Ende Mai sind 18 Kinder in andere Wohngemeinschaften übersiedelt worden. Das Benediktinnerinnenkloster als früherer Betreiber des Heims wollte gegenüber dem Ö1-Morgenjournal keine Stellungnahme abgeben.

Schon vor drei Jahren hatte das Heim für Schlagzeilen gesorgt, damals war ein Mädchen aus einem nicht ausreichend gesicherten Fenster gestürzt. Mehrere Vereine prangerten im Juni 2014 die Arbeit der Jugendwohlfahrt an - mehr dazu in Fenstersturz: Mädchen selbst gesprungen.

Vorwürfe nach Schließung von Wohngemeinschaft

Bereits im Jänner wurde eine Einrichtung der Diakonie für Kinder mit Behinderungen geschlossen, weil es dort auch bei der medizinischen Betreuung Missstände gegeben haben soll. Die Kinder sollen etwa falsche Medikamente bekommen haben - mehr dazu in Vorwürfe gegen WG: Diakonie steigt aus und Vorwürfe gegen betreute Wohneinrichtung.

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