Führerscheine: Mehr Nachschulungen

In Wien müssen immer mehr Personen zu einer Führerscheinnachschulung. Innerhalb von nur einem Jahr stieg die Zahl um 15 Prozent. Warum es zu dem starken Anstieg gekommen ist, kann die Polizei nicht erklären.

Im Vorjahr hat es laut Polizei exakt 5.561 Anordnungen zur Nachschulung in Wien gegeben. 2015 waren es mit 4.831 noch 730 weniger. Im Jahr 2014 waren es 4.676. Den starken Anstieg im Vorjahr kann Polizeisprecherin Irina Steirer nicht erklären. „Warum es zu so einem Anstieg gekommen ist, ist von unserer Seite schwer zu eruieren. Wir können keinen eindeutigen Grund feststellen“, sagt Steirer gegenüber wien.ORF.at. Rechtliche Änderungen habe es keine gegeben, auch einen Datenfehler schließt die Polizeisprecherin aus.

Auch Ministerium kann Anstieg nicht erklären

Im Verkehrsministerium kann man den Anstieg in Wien ebenfalls nicht erklären. „Laut den uns zur Verfügung stehenden Zahlen des Verkehrspsychologischen Koordinationsausschusses gibt es in diesem Zeitraum österreichweit nur einen Anstieg von 0,2 Prozent (plus 29 Personen). Für Details zu den Zahlen für Wien haben wir keine Informationen“, heißt es aus dem Ministerium.

Ebenfalls keine Erklärung für den Anstieg hat das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV), das in Wien Nachschulungskurse anbietet. „Ich könnte nur mutmaßen“, sagte Armin Kaltenegger vom KFV. Neben dem Kuratorium bieten in Wien 15 weitere Einrichtungen Nachschulungskurse an. Die Kosten dafür sind gesetzlich geregelt.

Volle Nachschulung kostet mindestens 495 Euro

Eine volle Nachschulung umfasst 15 Kurseinheiten zu je 50 Minuten. Eine verkürzte Nachschulung - etwa bei einem zweiten Eintrag im Vormerksystem - beinhaltet sechs Einheiten. Pro Kurseinheit dürfen von den Anbietern zwischen 33 und 37 Euro verrechnet werden. Eine volle Nachschulung kostet also mindestens 495 Euro. Zur Nachschulung zählt auch das Verkehrscoaching, das vier Einheiten umfasst und rund 100 Euro kostet.

Weniger als 0,5 Promille erlaubt

Die gesetzlich vorgeschriebene Höchstgrenze beträgt weniger als 0,5 Promille Alkoholgehalt im Blut. Für Probeführerscheinbesitzer sowie Lkw- und Busfahrer gilt die 0,1-Promille-Grenze.

Wer zu einer Nachschulung muss, verliert aber nicht zwangsweise seinen Führerschein. „Das trifft vor allem Probeführerscheinbesitzer. Hier muss man zum Beispiel bei der Missachtung eines Rotlichtes oder dem Fahren gegen eine Einbahn zu einer Nachschulung. Der Führerschein wird aber nicht entzogen“, sagt Steirer.

Immer weniger Führerscheine „abgenommen“

Ein Blick auf die Zahlen der Polizei zeigt, dass immer weniger Führerscheine in Wien entzogen werden. Gab es im Jahr 2014 noch 25.908 Führerscheinentzugsverfahren, waren es im Folgejahr nur noch 22.824. Im Vorjahr sank die Zahl dann auf 22.331.

Auch die Statistik zu den erstmals ausgestellten Führerscheinen, die damit laut Polizei alle Probeführerscheine sind, gibt keine Erklärung für den starken Anstieg bei den Nachschulungen. 2015 wurden in Wien 22.711 Führerscheine ausgestellt, im Vorjahr waren es 23.729 - ein Anstieg von knapp fünf Prozent.

Strafen zwischen 500 und 5.900 Euro

In der Regel sind bei einem Alkoholgehalt von 0,5 bis 0,79 Promille zwischen 300 und 3.700 Euro Verwaltungsstrafe fällig. Daneben müssen Lenker auch mit einer Vormerkung und ab 0,8 Promille mit der „Abnahme“ des Führerscheins für mindestens einen Monat rechnen. Außerdem wird die Teilnahme an einem Verkehrscoaching verlangt. Die Verwaltungsstrafe liegt ab 0,8 Promille zwischen 800 und ebenfalls 3.700 Euro.

Ab 1,2 Promille kostet die „Alkofahrt“ zwischen 1.200 und 4.400 Euro. Der Führerschein ist für mindestens vier Monate weg. Außerdem muss eine volle Nachschulung absolviert werden.

Lenkern, die mit 1,6 Promille und mehr erwischt werden, drohen Strafen von 1.600 Euro bis 5.900 Euro. Der Führerschein wird mindestens sechs Monate entzogen. Daneben muss der Lenker ebenfalls zur Nachschulung, auch ein Termin beim Amtsarzt und eine verkehrspsychologische Untersuchung stehen an. Diese kostet nochmals 363 Euro.

Hubert Kickinger, wien.ORF.at

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