Chancen auf EU-Agenturen „nicht überbordend“

Die Chancen Wiens, im Zuge des „Brexits“ eine der beiden EU-Agenturen aus London an Land zu ziehen, sind offenbar im Sinken. „Sie sind intakt, überbordend allerdings nicht“, räumte Bundeskanzler Christian Kern nach Beratungen des EU-Gipfels in Brüssel ein.

„Wir waren mit der Bewertung auch nicht zufrieden und haben entsprechend auch unser Unverständnis bei der Kommission deponiert“, sagte Kern. Es werde jetzt darauf ankommen, Bündnispartner zu finden, „aber das wird kein leichter Weg, das muss uns bewusst sein“.

Derzeit würden verschiedene Länder versuchen, Verbündete für ihr eigenes Projekt zu bekommen. „Ich würde behaupten, dass es noch keinem gelungen ist, eine stabile Allianz zu schmieden“, sagte Kern. Die großen, einflussreichen Länder seien alle noch unentschieden. „Dort haben wir es natürlich auch probiert. Werden wir mal schauen, wie das ausgeht“, so der Kanzler.

Unverständnis über Bewertung der Kommission

Eine Entscheidung zur Verlegung der EU-Bankenagentur (EBA) und der EU-Arzneimittelagentur (EMA) aus London im Zuge des „Brexits“ fällt in geheimer Abstimmung am 20. November bei einem EU-Außenministerrat in Brüssel. 19 Städte haben sich um die EMA beworben, acht bemühen sich um die EBA, Wien kandidiert für beide - mehr dazu in Zwei Standorte für EU-Agentur angeboten.

Nur eine EU-Agentur pro Land

Die EMA und die EBA müssen wegen des EU-Austritts von Großbritannien in andere Mitgliedsstaaten umziehen. Österreich hat sich um beide Agenturen beworben. Jedes Land kann aber nur eine der Behörden bekommen.

Neben Wien haben sich für die EMA auch Amsterdam (Niederlande), Athen (Griechenland), Barcelona (Spanien), Bonn (Deutschland), Bratislava (Slowakei), Brüssel (Belgien), Bukarest (Rumänien), Kopenhagen (Dänemark), Dublin (Irland), Helsinki (Finnland), Lille (Frankreich), Mailand (Italien), Porto (Portugal), Sofia (Bulgarien), Stockholm (Schweden), Valletta (Malta), Warschau (Polen) und Zagreb (Kroatien) beworben. Für die EBA gehen neben Wien ebenfalls Brüssel, Dublin, Frankfurt/Main (Deutschland), Paris (Frankreich), Prag (Tschechien), Luxemburg und Warschau ins Rennen - mehr dazu in EU-Agentur würde eine Milliarde Euro bringen.