Mike Tyson „schwänzt“ Schulbesuch in Wien

Boxlegende Mike Tyson kommt am Mittwoch nach Wien. In der Millennium City wird er aus seinem bewegten Leben erzählen. Der geplante Auftritt in einer Wiener Schule wird nicht stattfinden. Schuld ist der Streik bei Air France.

Tyson hätte tagsüber in der Neuen Mittelschule Kagran auftreten sollen. Das Sozialprojekt „Not in Gods Name“ hatte dies im Rahmen einer Gewaltpräventionsinitiative organisiert. Doch der Mann, der in seiner sportlichen Karriere 44 Gegner k. o. geschlagen hat, wurde vom Arbeitskampf bei Air France aufgehalten. Er konnte nicht rechtzeitig von den USA Richtung Europa abheben.

Mike Tyson (L) kämpft gegen den Heavyweight-Champion Trevor Berbick (R) und wird der jüngste World-Champion im Schwergewicht am 22 November 1986 in Las Vegas

APA/AFP/Carlos Schiebeck

Tyson (l.) krönte sich 1986 gegen Trevor Berbick zum jüngsten Schwergewichtsweltmeister

Der einstige Weltklasseboxer soll aber rechtzeitig zu seiner abendlichen Show im Rahmen seiner „Mike Tyson Tour“ eintreffen, hieß es. Dort wird er vermutlich doch einige Kinder aus der NMS Kagran empfangen, die Presse ist zu diesem Termin aber nicht zugelassen.

Tyson: „Ich bin wieder Millionär“

Der US-Amerikaner wurde 1986 jüngster Schwergewichtsweltmeister. Die von Triumphen und Abstürzen geprägte Karriere gipfelte 1997 in einem spektakulären Höhepunkt, als er seinen Kontrahenten Evander Holyfield ins Ohr biss. K. o. ging er später auch finanziell, die Folgen der Privatinsolvenz hat Tyson laut eigenen Angaben aber inzwischen wieder einigermaßen überwunden.

„Ja, ich bin wieder Millionär, aber ich bezahle immer noch meine Schulden“, berichtete Tyson etwa im Dezember 2015 in einem TV-Interview bei CNBC. 23 Millionen Dollar (18,67 Mio. Euro) betrugen die Verbindlichkeiten des Ex-Weltmeisters, der seiner dritten Ehefrau Lakiha Spicer verdankt, dass er nun wieder im Wohlstand lebt. Seine Shows im MGM Grand Casino in Las Vegas sind weiterhin gut gebucht, und auch auf dem Broadway trat er bereits auf.

Vom Ghetto bis zur Kampfmaschine

Tyson nimmt das Publikum auf eine beklemmende Reise durch sein Leben. Mit heller, kindlicher Stimme und vulgärer Sprache erzählt er von seiner Kindheit im New Yorker Ghetto Brownsville, seiner alkoholsüchtigen Mutter Norma, seiner Liebe zu Tauben, davon, wie er stahl, in ein Jugendgefängnis und dadurch zum Boxen kam, von seinen Kämpfen, davon, dass ihm der berühmt-berüchtigte Box-Manager Don King einst 8.000 Dollar pro Woche für Handtücher berechnet habe und von seinen Skandalen.

Sportlich war Tyson in der darbenden Schwergewichts-Szene der 1980er-Jahre die Sensation. Der legendäre Trainer Cus d’Amato formte aus dem Ghetto-Kid eine unberechenbare Kampfmaschine. Mit 25 Knock-outs in seinen ersten 27 erfolgreichen Kämpfen stieg Tyson am 22. November 1986 im Las Vegas Hilton in den Ring. Auch WBC-Champ Trevor Berbick hatte keine Chance.

Mike Tyson

AFD/ Stringer

Tyson erzählt bei seiner Tour aus seinem bewegten Leben

Jüngster Champion aller Zeiten

Nach nur 335 Sekunden war Tyson im Alter von 20 Jahren und 144 Tagen jüngster Champion aller Zeiten. Mit dem 91-Sekunden-Knock-out gegen den hochgehandelten Michael Spinks 1988 erarbeitete sich „Iron Mike“ den Nimbus der Unbezwingbarkeit. Den nahm er sich dann selbst - außerhalb des Rings. Durch den Tod von Trainer D’Amato verlor er die Führung. Seine erste Ehefrau, die US-Schauspielerin Robin Givens, zerrte auf der einen, Don King an der anderen Seite. In diesen Turbulenzen kassierte Tyson gegen 42:1-Außenseiter James „Buster“ Douglas 1990 in Tokio seine erste Niederlage.

1992 folgte die Verurteilung zu sechs Jahren Haft wegen Vergewaltigung. Drei Jahre später wurde Tyson, mittlerweile zum Islam konvertiert, vorzeitig entlassen und holte sich zwei WM-Gürtel zurück. Diese verlor er 1996 überraschend an Evander Holyfield und ließ sich im Rematch am 28. Juli 1997 zu einer Entgleisung für die Ewigkeit hinreißen, als er seinem Landsmann ein Stück vom rechten Ohr abbiss. „Man hätte mich mit einem Elektroschocker zur Vernunft bringen müssen. Ich wollte Holyfield töten“, sagte Tyson, der damals die Box-Lizenz verlor.

Geld für Privatzoo mit Tiger ausgegeben

Auf den Thron kehrte Tyson nie zurück, landete 1999 erneut im Gefängnis, ging 2002 gegen den britischen Superstar Lennox Lewis schwer k.o. und hörte nach der K.o.-Schmach gegen Kevin McBride am 11. Juni 2005 endlich auf. Nach 50 Siegen, 44 Knock-outs und sechs Niederlagen blieb nichts.

„500 Millionen Dollar“ habe er verprasst, gestand Tyson. Zum Beispiel für einen Privatzoo mit Tiger oder einen Fuhrpark mit angeblich 62 Autos. Mittlerweile hat sich der 51-Jährige aber wieder gefangen, lebt vegan und macht sich auch gerne über sich selbst lustig wie etwa im ersten „Hangover“-Film.