Streit über Mähboote auf Alter Donau

Seit heuer mäht die Stadt Wien die Wasserpflanzen auf der Alten Donau selbst. Gleichzeitig ist das Gewässer zugewachsen, wie noch nie. Die Stadt gibt dem Wetter die Schuld, Anrainer üben Kritik an den neuen, kleinen Mähbooten.

Drohnenbilder zeigen einen riesigen Teppich an Wasserpflanzen, der die Alte Donau durchzieht. Das Wiener Gewässer Management (MA 45) hat einen Schuldigen entdeckt: das Wetter. Abteilungsleiter Gerald Loew meint: „Es sind Faktoren, die wir nicht verschuldet haben. Zum Beispiel der warme Mai oder der März, wo wir sogar noch Eis hatten.“ Ansonsten hätte die MA 45 bereits im März mit den Mäharbeiten begonnen, versichert Loew: „Jetzt sind wir eben ein bisschen hintennach.“

Alte Donau

Vienna Drones

Drohnenbilder zeigen, wie viele Wasserpflanzen die Alte Donau durchziehen

15 kleine Boote angeschafft

Anrainer Gerhard Vavra hält dieses Argument für eine Ausrede. Er hat die Drohnenbilder erstellt, geht seit Jahrzehnten in der Alten Donau baden und konstatiert: „So schlimm wie heuer war es noch nie.“ Dafür sei allerdings nicht das Wetter verantwortlich, sondern die neuen Mähboote der MA 45.

Bis vor einem Jahr hat die Privatfirma Hofbauer die Pflanzen entfernt. Mit zwei Booten, die Pflanzen abmähen und gleichzeitig sammeln konnten. Das soll bis zu zwei Millionen Euro im Jahr gekostet haben. Die Stadt spricht von „unangemessenen Forderungen“. Deshalb mäht sie seit heuer selbst. Insgesamt 15 Boote hat die MA 45 dafür angeschafft. Und zwar kleinere Mähboote, die nur mähen können und Sammelboote, die nur sammeln können. „Es sind 17 Boote im Dauereinsatz“, heißt es von der Stadt in einer Aussendung.

Mähboot

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Die alten Boote konnten gleichzeitig mähen und sammeln - via Förderband

Neue Mähboote können „tiefer mähen“

Vavra sieht das so: „Die neuen Boote lassen das Mähgut im Wasser liegen. Dann kommen Sammelboote und sammeln das Mähgut auf. Dabei bleibt sehr viel im Wasser übrig, das schwemmt sich dann da am Rand an, verfault und stinkt.“ Ein Mann, der lange Zeit mit den alten Mähbooten gearbeitet hat, sieht das ähnlich: „Das ist alles nur ein PR-Gag“, meint er und erhebt schwere Vorwürfe gegen die MA 45 - die er einen Tag später allerdings zum Großteil wieder zurücknimmt: „Ich will mich dazu vorerst nicht mehr äußern.“

Loew sieht die Sache so: „Das alte System, das wir seit zehn Jahren eingesetzt haben, geht davon aus, dass wir große Boote haben, die maximal 1,50 Meter tief mähen. Nachteil: Sie mähen nicht so tief und brauchen sehr viel Zeit, um abzuladen.“ Die neuen Boote könnten hingegen 2,50 Meter tief mähen, hätten breitere Mäharme, seien schneller, wendiger und gründlicher.

Mähboot auf der Alten Donau

APA/HELMUT FOHRINGER

Die 15 neuen Boote der Stadt Wien sollen insgesamt „effektiver“ sein

Neues Konzept, doppelter Ertrag?

Im Monat Mai hat die MA 45 nach eigenen Angaben 450 Tonnen Wasserpflanzen aus der Alten Donau gefischt. Vorwürfe, dass die Firma Hofbauer damals mehr Tonnen auf die Waage gebracht hätte, weist Loew zurück: „2015 haben wir 1.500 Tonnen rausgeholt. Im Vorjahr waren es 2.800 Tonnen. Heuer werden es wahrscheinlich bis zu 5.000 Tonnen sein. Das neue System ist viel effektiver.“ Ob dieses Konzept auch billiger sei, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Wo sich sämtliche Biologen einig sind: Die Wasserpflanzen sind ein Beleg, dass die Wasserqualität der Alten Donau grundsätzlich sehr gut ist. Für Schwimmer und vor allem Bootsfahrer stellen sie allerdings seit Jahren ein lästiges Hindernis dar. Die Beschwerden vermehren sich aktuell ähnlich schnell wie die Pflanzen. Die Stadt gelobt Besserung. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Erfolge des neuen Konzepts sichtbar würden, so Loew.

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