Drahdiwaberl-Chef Weber ist tot

Sein Name ist untrennbar mit Exzess und Rock ’n’ Roll verbunden: Als Kopf der Skandalband Drahdiwaberl hat Stefan Weber österreichische Popgeschichte geschrieben. Weber starb im Alter von 71 Jahren. Er litt seit Jahren an Parkinson.

Geboren und aufgewachsen ist Weber in Wien, nach eigener Aussage „in einem kommunistischen Elternhaus“. Er selbst zeigte bereits in jungen Jahren gesellschaftspolitische Interessen und beteiligte sich als Jugendlicher an der Besetzung der Kunstakademie. Zeitgleich begann die Leidenschaft für die Musik in Weber zu keimen. So gründete er 1966 die Gruppe Webbb’s Crew, bevor 1969 aus der Tradition der 68er-Bewegung die Band Drahdiwaberl entstand.

Stefan Weber

APA/CONNY DE BEAUCLAIR

Stefan Weber provozierte mit seinen Auftritten mitunter auch das Publikum

Besucher bei Konzert mit Lebensmittel beworfen

Und die sollte bleibenden Eindruck hinterlassen, denn selbst Spätgeborene, die nicht in den abgedrehten Livegenuss von Drahdiwaberl gekommen sind, dürften großteils mit dem Namen etwas anzufangen wissen. Die Gruppe wurde bald nach der Gründung mit den dezidiert politischen Liedern und einer grellen, mitunter obszönen Liveshow bekannt - ganz gemäß der Idee, sich als wildeste Band Österreichs zu positionieren.

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„Wien heute“-Beitrag zum 70er

2016 feierte Weber seinen 70. Geburtstag. „Wien Heute“ berichtete über den Sänger, der mit seinen Auftritten Pop-Geschichte geschrieben hat.

Parallel zu den Wiener Aktionisten gestalteten sich die Konzerte der Formation als Materialschlacht, bei der die Zuhörer mit Nahrungsmitteln beworfen wurden, weshalb die Auftritte nicht selten in Verhaftungen und Gerichtsverfahren mündeten. Zugleich begründeten Musiker wie Falco oder Thomas Rabitsch bei Drahdiwaberl ihre Karrieren. Und auch die Jazz Gitti war lange Mitglied - ebenso wie Tochter Monika, welche die Rolle als Akteurin von Webers Frau übernommen hatte.

Letzter Auftritt 2009 im Gasometer

So markant die Auftritte und der folgende Aufschrei auch waren, so überschaubar blieb der kommerzielle Erfolg. Deshalb verdingte sich Weber ab 1970 auch als Lehrer für Zeichnen und Werken an einem Wiener Bundesrealgymnasium, bis er den Posten wegen seiner Parkinsonerkrankung frühzeitig aufgeben musste. Und auch die Drahdiwaberl traten nicht mehr aktiv in Erscheinung. Der bis dato letzte Auftritt fand 2009 im Wiener Gasometer statt.

Als Monument bleibt in jedem Fall der Film „Weltrevolution“, an dem die Band über Jahre arbeitete. Die Dokumentation über die Genese der wilden Truppe feierte 2008 beim Filmfestival in Rotterdam Premiere und erschien 2011 auf DVD.

Dass Weber über die Jahre zum heimischen Kulturgut wurde, zeigen nicht zuletzt auch Auszeichnungen, die der Künstler erhielt. So wurde er 2005 sowohl mit einem Amadeus Austrian Music Award für sein Lebenswerk geehrt und erhielt auch das Silberne Verdienstzeichen des Landes Wien.

„Beitrag zur Protestkultur“

„Stefan Weber hat als Gründer von Drahdiwaberl österreichische Musikgeschichte geschrieben“, zeigte sich die neue Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) am Freitag in einer Aussendung „tief betroffen“ vom „Ableben des charismatischen Musikers und Grafikers“. „Drahdiwaberl leistete als hochpolitische Band einen wichtigen Beitrag zur österreichischen Protestkultur, die ihre gesellschaftspolitischen Botschaften mit exaltierten, schrillen und provokanten Auftritten untermalte“, so Kaup-Hasler.

Rabenhof-Direktor Thomas Gratzer würdigte Webers Rock ’n’ Roll-Musiktheaterprojekt Drahdiwaberl als „wichtigen Impulsgeber für die österreichische Musik- und Theaterszene der vergangenen Jahrzehnte. Ohne seine Radikalität, seinen Mut und seine Kreativität wäre die Kulturlandschaft des Landes um sehr vieles ärmer.“ Auch im Rabenhof Theater habe es „legendäre Auftritte des Großmeisters der gepflegten Provokation“ gegeben, etwa Webers Auftritt als Karl May in der Produktion „Schurkenstaaten zu Gast im Rabenhof“.