Fernkälte will Versorgung ausbauen

Seit elf Jahren setzt Wien auf „saubere Kälte“. Die 16 Fernkältezentralen dienen als umweltschonende Alternative zu herkömmlichen Klimaanlagen. Das Kältenetz in Wien soll auch künftig ausgebaut werden.

Wenn die Sommerhitze die Schweißperlen auf die Stirn treibt, heißt es kühlen Kopf bewahren. In den Wiener Büros, Spitälern und Hotels laufen die Kühlungsanlagen auf Hochtouren. Ein Blick auf die vergangenen Jahre zeigt, dass die Sommertemperaturen kontinuierlich steigen. Seit dem Jahr 2007 haben sich die Hitzetage, also jene Tage, an denen das Thermometer über 30 Grad misst, fast verdoppelt. In 20 Jahren, so rechnen Experten, soll genauso viel Kühl- wie Heizenergie benötigt werden.

„Neben der globalen Klimaerwärmung sind wachsende Komfortansprüche und moderne Architekturmodelle, wie Glasfassaden für den steigenden Kühlbedarf verantwortlich“, sagte die Projektleiterin der Fernkälte bei Wien Energie, Natalie Stanke. Der erhöhte Stromverbrauch belastet wiederrum die Umwelt. Ein Teufelskreis, den die Wiener Fernkälte entgegenwirken will.

Wärme wird in Kälte umgewandelt

Die Fernkälte verbraucht gegenüber herkömmlicheren Klimaanlagen bis zu zehnmal weniger Primärenergie. Die Technologie dahinter erscheint so ausgeklügelt wie paradox: Denn die Maschinen nutzen Wärme der Verbrennungsanalagen um sie in Kälte umzuwandeln. Ein System das vor allem in Städten gut funktioniert. Bei Kraftwerken, Abfallbehandlungs- und Industrieanlagen fällt Unmengen an Abwärme an.

Maschinen Fernkälte Schottenring

Wien Energie/Hofer

Die Fernkälte-Zentrale am Schottenring ist die drittgrößte in Wien

Im Jahr 2007 kam die umweltfreundliche Kühlung zum ersten Mal zum Einsatz. Seither wurde das Netz auf insgesamt 16 Fernkältezentren ausgebaut. Eines davon befindet sich unterhalb des Schottenrings. Seit fünf Jahren versorgt sie prominente Prachtbauten wie die Uni Wien, Nationalbank, das Hotel Kempinski oder den Ringturm mit Kälte. Die Nachfrage steigt jährlich. Allein in diesem Jahr wurden sechs Objekte angeschlossen, vier weitere Gebäude sollen im nächsten Jahr von der umweltschonenden Kühlmethode profitieren.

Kühlung durch den Donaukanal

Mit 15 Megawatt Kälteleistung, was umgerechnet einer Power von 100.000 Kühlschränken entspricht, ist die Fernkälte-Zentrale am Schottenring die drittgrößte Wiens. Bei voller Auslastung werden etwa 10.000 Personen von dem 3,3 kilometerlangen Kältenetz versorgt. Aber auch in den Fernkältezentren muss niemand schwitzen. Für die Kühlung der Maschinen wird das Wasser des umliegenden Donaukanals verwendet.

Mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von zehn bis 15 Prozent jährlich, wird das umweltschonende Kühlnetzwerk auch in Zukunft ausgebaut. Aktuell werden Kunden mit einer Gesamtleistung von knapp 130 Megawatt versorgt. Das entspricht in etwa 200 klimatisierten Fußballfeldern.

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