Mehr Gedenktafeln für jüdische Opfer

An Vertriebene und ermordete Juden in der Nazizeit sollen kleine Messingtafeln am Boden in Wien erinnern. Die „Steine der Erinnerung“ zeigen Namen, Geburts- und Sterbedaten. So etwa auch in der Burggasse vor dem Admiral Kino.

Vergangenes kann nicht ungeschehen gemacht werden, doch bewusstes Erinnern ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in eine bessere Zukunft. Nach diesem Motto hat auch der Verein „Steine der Erinnerung“ in Wien bisher Tafeln mit über 1.600 Namen verlegt. 90 Prozent davon am Boden, 10 Prozent auf Hausmauern - noch viele mehr sind fix geplant.

„Es gibt eine enorme Zahl an Opfern, in der Datenbank sind 66.000 Einträge. Das ist eine anonyme Zahl und wir machen es lebendig. Man kann sie wahrnehmen als Menschen, die haben als Nachbarn hier gelebt. Sie mussten das Land verlassen, kamen durchwegs in die Vernichtungsmaschinerie der Nazis“, erzählt Roswitha Hammer vom Verein „Steine der Erinnerung“ im „Wien Heute“-Interview.

Messingtafeln

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Eine von 1.600 Gedenktafeln, die auf dem Wiener Pflaster verlegt worden sind

„Versöhnung ist heute leichter geworden“

Auf einem der Steine vor dem Wiener Admiral Kino in Neubau stehen die Namen von Margarethe und Berthold Ebner. Sie haben lange auch in Wien gewohnt und waren bis 1938 Besitzer des Admiral Kinos. Mit viel Glück gelang der jüdischen Familie 1939 die Flucht vor den Nazis nach England.

Berthold Ebner wurde verhaftet und war acht Monate im KZ-Dachau. Michaela Englert, seit 2007 Betreiberin des Admiral Kinos, berichtet: „Margarethe Ebner hat immer wieder versucht, zu intervenieren. Und nach acht Monaten ist er dann tatsächlich frei gekommen. Sie konnten dann mit dem zweijährigen Henry, damals Heinrich, nach England flüchten“.

Stein Boden Namen

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Zweck der Aktion: „Vertriebene und getötete Juden wieder sichtbar machen“

Henry ist heute 81 und kommt mit seinen Kindern aus London immer wieder nach Wien. Die Familie hat das Kino in den 50er-Jahren zurückbekommen und verkauft - ist aber in England geblieben. Die heutige Betreiberin hat den Kontakt zu Henry Ebner hergestellt und sich für das sichtbare Andenken an seine Eltern eingesetzt. „Seit Österreich akzeptiert hat, dass es nicht nur NS-Opfer, sondern auch Täter gegeben hat, ist eines leicher möglich geworden, nämlich Versöhnung“, sagt Henry Ebner.

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