Film über Johanna Dohnal entsteht in Wien

Sie war eine Kämpferin für Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, Selbstbestimmung und Schutz vor Gewalt: Johanna Dohnal. Über die feministische Vorreiterin und ehemalige Frauenministerin entsteht derzeit ein Film in Wien.

Ein Gemeindebau in Penzing und ein Platz in Mariahilf sind mittlerweile nach der 2010 verstorbenen Frauenpolitikerin benannt. „In unserer Jugend war das ein Idol. Johanna Dohnal, das war wie Mannerwafferl, Soletti, Johanna Dohnal, Mozart. Das war einfach Österreich und das war Identifikation“, sagt die Filmemacherin Sabine Derflinger gegenüber „Wien heute“.

„Immer wieder auch Proteste eingelegt“

Die österreichische Regisseurin setzt mit „Wir wollen die Hälfte vom Kuchen“ der Frauenpolitikerin ein Denkmal. In der Doku kommen Mitstreiterinnen Dohnals, wie etwa Theaterdoyenne Emmy Werner, zu Wort. Gedreht wird der Film in Wien.

„Und dann haben wir natürlich immer wieder auch diese Proteste eingelegt, jeder auf seine Art. Wir haben es eben mit Theater versucht, in dem wir Frauen engagiert haben, gezielt Frauen. Das hat schon etwas bewirkt und vieles hat sich gebessert“, sagt Werner. Ihr Mantra sei immer „ein bisschen“ gewesen, es mit den Männern gemeinsam zu versuchen. „Jeder Mann, den Du gewinnst ist ein Mitstreiter“.

„Frauengeschichte soll erzählt werden“

Derflinger arbeitet an dem Film mit einem Frauenteam. „In der Filmbranche war es dann ein Thema. Immerhin bin ich die erste Regisseurin die in Österreich nach 40 Jahren einen Tatort gemacht hat“, sagt Derflinger.

TV-Hinweis

„Wien heute“, 7. Oktober 2018, 19.00 Uhr in ORF2 und danach in TVthek.ORF.at.

Dass sie Feministin ist, werde man dem Film schon anmerken, so die Regisseurin. „Der Film über die Johanna Dohnal soll ein Beitrag dazu sein, dass die Frauengeschichte erzählt wird. Wenn jetzt im zweiten Frauenvolksbegehren und in der dritten Frauenbewegeung so viele Forderungen wieder gefordert werden müssen, die sowohl in der ersten Frauenbewegung, als auch in der zweiten, schon gefordert worden sind, hat für mich auch damit zu tun, dass diese Frauengeschichte einfach nicht weitererzählt wird“. Diese Lücke will die Regisseurin mit ihrem Film schließen.

Regierungsmitglied von 1979 bis 1995

Dohnal hatte schon länger an Herzproblemen gelitten, ehe sie in der Nacht auf den 20. Februar 2010 im Alter von 71 Jahren starb. Dohnal war ab 1979 unter Bruno Kreisky (SPÖ) Staatssekretärin für Frauenfragen, von 1990 bis 1995 war sie die erste Frauenministerin Österreichs. Ihr Prinzip war Einmischen in alle Belange, um die Lebenssituation der Frauen zu verbessern. Anecken und kämpfen gehörte dazu, war vorprogrammiert und oft erwünscht. Auch in der eigenen Partei stieß sie oft an Grenzen. Letztlich war selbst ihr Abschied aus der Politik im Jahr 1995 ein nicht ganz freiwilliger, sondern erfolgte auf Wunsch des damaligen Kanzlers Franz Vranitzky (SPÖ).

Ihre großen Anliegen waren die eigenständige Existenzsicherung aller Frauen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Besserstellung von Frauen in der Arbeitswelt. Den Grundsatz vom gleichen Lohn für gleiche Arbeit konnte Dohnal 1993 auf legistischer Ebene im Gleichbehandlungsgesetz verankern. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz hat sie in der Öffentlichkeit thematisiert, gemeinsam mit Vranitzky den Kampf gegen Gewalt an Frauen und Kindern initiiert.

Auf ihre Bemühungen sind zahlreiche weitere Initiativen zurück zu führen, u.a. die Möglichkeit für Männer in Karenz zu gehen und das - mittlerweile allgemeine - Bewusstsein, dass flächendeckende Kinderbetreuungseinrichtungen notwendig sind. Eingesetzt hat sich Dohnal auch für Frauenquoten in Ministerien und an den Universitäten.

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