Otto Schenk erfüllt sich Lebenstraum

Mehr als 160 Inszenierungen, 70 Jahre auf der Bühne und elf Bücher - mit 88 Jahren erfüllt sich Otto Schenk am 3. November einen weiteren Lebenstraum. Er zeigt seine große Leidenschaft, das Dirigieren, erstmals im Musikverein.

„Ich habe mein ganzes Leben dirigieren wollen, der Dirigentenberuf war für mich aber ein unerreichbares Gebiet“, sagt Otto Schenk im Interview mit „Wien heute“. Ein Auftritt im Musikverein war für die Theatergröße unvorstellbar. „Das ist ein unfassbares Gefühl, das kann man gar nicht schildern“, sagt er. „Der Musikvereinsaal, in den ist man verliebt, das ist ja kein normaler Saal, das ist eine Zauberhöhle.“

Gemeinsam mit Konrad Leitner darf er in dieser „Zauberhöhle“ am 3. November die ungarische Kammerphilharmonie dirigieren - oder rudern, wie er es nennt. „Ich dirigiere ja nicht wie ein richtiger Dirigent, sondern wie ein Komiker, der einen Dirigenten spielt und das hat die Kammerphilharmonie gleich verstanden“, sagt er. Was genau gespielt wird, verrät Schenk nicht, ein „sehr bösartiger Radetzkymarsch“ war jedoch Teil einer Probe, sagt er.

Otto Schenk dirigiert

ORF Archiv

Am 3.11. erfüllt sich Schenk einen Lebenstraum: Im Musikverein dirigieren

Musik-Einführung für Laien

Ein weiterer Teil des Abends unter dem Motto „Noten und Anekdoten“ ist Schenks neues Buch „ Wer’s hört wird selig“ – eine Mischung aus persönlichen Erzählungen aus Schenks Bühnenerfahrung und einer „Gebrauchsanweisung, um Musikliebhaber zu werden“, sagt Schenk.

Veranstaltungshinweis

Otto Schenk: „Noten und Anekdoten - ein heiterer Spaziergang durch die Welt der Musik“, 3. November, 20 Uhr, Musikverein großer Saal, Musikvereinsplatz 1, 1010 Wien

Es sei vor allem ein Buch für Musik-Laien. „Ich bin ja selbst kein Musiker und habe aber mein ganzes Leben mit der Musik zu tun gehabt. Ich wollte erklären, dass Musik etwas meint, dass man Musik nicht wie ein Gedudel hören soll, sondern hineinhören muss in diesen Dschungel. Eine Symphonie ist ein Kampf, ein Streit, ein Chaos, das sich auflöst.“

„Viele fade Sachen“ im Leben

Eine Biographie sollte es aber nicht werden, die sind gar nicht nach Schenks Geschmack: „Ich habe Biographien nicht gerne, weil so viele fade Sachen im Leben passieren, die mich nicht interessieren.“ Vielmehr beschreibt er seinen Schreibstil als kaleidoskophaft. In seinen Büchern werden nur die Highlights, Ausrutscher und großen Momente erwähnt.

Otto Schenk neues Buch

ORF

Sein neues Buch ist auch Teil des Konzerts am 3. November

So erzählt er in seinem neuen Buch von seinem Weg in die Opernszene, seinem Bezug zu Richard Wagner und dem Lampenfieber, das sich Schenk schon vor Jahren abgewöhnt hat. Denn Aufregung empfinde er als unappetitlich. Er selbst ist vor Auftritten eher müde, „wie eine Peitsche, die hängt und erst knallt, wenn sie besonders durchgehangen hat. Ich bin bereit, mich in Schwingung versetzen zu lassen“, so Schenk.

„An Pension denkt man immer“

Literaturhinweis

Otto Schenk: Wer’s hört wird selig: Musikalisches und Unmusikalisches. Amalthea Verlag, 240 Seiten.

Nach 70 Jahren Bühnenerfahrung, mehr als 160 Inszenierungen und elf geschriebenen Büchern hat sich ohnehin eine gewisse Routine entwickelt. „Ich habe immer das Gefühl, ich mache das selbe“, sagt er. „Wenn ich ein Buch schreibe, erzähle ich. Wenn ich vorlese, erzähle ich. Wenn ich Theater spiele, erlebe ich eine Geschichte, die ich auch erzähle. Ich bin eigentlich ständig im Dienst.“

Diesen Dienst möchte er in naher Zukunft nicht beenden. „An Pension denkt man immer, das ganze Leben habe ich an Pension gedacht“, sagt er. „Aber solange man gefragt wird, solange der Saal voll ist, wenn der Name steht und solange ein Stück über 100 Mal gespielt wird, hat man nicht die Verantwortung aufzuhören. Solange man kann hat man die Verpflichtung. Was man kann gehört einem ja nicht, das ist für einen anderen da.“

Der Auftritt im Musikverein soll also nicht sein letzter gewesen sein, weitere Bücher und Theaterinszenierungen schließt Schenk ebenfalls nicht aus. „Ich bleib noch ein bissl“, schreibt er dazu abschließend in seinem Buch.

Links: