Posträuber chauffiert: Elf Jahre Haft

Wegen Beteiligung an einem bewaffneten Raubüberfall auf ein Postamt in Ottakring, sind am Dienstagabend zwei Männer zu je elf Jahren Haft verurteilt worden. Es fehlen 264.000 Euro Beute, das Überfallsopfer ist psychisch angeschlagen.

Der Überfall hat sich am 6. Oktober 2009 zugetragen. Ein mit einer täuschend echt aussehenden Spielzeugpistole bewaffneter Georgier hat dabei 264.000 Euro erbeutet. Dafür fasste der Georgier zwölfeinhalb Jahre Haft aus, konnte sich aber absetzen - mehr dazu in Postüberfall: Justiz ließ Haupttäter flüchten.

Der in einer anderen Filiale beschäftigte 32-jährige Ex-Kollege des Flüchtigen sowie ein 48-jähriger Armenier, die gegen ihre erstinstanzliche Verurteilung Rechtsmittel einlegten, sollen die Reise des Georgiers nach Wien organisiert, den Tatort ausgekundschaftet, die Waffe und eine Sturmmaske besorgt und den unmittelbaren Täter zum Überfall chauffiert und im Anschluss wieder weggebracht haben.

Überfallsopfer: Täter hatte „tödlichen Blick“

Am Dienstag wurde vor einem Schwurgericht verhandelt - eine der Angestellten hatte der Raub laut Anklage derart mitgenommen, dass bei ihr schwere Dauerfolgen auftraten, die einer Körperverletzung gleichkamen. Der beigezogene Gerichtspsychiater Peter Hofmann bescheinigte der mittlerweile 53-Jährigen eine posttraumatische Belastungsstörung, die er auf das Erlebte zurückführte.

Dieser Täter hätte sie und ihre Kollegen mit einer Schusswaffe bedroht und einen „tödlichen Blick“ an den Tag gelegt, sagte die Zeugin: „Es war schrecklich. Ich möchte mich nicht daran erinnern.“ Der Unmaskierte sei einfach da gestanden und hätte auf sie gezielt: „Vielleicht hat’s ihm Spaß gemacht.“

Zu den Folgen des Überfalls meinte die 53-Jährige: „Ich kann seither schlecht schlafen, habe Angstzustände, Schweißausbrüche.“ Sie habe schließlich ihren Job bei der Post und zwei weitere berufliche Tätigkeiten aufgeben müssen: „Ich habe vorher 3.000 Euro netto verdient. Jetzt habe ich nichts als Schulden. Ich kann mir nix mehr leisten.“ Sie stehe in psychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlung: „Ich habe lange Zeit überall dieses Gesicht (gemeint: des Täters, Anm.) gesehen.“

Angeklagte haben Tat bestritten

Allerdings hatte die Frau erst 2013 ihre berufliche Karriere beendet, woraus die Verteidiger den Schluss zogen, dass der Raub möglicherweise gar nicht kausal für ihren psychischen Verfall war. „Ich habe lange versucht, selbst damit klar zu kommen“, hielt dem die Frau entgegen. Sie habe vier Jahre gebraucht, um zu erkennen, „dass ich es nicht in den Griff bekomme.“

Weil ein Anwalt sie recht scharf befragte, stürmte die Zeugin nach ihrer Aussage noch ein Mal weinend in den Gerichtssaal und pflanzte sich vor dem betreffenden Verteidiger auf. „War das nötig?“, rief sie ihm sichtlich erbost zu. „Ja“, erwiderte dieser trocken. Sie wolle sich mit dem Postraub nicht mehr auseinandersetzen, konterte die 53-Jährige: „Soll ich deswegen im Urwald verschwinden?“

Die zwei Angeklagten haben die Tat vor Gericht bestritten. Der Armenier beteuerte, er habe mit der Sache nichts zu tun. Der 32-jährige Wiener erklärte, er sei vom verschwundenen Ex-Arbeitskollegen auf einen inszenierten Raub angesprochen worden, hätte dieses Ansinnen aber abgelehnt und nicht mitgemacht. Der Richter schenkte ihnen nicht Glauben, über die zwei Männer wurden jeweils elf Jahre Freiheitsstrafen verhängt. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.