Ministerium wollte Belvedere-Bild versteigern

Das Verkehrsministerium hat 2015 unter Alois Stöger (SPÖ) ein vom Belvedere ausgeliehenes Gemälde zur Versteigerung ins Dorotheum gebracht. Das Auktionshaus gab das Bild zurück, geht aus einer aktuellen Anfragebeantwortung hervor.

Das Gemälde „Versunkene Pracht“ von Hugo Darnaut (1851-1937) wurde 1982 dem damaligen Bundeskanzleramt als Leihgabe zur Verfügung gestellt, sagte eine Belvedere-Sprecherin gegenüber wien.ORF.at. 1991 sei es als verschollen gemeldet worden. Der genaue Wert des Bildes ist nicht bekannt.

Gemälde Versunkene Pracht Hugo Darnaut Belvedere

Belvedere Wien / Johannes Stoll

Das Gemälde „Versunkene Pracht“ von Hugo Darnaut wurde 1982 verliehen

Lange Liste verliehener Kunstwerke

Welche Wege das Gemälde in dem langen Zeitraum genau nahm und wie es im Verkehrsministerium landete, ist derzeit nicht bekannt. Warum das Bild hätte versteigert werden sollen, ist ebenfalls unklar. Nachdem das Bild im Dorotheum gelandet war, machte das Auktionshaus das Belvedere darauf aufmerksam und retournierte den Belvedere-Besitz, heißt es in der Anfragebeantwortung weiter. Das Belvedere bestätigte die Angaben.

Im Zuge der Beantwortung veröffentlichte Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) darüber hinaus eine 192 Seiten lange Liste von Kunstwerken, die aktuell von den Bundesmuseen verliehen sind. Darauf befinden sich über 4.200 Werke, ein Großteil - rund 3.500 - wurde vom KHM-Museumsverband verliehen.

Anfrage nach „Causa Kocherscheidt“

Anlass für die parlamentarische Anfrage durch Wolfgang Zinggl (Liste Jetzt) war die „Causa Kocherscheidt“, im Zuge derer bekanntgeworden war, dass der ehemalige Kulturminister und nunmehrige SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda das Werk „Im Raum drinnen II“ von Kurt Kocherscheidt vom Bundeskanzleramt in die SPÖ-Parteizentrale in der Löwelstraße übersiedelt hatte, was nicht mit dem Museum abgestimmt gewesen war.

Lediglich der Wechsel vom Bundeskanzleramt in die SPÖ-Klubräumlichkeiten sei vorab abgesprochen worden, hieß es. Das Kunstwerk wurde daraufhin dem Belvedere zurückgegeben - mehr dazu in SPÖ gab Belvedere-Bild zurück (wien.ORF.at; 30.10.2018).

128 Belvedere-Werke verschollen

In der vorliegenden Anfragebeantwortung heißt es weiter, dass sich Standortverlagerungen von Gemälden seit Einführung der Museumsdatenbank TMS 2007 gut zurückverfolgen ließen. Es sei seither zu keinem einzigen neuen Verlust gekommen.

Im Laufe der Geschichte des Belvederes mussten 128 Werke, die als nicht mehr auffindbar galten, aus dem Inventar gestrichen werden. Davon befanden sich 48 Werke in den Gesandtschaften der Ersten Republik im Ausland. 120 der genannten Werke wurden vor 1982 aus dem Inventar gestrichen. Seit 2001 mussten laut den Angaben keine Streichungen mehr vorgenommen werden.

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